Es ist noch recht früh am Morgen und doch schon ziemlich warm für die Verhältnisse während dieser Urzeit. Doch irgendwie ist es wohl angenehm.
Ich verlasse meine Hütte und sehe mich kurz um. Der Himmel ist noch rötlich und vermutlich schlafen die meisten noch. Gerade als ich mich richtig Wald umdrehen möchte um dort wie jeden Morgen hinzugehen, höre ich ein wenig entfernen Hufen. Sofort sehe ich rüber, obwohl ich noch nichts erkennen kann, denn anscheinend ist Chiron noch weiter weg als ich vermutet habe. Doch nach ein paar Sekunden erkenne ich den Zentaur auch schon.
Er kommt auf mich zu, bis er vor mir steht.
"Chiron" Grüße ich ihn freundlich. Er nickt mir kurz zu.
"Du solltest mitkommen" sagt er nur. Besorgt sehe ich ihn an und als er dies merkt, spricht er weiter. "Unterwegs müssen wir noch jemanden holen" sagt er, bevor er los geht und ich gehe ihm hinterher.

Genervt verließ ich Hütte 7 und schlug den Weg in Richtung Kletterwand ein, mein Hund folgte mir auf dem Fuße. Es war zwar noch recht früh und etwas kühl aber nicht unangenehm, da ich mir meinen Lieblingspullover mitgenommen hatte. Wir Apollo Kids stehen meist bei Sonnenaufgang auf, für das all morgendliche Volleyballritual gegen die Satyre aber ich hatte das Gefühl, dass es in dieser Hütte nie einfach mal still sein konnte, man konnte nie wirklich schlafen. Ich erreichte die Kletterwand und ging daran vorbei in Richtung Meer, ich liebte das Meer und heute brauchte ich diese beruhigende Aura, auch wenn es noch zu früh war um schwimmen zu gehen Ich warf Zwetschge ein paar Stöckchen und schon nach ein paar Minuten ging es mir besser, ich liebe Camp Half Blood.

Auf dem Weg fragte ich mich die ganze Zeit, was Chiron wohl vor hat und vor allem, was denn so dringend ist. Denn normalerweise hohlt er nicht einfach so ein paar Camper zu sich. Vor allem nicht so früh morgens.
Nach ein paar Minuten kommen wir schließlich bei der Apollohütte an. Stirnrunzelnd sehe ich zur Tür. "Wieso...?" frage ich noch, doch bevor ich eine Antwort bekomme klopft Chiron auch schon an und es öffnet sich eine Tür. Ein etwas kleinerer Junge steht fröhlich lächelnd an der Tür.
"Wie kann ich helfen?" fragt dieser als würde er die Wörter singen. Apollokinder sind mir oft ziemlich anstrengend. Sie sind wie Kinder und nun ja...wie ich schon erwähnt habe, anstrengend.
"Ist Nayine da?" fragt Chiron ruhig. Anscheinend möchte auch er den kleinen Jungen etwas beruhigen. Der Junge schüttelt den Kopf. "Sie hat die Hütte gerade verlassen, ich weiß nicht wo hin" antwortet er schnell. Chiron nickt und dann drehen wir uns um und gehen ein paar Schritte, als die Tür hinter uns auch schon zu fällt.
"Ethan, du wirst sie suchen. In Ordnung?" fragt er, doch mir ist bewusst, dass es keine Frage sondern eine Aufforderung ist. Ich nicke und gehe dann. Ich sehe mich um. Wo würde ein Apollokind denn hin gehen? So früh morgens? Ich seufze genervt. Trotzdem sieht man mir das nicht an. Mein Körper und seine Züge sind ruhig wie die Nacht. Kontrolliert von mir.
Dann gehe ich einfach Richtung Meer. Denn ich würde zum Wald gehen und da das Licht so ziemlich der Gegensatz von mir ist, würde ein Apollokind vielleicht zum Meer gehen. Ich könnte es immerhin versuchen.
So gehe ich den schmalen Weg entlang. Beeilen tue ich mich nicht, obwohl ich das vielleicht sollte. Doch schon nach einer Weile komme ich beim Meer an.

