das Eingangsposting lautete :

Meditation.
Das Einzige, was hilft, wenn irgendwie wieder alles zu viel wird.
Meditation.
Der einzige Weg nicht das gesamte Camp in Schutt und Asche legen zu wollen.
Meditation.
Das einzige Mittel um damit zurecht zu kommen, wenn Cassandra nicht da ist.
Ich atme tief durch, lasse die Luft bewusst durch meinen Körper strömen.
Das Blätterdach über mir rauscht im leichten Wind.
Das Gras ist kühl, aber trocken.
Eigentlich ist ein schöner, sonniger Tag.
Also das perfekte Wetter, um einen Sohn der Nacht verrückt zu machen.

Ich nickte leicht betrübt. Er hatte ja recht, es lies sich Nicht ändern zumindest nicht so einfach. Ich sah das Bild an und meine Augen fingen leicht zu strahlen an. "Vielen Dank.", bedankte ich mich und nahm die Zeichnung entgehen. Er konnte sich ja gar nicht vorstellen was mir das bedeutete. Als er von seiner Mutter sprach sah ich auf. "Und was heißt das genau?", fragte ich interessiert.

"Das... bedeutet, dass ich stärker werde... Gewissermaßen und dass..."
Ich zupfe an meinem Tshirt-Saum herum und sehe Rebecca dann an.
Was solls. Ich kann es ihr sagen. Bemerken wird sie es sowieso.
"Und dass meine Mutter dann näher bei mir ist... Und irgendwie..."
*... gefällt mir das...*, beende ich den Satz in Gedanken.
Auch wenn ich ein störrischer, aggressiver Typ bin und meine Mutter
ziemlich kritisch sehe, weil sie mir nie eine richtige Mutter sein kann,
dennoch muss ich zugeben, dass ich mich wohl fühle, wenn sie in der Nähe
ist.

Es war schon beeindruckend was da alles zusammen hängen konnte. Ich lächelte ihn sanft an als er von seiner Mutter sprach. Ich glaubte das er sie doch gerne um sich hatte auch wenn sie nicht so für ihn da sein durfte wie es für eine Mutter sein sollte. Nun ist wohl irgendwie der passende Moment dafür. Aus meiner Tasche hole ich etwas heraus und greife nach Lysanders Hand. "Hand auf.", bitte ich ihn.

Ich frage nicht nach und strecke Rebecca die Hand hin.
"Soll ich die Augen auch noch zumachen, Rebecca?", frage ich.
Ihren Namen zu sagen, ist irgendwie komisch, ungewohnt aber
gleichzeitig auch irgendwie, auf verquere Art und Weise...
schön.

"Nein brauchst du nicht.", antworte ich lächelnd und lege ihm einen Schlüssel in die Hand. Dann lasse ich ihn langsam los. "Den soll ich dir geben, damit du jeder Zeit vorbei kommen kannst. Du hast alle Zeit der Welt wenn du ihn näher kennenlernen möchtest, oder auch meine Mum. Du bist immer willkommen.", erkläre ich ihm und warte seine Reaktion ab.

Etwas sprachlos betrachte ich den Schlüssel.
"Äh...", kommt es von mir und ich komme mir vor, wie der
letzte Volltrottel. "Ähm..."
Eigentlich stottere ich nie und sprachlos bin ich erst recht nie.
Aber das hier? Wen würde das nicht etwas überrumpeln.
*Gib ihr den Schlüssel zurück!*, ruft eine Stimme in meinem Kopf.
*Sag danke!*, verlangt eine andere.
Aber ich sage einfach gar nichts und stecke den Schlüssel ein.
Vielleicht... nur vielleicht... hat Nyx ja recht und John brauchte
einfach etwas Zeit, um mit mir klarzukommen.

Ich hatte das Gefühl das er sonst nie sprachlos war. Deshalb lächelte ich einfach sanft. "Du brauchst nichts zu sagen.", versichert ich ihm leise und bin froh das er ihn wenigstens einsteckt und mir nicht einfach wieder zurück gibt. Wer wusste schon wofür es gut war das er den Schlüssel hatte.

"Geht es ihm gut?", schaffe ich es dann endlich irgendwann
zu sagen. Den Blick lasse ich wandern, meide allerdings Rebeccas Gesicht. Sonst würde sie die Verwirrung sehen, die
mich momentan beschäftigt.

Seine Frage verwundert mich fast etwas. Seine Sorge bemerke ich und so antworte ich ihm schnell. "Ja es geht ihm gut. Der Knöchel ist etwas verstaucht. Er ist manchmal echt Tollpatschig.", Lächel ich ihn sanft an.

