das Eingangsposting lautete :

Meditation.
Das Einzige, was hilft, wenn irgendwie wieder alles zu viel wird.
Meditation.
Der einzige Weg nicht das gesamte Camp in Schutt und Asche legen zu wollen.
Meditation.
Das einzige Mittel um damit zurecht zu kommen, wenn Cassandra nicht da ist.
Ich atme tief durch, lasse die Luft bewusst durch meinen Körper strömen.
Das Blätterdach über mir rauscht im leichten Wind.
Das Gras ist kühl, aber trocken.
Eigentlich ist ein schöner, sonniger Tag.
Also das perfekte Wetter, um einen Sohn der Nacht verrückt zu machen.

Artig schraube ich die Flasche auf und trinke ein paar Schlucke.
Mir ist gerade nicht nach Sprechen. Also bleibe ich still
und schaue mich einfach um, während das Wasser mir
spürbar die Kehle hinabläuft.

Da er anscheinend gerade nicht reden möchte lehne ich mich zurück und sehe in den Himmel. Vermutlich sollte ich dann wieder gehen. Wenn er bereit zum Reden war wusste er ja wo er mich finden konnte. Ich hole mein kleines Notizbuch heraus und einen Stift. Schnell notiere ich meine Nummer und reiße die Seite hinaus. Ich verstau den Rest wieder und erhebe mich. Ich reiche Lysander den Zettel. "Du bist noch nicht bereit zum Reden und ich will mich nicht aufdrängen. Melde dich einfach, oder komm vorbei wie du möchtest.", sage ich sanft und wende mich schon ab, doch drehe xD mich noch mal zu ihm um. "Lass deine Freundin einen Blick auf die Wunde werfen, wenn du schon zu keinem Arzt gehen willst.", füge ich noch hinzu und will dann schon gehen.

"Sie ist nicht da...", meine ich seufzend. "Sie ist unterwegs."
Ich vermisse Cassandra noch mehr, je öfter ich daran denke.
"Ich hab auch kein Handy... Also kein festes. Nur Einmalhandys.
Also werde ich dir keine Nummer geben können."
Dass sie gehen will, überrascht mich nicht. Jemand, der nicht
sagt, was denn los ist, ist ein ziemlich uninteressanter Gesprächspartner.

Ich seufze leise. Das er sie vermisst konnte ich förmlich spüren. Ich drehe mich wieder zu ihm und setzte mich auch wiede neben ihn. "Wo ist sie den? Wann kommt sie wieder?", frage ich nun. Ich werde einfach das Gefühl nicht los das er sich einsam fühlt. "Erzähl mir von ihr, du hast mir noch nicht mal ihre Namen verraten. Wie alt ist sie was macht sie so? Ist sie auch eine halbgöttin?", frage ich interessiert nach. Vielleicht half es ihm und ich Würde mehr über die Frau erfahren die er scheinbar so sehr liebte. "Warum hast du kein fixes?", frage ich dann nach.

Der Schwall an Fragen lässt meinen Kopf schwirren.
"Eins nach dem anderen", murmele ich und trinke noch einen Schluck.
"Handys sind an sich keine gute Sache für Demigötter. Wenn wir damit
telefonieren oder so, dann ist das wie ein Signal an alle Monster, dass
man unbedingt angegriffen werden möchte."
Noch einmal trinke ich von der Flasche.
"Sie heißt Cassandra. Sie ist 17, wunderschön und ihr Vater ist Apollon.
Sie hat mir mal das Leben gerettet nach einer Mission und da..."
Ich gerate ins Stocken.
"Da... haben wir uns halt geküsst."
Ich spüre Cassys Lippen quasi auf meinen und seufze sehnsüchtig.
"Sie hat eine Mission. Aber ich weiß nicht genau, was sie machen soll."