Es war schön, sich mal wieder so richtig auszutoben! Zwetschge, als Golden Retriever, war ja sowieso schon ein recht großer Hund und ich hatte immer recht viel Arbeit mit ihm gehabt aber nur ab und zu schaffte ich etwas längere Ausflüge, wie den, den ich heute geplant hatte. Ich warf Zwetschge noch einmal das Stöckchen, welches er vom Strand angeschleppt hatte und sah ihm hinterher. Dabei fiel mir ein Camper auf, welcher in Richtung Strand lief. Er kam mir bekannt vor aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihn namentlich einordnen könnte. Normalerweise war der Strand um diese Uhrzeit verlassen und ich war alleine hier, insgeheim fühlte ich mich gestört und hoffte, dass er bald wieder ging, etwas, was ich aber nie laut aussprechen würde. Zwetschge kam zurück gerannt und brachte mir das Stöckchen, ich hob es auf und kraulte ihm lobend den Kopf bevor ich es erneut warf, diesmal in die andere Richtung. ich sah Zwetschge erneut hinterher und lächelte.

Ein leichter Wind weht vom Norden aus, wodurch ich mich sofort etwas wohler fühle. Auch die Luft ist frisch und das Meer hat immer diesen wunderschönen Glanz. Ich sehe sehnsüchtig dem Wasser entlang, als ich sie dann sehe. Ob das Nayine ist, welche ich suchen sollte? Es ist immer merkwürdig Leute zu fragen, ob sie eine bestimmte Person sind. Denn wenn es doch die falsche Person ist, kann das ziemlich schlecht ankommen. Doch zum Glück muss ich das nicht zu oft. Die meisten Namen der Camper kenne ich mittlerweile, auch wenn nur die wenigsten mich kennen. Viele nehmen eher einen großen Bogen um mich, doch das ist normal bei Kinder der Finsternis.
So gehe ich also langsam Richtung der Küste, bis ich nur noch ein paar Meter von dem Mädchen entfernt stehe und sie nun direkt ansehen kann. Ich spüre ihren etwas erhöhten Herzschlag und frage mich, was sie wohl gerade denkt. Nun ja, das geht mich aber auch nichts an.
"Bist du Nayine?" frage ich dann ernst. Nun musste ich die Frage doch stellen und meine etwas dunklere Stimme nimmt meine ernsten Züge an und auch meine Augen haben ihre schließlich fixiert und warten auf eine Antwort.

Ich nahm einfach mal an, dass es einen Notfall in der Krankenstation gab. Auch wenn ich das ruhigste Apollokind des Camps war, war ich meist die erste die man holte, wenn es um magische Heilung ging. Ich habe keine Ahnung warum aber das lag mir schon immer mehr als operative Eingriffe oder Ähnliches. Ich wartete die drei Sekunden ab, bis Zwetschge mit dem Stück Treibholz im maul wieder angerannt kam, ging in die Knie, nahm es von ihm an und kraulte ihm noch kurz den Hund, bevor ich mich mit einem schüchternen Lächeln zu dem, mir unbekannten, Jungen um und nickte. "Ähm, ja." ich versuchte es mit einem weiteren Lächeln. "Ist etwas passiert?" Fragte ich nach und musterte ihn abwartend.

Zuerst wartet sie mit antworten, bis ihr Hund kommt. Der Hund erinnert mich irgendwie an den Hund bei meiner Pflegefamilie damals...Ich sollte nicht an diese Zeit zurück denken. Schnell wende ich mich von dem Hund ab und sehe sie wieder an und nicke. "Chiron will auch dich sprechen" sage ich seelenruhig, als würde nicht mehr dahinter stecken. Doch wenn Chiron einen auf dieser Art kommen lässt weiß jeder, dass noch mehr dahinter steckt und das wird sie ganz bestimmt auch wissen. Wie lange sie schon im Camp sein mag? Es wundert mich nämlich immer noch, sie nicht gesehen zu haben.
Ich warte noch kurz, bevor ich mich umdrehe und wieder Richtung Haupthaus gehe. Es liegt nun an ihr ob sie sofort mit kommt oder noch kurz hier am Meer bleibt. Doch ich würde schon zu Chiron gehen, vor allem weil ich nun wissen möchte, was denn genau los ist. Wie dringend und wichtig die Situation ist etc.