"War er beim Arzt?", frage ich einen Baum in der Nähe, drehe
mich dann doch endlich wieder um und sehe Rebecca in die
Augen.
*Ob die Leute, die uns sehen, Ähnlichkeiten sehen?*
Gedanklich schüttele ich den Kopf. Was denke ich denn da?

"Könnte man so sagen.", antwortet ich ihm. Das er mich nun wider ansah fand ich gut und so erwiderte ich seinen Blick. "Beschäftigt sich etwas?", frage ich nach. Sein Blick wirkt irgendwie so fragend.

"Was meinst du mit 'Könnte man so sagen?'", frage ich verwirrt.
Ich scharre mit dem Fuß über den Boden und Staub wirbelt etwas
auf.
"Ich hab mich nur gefragt, wie... es ist, wenn man Geschwister
hat..."
Ewigkeiten war ich alleine gewesen, eine Zeit lang war ich das einzige Kind der Nyx im Camp gewesen. Und jetzt sollte ich eine
reale Schwester haben.

"Meine Mutter ist Krankenschwester, sie hat es sich angesehen.", antworte ich ihm. Ich beobachte sein tun und höre ihm aufmerksam zu. Ein wenig wunderte sie seine Worte dann schon. "Gibt es den nicht noch Kinder der Nyx?", frage ich dann nach. "Ich kann dir auf diese Frage nicht wirklich eine Antwort geben, ich hab damit auch keine Erfahrung.", versuchte ich ihn etwas aufzuheitern.

"Doch... Ein Mädchen. Aber wir haben kaum miteinander zu tun.
Sie ist definitiv anders drauf und irgendwie sehe ich sie auch kaum.
Aber außer unserer Mutter haben wir halt keine Gemeinsamkeiten.
Das ist häufig so im Camp. Das mit den göttlichen Elternteilen ist
etwas schwer zu erklären."
Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als Rebecca erwähnt,
dass sie ja ebenfalls keine Erfahrung im Thema hat.
Dann würden wir das wohl... gemeinsam lernen.
*Gemeinsam....*, hallt es durch meinen Kopf.
Ein komisches Wort, wenn man gelernt hatte, dass man alles alleine schaffen musste.

"Ach so.", kam es etwas nachdenklich von mir. Dieses kleine Lächeln gefiel mir. "Das steht dir gut, solltest du öfter tun.", grinse ich ihn an und stupse ihn leicht mit meiner Schulter an. "Sag was tust du sonst so wenn du nicht mit Monstern oder Artefakt Suche beschäftigt bist?", frage ich nun neugierig. Ich wollte wissen ob wir mehr gemeinsam hatten.

Das Lächeln wird etwas breiter.
"Das hat Cassy auch schon mal gesagt."
Ich erinnere mich an den schrägen Tag, als wir uns begegnet sind.
Die Erinnerung ist klar und deutlich, so als wäre es gestern gewesen.
"Wenn ich nicht gerade Halbgott sein muss... Hmm... Dann zeichne ich.
Das hast du ja schon gesehen. Und ich meditiere. Das muss ich tun, um sozial
akzeptabel gelaunt zu sein. Klingt komisch, ist es auch. Aber es hilft wirklich."
Das ist nicht gelogen. Seit mir Chiron die Meditation empfohlen hatte, kam ich wesentlich
besser mit anderen Leuten zurecht und konnte mich besser zurückhalten.
"Und ich koche. Mein Gastronomie-Studium hab ich beendet. Das heißt, jetzt bin ich
auf Arbeitssuche. Auch wenn ich nicht weiß, ob sich das mit dem Halbgott-Sein verträgt.
Aber andere Demigötter schaffen das ja auch."

"Die Frau gefällt mir, sie hat Ahnung von den Dingen die sie sagt.", lache ich leicht. "Ich zeichne auch, ist zwar nur vorrangig für mein sogenanntes traumtagebuch aber immerhin. Meditieren? Hm...", überlegte ich. "Vielleicht kannst du mir das mal zeigen, weit mich Artemis damals im Traum besucht hatte hab ich diese innerer Unruhe. Ich dachte es würde vorbei gehen wenn ich dich erstmal gefunden habe aber die kommt immer wieder hoch. Ich bekomm das nur mit Sport in den Griff, aber manchmal geht das schwer.", erkläre ich ihm auch gleich warum ich ihn darum bat. "Oh kochen klingt gut, mach ich auch mal ganz gerne. Da fällt mir ein ein Restaurant ganz in der Nähe, suchen soviel ich weiß einen Koch.", fällt es mir wieder ein.