"Das ist gut zu wissen.", sagte ich, den hatte sie nicht daran gedacht das ein Handy solche Auswirkungen haben könnte. Als er beginnt von seiner Freundin zusprechen kann ich seine Liebe zu ihr nicht nur hören sonder förmlich fühlen. "Die bedeute dir sehr viel.", stelle ich fest und in diesem Moment wünschte ich mir ich hätte auch jemanden den ich so lieben würde, doch gab es in meinem Leben keine Zeit für einen Freund. Ich verdränge die Gedanken und Lächel Lysander liebevoll an. "Das sie in meinem Alter ist hätte ich jetzt nicht gedacht.", sage ich eigentlich mehr zu mir selbst. Nicht das es mich was anginge oder störte. Mir war wichtig das Lysander glücklich war. Und Cassandra machte ihn eindeutig glücklich. "Dürft ihr über eure Missionen nichts erzählen? Worum geht es bei solchen Missionen den?", frage ich weiter. Ich hoffe sehr das ich es nicht übertreibe mit den Fragen. "Wenn ich zuviel Frage oder dir zu nahe trete sag es nur.", füge ich deshalb hinzu.

"Sie bedeutet mir alles...", korrigiere ich Rebecca und mein Blick wandert zur untergehenden Sonne.
Ob Cassandra gerade auch an mich denkt? Oder muss sie gerade kämpfen?
Ein leises Seufzen entkommt mir und ich sinke etwas in mich zusammen.
Ohne sie fühle ich mich so unvollständig.
Tag und Nacht - Nacht und Tag. Das Eine kann ohne das Andere nicht sein.
"Ich weiß nichts von ihrer Mission. Im Regelfall sollen wir miteinander nicht so viel darüber reden.
Für den Fall, dass etwas schief geht. Normalerweise geht es darum, irgendetwas wiederzubeschaffen.
Zum Beispiel Artefakte oder Waffen oder unter Umständen auch mal Lebewesen."
Ich drehe den Kopf zu Rebecca.
"Du nervst nicht. Das ist nur verständlich, wenn dich das alles neugierig macht."

•ach wie schön...ob ich auch mal so janden finden werde?• frage ich mich und sehe Lysander an. Es macht ihn wohl zu schaffen getrennt von ihr zu sein. "Wie lange ist sie den schon weg?", frage ich vorsichtig nach. Bei seiner Erklärung höre ich aufmerksam zu. "Aber diese Missionen sind doch sicher gefährlich, warum müsst das gerade ihr machen? Können sich die götter den nicht selbst darum kümmern?", frage ich weiter. Ich möchte die götter damit natürlich nicht beleidigen aber halbgötter sind doch auch nicht unsterblich.
Lysanders Worte lassen mich nicken. "Ich hab so lange auf Antworten gewartet ich kann es auch aushalten länger zu warten.", Lächel ich sanft. "Gibt es mit eurem Altersunterschied gar keine Probleme?", lag mir diese Frage schon auf der Zunge seitdem ich weiß das sie 17 ist.

"Zu lange..."
Es sind eigentlich erst zwei Tage. Doch es kommt mir vor wie
zwei Monate.
"Weißt du...", setze ich zu einer Erklärung an. Oftmals hatte ich
mich schon das Gleiche gefragt. Wieso konnten die Götter ihren
Mist nicht alleine regeln? Aber ich kenne die Antwort.
"Es geht manchmal einfach nicht. Die Götter schaffen es nicht,
in der Sterblichen Welt. Dann müssen wir das regeln. Sie
brauchen uns. So merkwürdig das auch klingen mag."
Als sie wieder auf Cassy zu sprechen kommt, hebe ich die Schultern.
"Eigentlich sollte das nicht erlaubt sein, aber ich brauche sie...
Wirklich."

"Ja das klingt verdammt merkwürdig.", stimme ich zu und belasse es dabei. In jedem Satz in dem es um Cassandra und ihn gegangen war konnte sie dies wirklich hören das er sie brauchte. "Ich wollte nicht das du dich deswegen vor mir rechtfertigst, das musst du nicht, ihr beide seit alt genug und so lange ihr euch beide glücklich macht spielt das Alter keine Rolle. Man merkt das du sie über alles liebst, bei jedem Wort bei dem es um die geht. Es freut mich das bei dem allen etwas Gutes für dich rausgekommen ist. Wer weiß wie es geworden wäre wenn ER sich damals anders entschieden hätte.", gebe ich zu bedenken und weiß das Lysander weiß wen ich mit ER meine.