Ich legte den Kopf zur Seite, warum sollte Chiron mich sprechen wollen? Ich glaube, ich hatte seit meiner Ankunft im Camp vor drei Jahren nicht mehr richtig mit dem Zentauren gesprochen. Andererseits konnte es nur wichtig sein, ich betete innerlich schon mal zu Apollo und Hera, dass es nicht um meine Mutter ging. ich nickte, was der Unbekannte jedoch gar nicht mehr mitbekam, da er sich wortlos umdrehte und zurück in Richtung Camp marschierte. ich zögerte kurz, pfiff dann aber nach Zwetschge, welcher irgendwo, ein paar Meter entfernt, mit einem anderen Stück Holz spielte. Sobald mein Hund an meiner Seite war folgte ich dem unbekannten Camper, ich rannte ein Stück um ihn einzuholen, den Weg bis zum Haupthaus legten wir jedoch schweigend zurück.

Es dauert nicht lange, bis sie mich auch schon eingeholt hat. Trotzdem reden wir nicht, was allerdings auch nicht verwunderlich ist. Immerhin kennen wir einander nicht und auch so bin ich eher ein schweigsamer Typ. Ich ziehe es generell vor nicht viel zu reden und mehr oder weniger die Menschen erst zu analysieren und alles genau zu beobachten und zu überdenken, bevor ich auch nur irgendwas sage.
Nach ein paar Minuten kommen wir dann auch schon beim Haupthaus an und treten ein. Chiron scheint schon gewartet zu haben und sieht uns mit ernster Miene an. Eigentlich habe ich ein Lächeln erwartet, doch das zeigt er nicht.
"Die Götter wollen, dass ihr einen Gegenstand besorgt" fängt er an, nachdem er auch Nayine begrüßt hat. Er hält einen Zettel fest und reicht ihn uns rüber. Na das kann nur gut werden. Eine Aufgabe von den Göttern...doch wieso wir?
"Chiron...da steht, dass wir nach Philadelphia müssen..." murmele ich.

Wir betraten die Stube und Chiron erwartete uns mit einem Blick, der an eine Beerdigung erinnerte. Er begrüßte uns kurz und sah dann wieder auf einen Zettel, den er in der Hand hielt. das ganze erinnerte mich an einen Vortrag in der Schule, bloß das Chiron wesentlich älter und ernster als ein Schüler war. Was soll das heißen, die Götter wollen uns für einen Auftrag? Und was für ein Gegenstand? Und warum bitte ich? Schrien meine Gedanken protestierend. Da der Unbekannte schon gefragt hatte, warum unbedingt Philadelphia, beschloss ich, die anderen Fragen zu stellen. ich räusperte mich. "Chiron...was für ein Gegenstand? Und warum wir?" Fragte ich leise und wandte mich dann vorsichtig an den unbekannten "Und wer bist du eigentlich?"

Chiron scheint sofort zu bemerken, dass wir wohl beide nicht gerade Lust haben diese Aufgabe für die Götter zu erledigen. Was natürlich verständlich ist, keine Frage. Doch wenn Chiron sich entschieden hat wer gehen wird, muss das getan werden und da er weiß, dass ich eher zu den vernünftigen Camper gehöre, werde ich das auch machen. Egal ob ich will oder nicht. Das ist mehr oder weniger Normalität im Camp.
Er räuspert sich leicht, bevor er wieder weiter redet. "Ihr werdet in einem Laden erwartet, wo genau weiß ich nicht. Das müsst ihr leider selber rausfinden. Auf jeden Fall müsst ihr ein Fläschchen holen." antwortet er. Er sieht mich stirnrunzelnd, als Nayine ihre nächste Frage stellt. "Würdest du dich ihr bitte vorstellen?" fragt er dann, als hätte ich das schon längst machen müssen.
Natürlich hätte ich...doch da ich meistens eher nicht mit Menschen umgehe, vergesse ich sowas öfter mal.
"Tut mir leid. Ich bin Ethan. Sohn des Erebos" antworte ich mit verschrenkten Armen.
Dann nicke ich Chiron zu. "Und für welche Götter?" frage ich hinterher. Chiron schüttelt den Kopf. "Der liebe Zeus verlangt dies" antwort er sichtlich nachdenklich.
Von der Seite aus sehe ich zu Nayine. Ob sie etwas mit Zeus zu zun hat?