"Ich hab Management studiert", sage ich. Obwohl ich gerne am Herd stehe,
habe ich mich dazu entschieden, den Boss zu spielen. "Aber ich könnte auch
erstmal in der Küche einsteigen. Irgendwann wollte ich sowieso ein eigenes
Restaurant aufmachen. Wenn ich das Kapital dazu habe und etwas Erfahrung."
Manchmal überrascht mich meine Vernunft, wenn man es so nennen will, selbst.
Als sie auf die Meditation eingeht, nicke ich.
Meditation hilft bei vielen Dingen. Vielleicht hilft es auch einer Sehenden.
"Wenn du möchtest, können wir mal zusammen meditieren. Aber du musst es
wirklich wollen."
Der Part war mir am Anfang schwer gefallen. Das Sich-Fallen-Lassen.

"Aso, naja ist ja mitbringen Vorschlag gewesen.", lächelte ich ihn an. Es war schön sich so zu unterhalten und mehr zu erfahren. "Ein eigenes Restaurant klingt ja toll.", gebe ich begeistert von mir. Wenn Dad davon wüsste würde er ihm wohl unter die Arme greifen aber ob Lysander das wollte war fraglich. Ich könnte mir vorstellen das dies lieber alleine erreichen möchte.
Dann kamen wir zum Meditationsthema. "Auf alle Fälle. Ich Probier alles. Ich brauch irgendetwas zum Sport. Es gibt Situationen da kann ich nicht einfach laufen gehen oder so.", antworte ich ihm.

"Ja, vielleicht koche ich mal etwas für... John und dich und deine... Mutter",
schlage ich stockend vor. Etwas Übung auf dem Gebiet schadet ja nicht.
Ich rutsche auf der Bank etwas näher zu Rebecca und halte ihr die Hand hin.
"Nimm meine Hand und schließe die Augen. Atme tief und bewusst durch.
Konzentriere dich auf meine Hand und blende die Welt um dich herum aus",
sage ich mit sanfter Stimme. Dass ich ihr freiwillig die Hand gebe, verwundert
mich selbst, aber seit einiger Zeit gewöhne ich mich langsam an verwirrende
Umstände. Außerdem hat diese Berührung einen Sinn. Sie soll nicht denken,
dass ich einfach abhaue, wenn sie die Augen zumacht.

Ich sehe ihn überrascht an. "Also das fände ich wirklich toll, aber erst dann wenn du wirklich für ein aufeinander treffen bereit bist.", bat ich ihn. Klar wünschte ich mir nichts mehr als das er ein richtiger Teil meiner Familie werden würde und wir alle gemeinsam und harmonisch an einem Tisch sitzen können, aber dazu drängen wollte ich ihn gewiss nicht. Ich sehe ihn noch überdachter an als er näher rutscht und mir seine Hand hinhält. Damit hätte ich jetzt einfach nicht gerechnet. Wie von ihm verlangt greife ich Vorsicht nach seiner Hand. Ich tue was er sagt und schließe die Augen, dann atme ich tief und bewusst ein und aus. Ich versuche mich auf seine Hand zu konzentrieren und alles um mich herum auszublenden, doch war dies nicht so einfach. Ein Hund bellte und Leute unterhielten sich. Doch hab ich nicht auf.

"Konzentriere dich nur auf dich und mich. Alles andere um uns herum
spielt jetzt keine Rolle", sage ich leise und betrachte sie, während sie
so dasitzt.
Ich lege Dunkelheit um uns, damit die Geräusche der Umwelt etwas gedämpft
werden und damit uns die Leute nicht mehr beachten.
Irgendwie fühlt sich die Dunkelheit, die von mir ausgeht, intensiver und voller
an. Ob Rebecca Einfluss auf mich hat?
*Gruselig...*, kommt es mir in den Sinn.

Ich geb mir wirklich Mühe und konzentriere mich auf mich und Lysander und als die Geräusche um uns gedämpft werden fühle ich mich irgendwie wohler und mir fällt es nun sehr viel leichter alles andere auszublenden. Entspannt sitze ich nun da und fühle das unsere Verbindung irgendwas besonderes an sich hat. Doch kann ich nicht sagen was es ist.

"Wie fühlst du dich?", frage ich ruhig.
Ein Ziehen in der Bauchgegend macht sich bemerkbar und ich
habe das Gefühl, dass ich hier weg muss. Und Rebecca muss
mitkommen.

"Ich fühl mich gut...wohl und entspannt.", antworte ich ihm ruhig und gelassen. Es tut wirklich gut die Umwelteinflüsse aus zu schließen und einfach mal nur an sich zu denken und in sich hinein zu hören.