"Schon möglich..."
Ich denke an die Prophezeiung, die Cassandra einst mitteilte, dass
ein 'Schatten' in ihr Leben treten würde. Wahrscheinlich wäre es
auch dazu gekommen, wenn ER sich für mich entschieden hätte.
Aber zu der Geschichte mit Alice wäre es nicht gekommen.
Ich seufze leise.
Wenn-Gedanken bringen doch eh nichts.

Lysander wirkt ziemlich nachdenklich. Ich gebe ihm einfach die Zeit, lehne mich zurück und starre in den Himmel. Natürlich möchte ich alles über sein bisheriges Leben wisse , aber will ich ihn nicht weiter ausfragen. Irgendwie kann ich es immer noch nicht glauben das er nun endlich hier neben mir sitzt. Nach einer Weile drehe ich meinen Kopf zu ihm und sehe ihn nur an.

"Du hast Fragen", höre ich mich sagen.
Ich hatte das nicht sagen wollen, aber mein Mund macht mal wieder
das, was er für richtig hält.
Langsam erwidere ich Rebeccas Blick.
"Frag nur. Ich werde es schon überleben."

Seine Worte überraschen mich. Es kommt mir fast so vor als könnte er Gedanken lesen, aber vermutlich ist es sehr offensichtlich das ich noch fragen hab. "Ist schon gut, ich möchte dich wirklich nicht nerven.", antworte ich ihm und sehe wieder in den Himmel. Bei seinen letzten Worten sehe ich ihn jedoch wieder an. "Wie ist das so ein halbgott zu sein? Ich mein man hat seine eigenen Probleme vor allem als Teenager und dann noch dieses 'extra'.", frage ich ihn dann doch.

"Ich... naja, ich kenne es nicht anders. Es war einfach schon immer so."
Ich versuche mich an die Zeit zu erinnern, bevor ich mit sieben Jahren
das erste Mal angegriffen wurde. Aber da ist irgendwie nicht viel.
Irgendwie ist es schon immer so gewesen.
"Im Kinderheim gilt man als schwererziehbar, wenn man für eine bestimmte
Zeitspanne nicht vermittelt werden kann, sondern quasi immer zurückgegeben
wird. Dazu gehörte ich. Ich hatte nie eine wirklich normale Kindheit. Von daher
ist das hier nun kein wirkliches Übel."
Niemals würde ich es zugeben, aber die Nacht hatte mir schon immer in gewisser
Weise Trost gespendet. Wenigstens etwas war immer schon bei mir.

"tut mir leid, war eine blöde Frage.", entschuldige ich mich. Es tut mir leid das er so viel durch machen musste und wünschte ich könnte es ungeschehen machen, aber dies ging nun mal nicht. "Hast du schon aufgegeben nach IHM zu suchen?", frage ich ihn nun. Denn konnte ich mir vorstellen das er eingeteilt lang vielleicht seinen Dad gesucht hat doch irgendwann gibt jeder auf.

"Nein. Nie. Aber... irgendwann dachte ich mir, dass es nicht mehr
meine oberste Priorität sein sollte. Und als Cassandra in mein Leben
trat, trat die Suche nach ihm etwas in den Hintergrund.
Ich hab nicht aufgegeben, aber ich habe es beiseite geschoben."
Und damit hatte ich auch die Wut etwas eingedämmt.
"Wieso hast du nie aufgegeben, mich zu finden?", frage ich.