Ein Fläschchen....mit geheimen Inhalt. Irgendwo abholen? Na das konnte ja lustig werden...
Ich sah 'Ethan' neutral an, als er sich mir vorstellte. Der Sohn des Erebos....gegensätzlicher ließ sich ein Einsatzteam wohl kaum zusammen stellen. Er wirkte relativ verschlossen und nicht unbedingt erfreut mich kennenzulernen, nun, ich würde später noch zeit haben ihn etwas genauer kennenzulernen, ich hoffe´te, dass wir uns einigermaßen verstehen. Dann konzentrierte ich mich wieder auf Chirons Erklärungen. Als Chiron anscheinend fertig war, stellte ich erneut meine Fragen. "Und warum nun ausgerechnet wir? Wir kennen uns noch nicht mal. Und hat Zeus wirklich uns beide dafür ausgesucht? Warum sollte er?" Fragte ich mit aufgeregter aber leiser Stimme.

Ich bemerke ihren Blick, doch erwidere ihn dieses Mal nicht. Ich würde gerne freundlicher rüberkommen, doch sowas fällt mir ganz und gar nicht leicht, obwohl ich doch eine recht freundliche Person bin. Trotzdem sind Kontakte mit anderen für mich eine sehr schwierige Sache und vor allem, da ich sie nicht kenne, kann ich sie noch nicht einschätzen.
Chiron scheint fertig zu sein und schon kommt die nächste Frage. Er nickt kurz. "Genau, er hat euch dafür auserwählt und wieso er das getan hat, kann ich nicht sagen." beantwortet er ihre Frage. "Doch wie man Zeus kennt, wird er wohl auch seinen Spaß dabei haben" ergänzt er noch. Na das hört sich schon logischer an, als dass er uns einfach ausgewählt hat. Dass er seinen Spaß haben möchte.
Immer diese Götter...manchmal frage ich mich wirklich, was sie so in ihren Birnen haben.
Ich seufze leise und nicke dann. "Alles klar" sage ich dann wieder ernst.
Nun sehe ich auch Nayine wieder an. "Sollen wir zur Abenddämmerung gehen?" Das wäre wohl die vernünftigste Idee, da wir sowieso länger unterwegs sein würden. So eine kleine Strecke ist das immerhin nicht und Nachts sind wir unauffälliger.

Der Gedanke, eine Person aus Spaß dem Tode auszusetzen war etwas, was mich an den Göttern schon immer gestört hatte. Sie waren eine Familie, eine Familie zu der wir auch gehörten aber irgendwie war diese Familie nur voller Hass, voller Misstrauen und voller gegenseitiger Intrigen und Schadensfreude. Das war nie meine Definition von Familie gewesen und das einzige was ich manchmal noch als Familie einordnen konnte waren meine Halbgeschwister und selbst die waren eigentlich Fremde für mich. Aber zurück zum Thema.

Die ersten Eindrücke sind bei einer Person immer prägend und es würde nicht gut rüber kommen, wenn ich jetzt erwähnen würde, dass ich die Dunkelheit...nicht so mag. Ich mochte das Sonnenlicht einfach sehr gerne, logischerweise, und er natürlich lieber die Nacht. Da war noch ein Punkt, Ethan war zweifelslos älter als ich, auch wenn ich sein genaues Alter nicht einschätzen konnte und in diesem Camp bedeutete Alter fast alles, nur die Stärksten überleben ihren achtzehnten Geburtstag und es war eine Art Erwartung an die Jüngeren, dies zu respektieren und zu achten. Kurz und gut: vorerst war Ethan sowas wie mein Vorgesetzter.

Ich zögerte, nickte dann aber langsam. "Treffen wir uns bei Thalias Fichte?" fragte ich noch schnell, an Ethan gewandt. Wie würden wir überhaupt nach Philadelphia kommen? Und wieso unbedingt Philadelphia? Hoffentlich wirkte sich der Besuch dieser Stadt nicht schlecht auf.....mich aus.

Ich höre, wie ihr Herz bei meiner Frage etwas schneller anfängt zu schlagen. Offensichtlich gefällt es ihr nicht sonderlich, doch sie willigt ein. Was mich ein wenig überrascht, doch das zeigen meine Gesichtszüge nicht. Es hat einen großen Vorteil, wenn man seine Mimik und Gestik sehr gut unter Kontrolle hat. Doch andere können für mich das meiste nicht verbergen. Denn mein Gehör und meine Sicht sind sehr ausgeprägt, sonst könnte ich immerhin ihr Herz nicht hören.
"Machen wir" sage ich ruhig und versuche dann ein kleines Lächeln aufzubringen, was mit meinen starren Zügen nicht so einfach ist. Doch ich möchte nicht unfreundlich rüberkommen.
Chiron lächelt uns zum Schluss ebenfalls an. "Dann viel Erfolg ihr beiden" sagt er und drückt mit einen Umschlag in die Hand. Ich weiß sofort, dass dort Geld drin ist. Chiron gibt mir immer Geld mit, da er genau weiß, dass mich nichts aufhält etwas zu erreichen, nur auf Grund von Geld. Dann wende ich mich Nayine erneut zu. "Dann bis heute Abend" sage ich noch, bevor ich mich umdrehe und das Haupthaus verlasse.
Ich hoffe dabei einfach, dass sie keinen zu schlechten Eindruck von mir hat.
Als ich wieder zu meiner Hütte gehe, beschließe ich sofort meine Sachen zu packen. Ich nehme nur einen kleinen Beutel mit, wo ich ein paar Sachen rein packe. Den Beutel habe ich mal von einer der Hekatekinder bekommen, weswegen der so klein ist, dass er in meiner Hosentasche passt, doch enorm viele Sachen rein passen.
Dann lege ich den Beutel auch sofort in meiner Hosentasche, damit ich ihn auf keinen Fall vergesse.
Schließlich gehe ich raus und da ich erstmal kein Training habe, gehe ich rüber zum Wald und setze mich auf den Fels davor, wo ich eigentlich jeden Morgen sitze. Doch mittlerweile ist der Himmel schon heller und sind auch die ersten Camper schon unterwegs. Zum Glück kann ich doch gerade alleine sein. So hohle ich mein altes Notizbuch raus, welches ich immer dabei habe und fange an den lebendigen Wald zu zeichnen, wie immer, mit all seinen Schatten und Geschichten. Denn jeden Tag gibt es etwas Neues.

Nachdem Ethan dem Treffpunkt zugestimmt hatte, bekam er von Chiron einen geheimnisvollen Umschlag. Nein, mir sagte niemand was drin ist also war es nichts, was mich irgendetwas anging. Denke ich. Nachdem Ethan dann gegangen war verdunkelten sich Chirons Gesichtszüge schlagartig und er sah mich besorgt an. "kommst du mit Philadelphia klar?" fragte er mich mit einem vorsichtigem Unterton. Ich sah zu Boden. "Ich...ich denke schon. Ich habe bloß Angst...sie zu treffen." Antwortete ich und Schmerz schlich sich in meine Stimme. "Ich hab dir trotzdem ihre aktuelle Adresse rausgesucht. Ansonsten...Philadelphia ist nicht klein, du wirst sie wohl kaum zufällig treffen." Versuchte er mich zu beruhigen und streckte die Hand mit einem kleinen Zettel darin aus. ich nahm den Zettel und betrachtete die Adresse. Sie war umgezogen...in das wohl beste Viertel der Stadt...oh schon dafür würde ich sie am liebsten erwürgen. Ich sagte nichts mehr´, steckte den Zettel in meine Hosentasche und verließ das Zimmer, als ich an der Tür war hielt Chiron mich noch mit drei Worten zurück. "Viel Glück, Nay." ich drehte mich nochmal kurz um und schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln, dann verließ ich das Haupthaus. Vor der Tür wartete Zwetschge auf mich und zusammen liefen wir bis zu Hütte 7. Durfte ich Zwetschge überhaupt mitnehmen? Ich hatte nicht nachgefragt aber ich wollte ihn gerne dabei haben. Ich betrat Hütte 7 und suchte den Hüttenältesten um die Schichten für die Krankenstation streichen zu lassen.

So saß ich dort länger und fragte mich zur gleichen Zeit, wie es wohl sein wird dort hin zu gehen. Philadelphia. Dort war ich noch nie. Ich war schon an recht vielen Orten, doch dort noch nicht.
Ich sehe den Walt entlang und spüre wie eine kleine Sehnsucht in mir aufkommt. Eine Sehnsucht nach der Dunkelheit und den Schatten. Ich seufze leise, als ich schließlich aufstehe. Es wird Zeit zum Training zu gehen. Als ich dort ankomme nehme ich meine Waffen und stelle mich hin, warte bis ich zugeteilt werde. Denn freiwillig kämpfen nur die wenigsten mit mir. Vor allem, weil ich unbekannt bin, doch auch weil einige Angst vor mir haben. Angst vor den Unbekannten. Angst vor der Dunkelheit.
Schließlich steht ein Junge vor mir, der vielleicht nur ein paar Zentimeter kleiner ist als ich es bin. Doch sein Oberkörper ist muskulös und er sieht so aus, als wäre er doch ziemlich überzeugt von sich. Neutral sehe ich ihn an und warte darauf, dass das Training anfängt.
So kämpfen wir. Er ist ein guter Gegner, auch wenn ich ihm locker ausweiche. Trotzdem möchte ich ihn nicht sofort schlagen. Ich gebe andere gerne eine faire Chance.
Das mag sich nun anhören als würde ich mich selber auch gut finden, doch das ist nicht so. Ich bin zwar nicht schlecht, doch kämpfe meistens eher mit meinen Gaben als mit Waffen. Zudem mag ich das Training an sich gerne, solange ich mein Gegenüber etwas gutes tun kann. Gewinnen lasse ich allerdings nur die, die neu sind. Denn ich bin trotzdem der Meinung, dass sie was lernen müssen und das würden sie nicht, wenn ich jeden gewinnen lassen würde. Doch die Neuen im Camp, die unsicher sind und Angst haben, lasse ich beim ersten mal meistens gewinnen, damit sie sich etwas besser fühlen.
Trotzdem bin ich nicht ganz bei der Sache. Ich denke an die Mission, an das Fläschchen. Was wohl darin ist? Wieso Zeus es wohl so dringend braucht?

"Nein du darfst den Hund NICHT mitnehmen!" brüllte mein Halbbruder und ich war mir ziemlich sicher, dass es sogar die Nymphen im Wald noch gehört hatten. Ich zuckte stark zusammen und sah zu Boden. Sofort entschuldigte sich unser Hüttenältester bei mir, meine Geschwister wussten, dass ich, aufgrund meiner Vergangenheit, welche aber keiner außer Chiron kannte, sehr scheu und unsicher war und versuchten Rücksicht zu nehmen. "Es....es tut mir leid NayNay aber Zwetschge wird euch nur im Weg sein, lass ihn hier." Wir hatte jetzt seit vier Minuten darüber diskutiert und mir war klar, dass ich nicht gewinnen würde. Ich nickte traurig und packte die Hundekekse wieder aus. Mein Halbbruder seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Ich passe höchstpersönlich auf ihn auf, er wird genug Futter und genug Auslauf haben, versprochen...Nay?" Ich holte Luft und nickte dann traurig. Er seufzte erneut und schloss mich in eine kurze Umarmung bevor er mir die restlichen Sachen zum einpacken reichte, Verbandszeug, Nektar, Ambrosia, Drachmen und noch ein bisschen was an Medikamenten. Die Hütte um uns war leer, alle anderen Apollo Kinder waren entweder beim Bogenschießen, hatten Schicht auf der Krankenstation, waren beim Volleyball oder machten irgendwas anderes draußen im Sonnenschein. Als wir alles zusammen hatten stellte ich den Rucksack an das Fußende meines Bettes und verließ die Hütte, draußen lies ich erstmal die sonne auf mein Gesicht scheinen bevor ich mich zum Bogenschießen aufmachte.

Da ich im Moment abgelenkter bin als sonst, bin ich etwas schlechter. Doch auch das muss ich trainieren, also passt das eigentlich auch mal ganz gut. Trotzdem siege ich am Ende. Der Junge sieht mich genervt an, doch das ist mir egal. Er muss lernen damit umzugehen, dass man nicht immer gewinnen kann. Das ist sehr wichtig, vor allem für Halbgötter. Denn leider gibt es sehr viele Verluste in dieser Welt und hier im Camp kann man ein kleines bisschen vorbereitet werden. So schwierig es auch sein mag.
Nach einer Weile ist mein Training mit Schwert zuende. Ich gehe etwas rüber und nehme mir erstmal was zu trinken. Als ich das Wasser schlucke spüre ich sofort die Kälte die sacht durch meinen Körper strömt, als würde ich sie in all meinen Gliedmaßen spüren. Das ist das Schöne, wenn man nach hartem Training etwas trinken kann. Sofort fühle ich mich besser. Immerhin braucht der Körper Wasser um zu leben.
Die Poseidonkinder haben es da wohl noch einfacher. Sie bekommen oft durch Wasser sofort ihre ganze Energie zurück. Das geht bei mir natürlich nicht.
Als ich kurz zur Seite sehe, erkenne ich in der Ferne schon Nayine. Ob sie nun auch Training hat?

Ich lief den Weg in Richtung Bogenschießgelände kam ich auch an der Arena vorbei, ich erkannte Ethan an einer Seite und zögerte. Dann nickte ich ihm aber nur freundlich zu und setzte meinen Weg fort. Schwertkampf...ich konnte mir gut vorstellen, dass das seine beste Disziplin war aber genau konnte ich das natürlich nicht einschätzen. Ich selbst konnte mit einem Schwert nichts anfangen. Dank meiner Geschwister und zahlloser Extratrainingseinheiten war ich inzwischen ein passabler Schütze und außerhalb des Camps trug ich zusätzlich noch immer einen Dolch bei mir aber Kampf war noch nie meine Stärke gewesen. Ich blickte noch einmal kurz zurück zu Ethan, ich war sehr gespannt auf unseren Einsatz, denn entweder würden wir uns gut verstehen oder uns irgendwann gegenseitig umbringen

Als sie mir zunickt nickt ich zurück. Dann trinke ich noch einen Schluck und beobachte sie kurz. Ich möchte keinen falschen Eindruck machen. Doch sie scheint gleich Bogenschießen zu haben. Bogenschießen ist nicht so meins. Ich kann es ganz okay, doch ich komme einfach im Kampf nicht klar damit. Deswegen trainiere ich seit einer Weile überhaupt kein Bogenschießen mehr. Vielleicht sollte man immer alle Disziplinen trainieren, denn man weiß nie wann man was doch gebrauchen kann, doch ich habe auch so genug zu tun.
Der Junge mit dem ich gekämpft habe sieht mich immer noch sauer an, doch ich kümmere mich nicht mehr um ihn. Ich sehe ihn nur kurz an, bevor ich mich von ihm abwende und meine Sachen zurück lege, wodurch ich wieder einfach nur in meiner Hose und Tshirt da stehe, ohne Rüstung und Waffen. Das ist mir immer noch am liebsten. So bin ich ich und so würde ich auch jeder Zeit kämpfen.

Ich betrat das Bogenschießgelände und suchte mir eine Bahn so weit wie möglich von den Anderen entfernt. Dann berührte ich mit meinen Sonnenanhänger und hielt kurz darauf einen Bogen aus himmlischer Bronze in der Hand. Gedankenverloren betrachtete ich ihn, dieser Bogen war, neben meiner Anerkennung, das einzige Zeichen, was ich jemals von Apollo erhalten hatte. Und das machte mich manchmal sehr wütend. Seufzend richtete ich mich auf und begab mich, mich selbst kontrollierend, in die richtige Haltung. Ich legte an, zielte sorgfältig und schoss. Und ich verfehlte die Mitte, wenn auch nur knapp. ich seufzte und tat es noch einmal, und noch einmal. So lange, bis ich eine ungefähre Quote von 10 Treffern auf 10 leicht verfehlte Schüsse hatte. Das Problem war, dass ich in einer Kampfsituation kaum die Möglichkeit haben würde sorgfältig zu zielen.

Als ich bemerke, dass Nayines Training beginnt, kann ich nicht anders und schaue doch rüber. Und sie ist wirklich gut, auch wenn sie knapp die Mitte verfehlt. Ja, meine Sicht ist auch viel besser als von anderen.
Trotzdem ist sie gut und bestimmt würde sie das auch in Kampfsituationen nutzen können. Da bin ich mir eigentlich sicher.
Trotzdem möchte ich sie nicht länger beobachten, immerhin bin ich kein Stalker oder sonstiges. So drehe ich mich um und verlasse den Trainingsplatz, da ich nun erstmal kein Training mehr habe und hohle mir etwas zum essen.
Schließlich setze ich mich auf eine Bank und esse ein wenig. Natürlich nicht im mitten der Camper, sondern etwas Abseits. Da entdecke ich Chiron, welcher als er mich sieht zu mir rüber kommt.
"Hallo Ethan" begrüßt er mich. "Hallo" erwidere ich nickend. Chiron sieht sich seufzend um. Es ist eigentlich auch ein sehr schöner Tag.
"Ethan," beginnt er. "Bitte pass auf Nayine auf, in Ordnung?" sagt er leicht besorgt. Ich runzele die Stirn, denn eigentlich weiß er, dass ich immer auf die Leute aufpasse, die in meiner Nähe sind oder mit denen ich unterwegs bin. Ich nicke. "Natürlich Chiron" antworte ich. Nun nickt auch er. Doch da er dies nochmal extra erwähnt hat, wird mehr dahinter stecken. Doch wieso? "Muss ich noch etwas wissen?" frage ich deswegen ernst. Chiron scheint mich nachdenklich zu betrachten, doch schüttelt dann den Kopf.
"Ihr werdet das schaffen" sagt er noch.

Als ich kaum noch Kraft in meinen Armen hatte ließ ich meinen Bogen wieder verschwinden und sah auf meine grau-goldene Armbanduhr mit dem schwarzen Armband. Es war schon recht spät, wenn ich noch zum Mittagessen wollte sollte ich mich echt beeilen. Ich rannte das Tal hinunter in Richtung Speisepavillion. Dabei sah ich Chiron mit Ethan reden, ob es um die Mission ging? Ich entschied, nicht Zuviel hinein zu interpretieren und lief weiter. Außer Atem erreichte ich den Pavillion und setzte mich zu meinen Geschwistern an den Apollo-Tisch. Wie immer war es ziemlich laut und alle quatschten aber ich hielt mich wie üblich aus den Gesprächen heraus und aß schweigend vor mich hin, mit den Gedanken war ich schon bei der Dämmerung.

Ich habe ich habe das Gefühl, dass Chiron mir nicht die ganze Wahrheit sagt. Mir ist zwar bewusst, dass er dafür seine Grüne haben wird, doch mir wäre es lieber wenn wuüde aussprechen was er denkt. Er sieht mich an uns seufzt leise. Er ist der einzige der halbwegs erkennen kann, was in meinem Kopf vor sich geht. "Ethan..Du wirst schon das zu wissen bekommen, das du wissen musst" antwortet er in seiner Orakel-Sprache.
Ich nicke leicht. Nayine und ich würden das schon irgendwie schaffen.
Der Zentaur nickt mir zu und irgendwie weiß ich, dass es eine Verabschiedung ist und dass wir uns vor der Dämmerung nicht mehr sehen werden. Ein Aufwiedersehen.
Als Chiron geht lehne ich mich zurück. Ich atme ein Mal tief ein und aus. Manchmal ist dann alles langsamer und eindeutiger und man kann kurz zur Ruhe kommen.
Dann stehe ich auf und gehe noch ein Mal zu meiner Hütte und überprüfe, ob ich alles dabei habe.
Die Zeit verfliegt ziemlich schnell und so gehe ich schließlich schon rüber um dort auf Nayine zu warten.