"Das kann ich gut verstehen.", auch wenn ich noch nie verliebt war wusste ich wie manche Dinge in den Hintergrund rutschen konnten. Ich machte ihm deshalb sicher keine Vorwürfe. "Hm... Nun ja die Spur ist bis vor einigen Monaten nicht abgerissen und ich hatte Hoffnung das ich es schaffen könnte dich zu finden. Seit Artemis mir von dir erzählt hatte, hat mich eine innere Unruhe ergriffen gehabt. Ich musste dich finden und auch jetzt wo die Spur abgerissen war konnte ich nicht aufgeben, dafür war ich schon zu weit gegangen und gekommen.", erklärte ich ihm. "Selbst wenn es noch Jahre gedauert hätte, ich hätte nicht aufgegeben. Dafür wollte ich dich zu sehr kennenlernen.", gebe ich zu und sehe wieder in den Himmel. "Verdammt kitschig ich weiß.", kicherte ich.

"Irgendwie... danke", meine ich schlicht.
Die Wasserflasche ist nun leer. Eher unbeabsichtigt lasse ich sie in den Schatten
verschwinden. Angewohnheit.
"Wie ist deine Mutter so?", erkundige ich mich vorsichtig.

"Ach doch nicht dafür...", antworte ich den war es für mich selbstverständlich. Familie ging vor und er gehörte dazu und mit ihm Cassandra. "Sie ist toll. Zwar kann sie auch ganz schön streng sein aber sie hat auch Mitgefühl und weiß irgendwie immer das Richtige zu sagen. Sie kann sich sehr gut durchsetzen und ist hilfsbereit. Einfach Liebenswert. Ich denke du wirst sie mögen.", lächelte ich leicht. Den ging ich davon aus das er sie irgendwann kennenlernen würde. Dazu zählte ich aber nicht das er sie irgendwie als Mutter oder Stiefmutter sehen oder anerkennen musste und wie ich meine Mutter einschätze würde sie ihm dies sicher nicht übelnehmen.

"Ich hätte gerne eine Mutter gehabt, die bei mir sein kann...",
sage ich unbestimmt. Nyx darf ja nicht. Aber sie wäre es gerne.
Egal wie übellaunig ich ihr gegenüber bin.
Geistesabwesend hole ich meinen Zeichenblock heraus und male,
ohne hinzusehen, irgendwas aufs Papier.

"Das ist nur verständlich. Aber warum dürfen die götter ihre Kinder nicht großziehen? Vor allem die weiblichen?", frage ich da ich es nicht nachvollziehen kann. Ich sehe kurz zu ihm und sehe das er zeichnet, ich kann jedoch nicht erkennen was.

"Es gab irgendwann mal eine Regelung. Unsere Eltern dürfen uns nicht
bevorzugen, sie müssen uns behandeln wie jeden anderen Heros...
Außerdem müssen wir alleine klarkommen können. Und dazu müssen
wir in der menschlichen Welt sein. In der sterblichen Welt."
Mein Blick senkt sich auf das Blatt und ich sehe Rebecca und mich
in vertrautem Umgang. Rebecca sitzt auf meinen Schultern und hält
mir die Augen zu.
Ich seufze.
Anscheinend ist es doch insgeheim ein Wunsch von mir, eine Familie
zu finden, auch wenn ich auch alleine sehr gut zurecht komme.

"Ich finde es trotzdem bescheuert. Tut mir leid.", kommt es mir über die Lippen nach seiner Erklärung. Natürlich wollte ich die götrer nicht erzürnen doch war dies meine Meinung. Ich blickte dann doch noch mal zu der Zeichnung und musst Lächeln als ich uns beide darauf erkannte. Mein Herzschlag beschleunigte sich. So wäre es wirklich schön. Ich wünschte mir wirklich das wir irgendwann so ein gutes Verhältnis zu einander haben könnten. "Das ist wirklich gut.", kommentiere ich und lasse mir nicht anmerken wir sehr ich mir genau das wünsche. "Da haben wir auch was gemeinsam. Zeichnen liegt mir auch.", füge ich lächelnd hinzu.

"Vielleicht ist es das ja... Aber es lässt sich nicht ändern."
Ich halte Rebecca das Bild hin. Von mir aus kann sie es haben.
"Behalt es. Ich schenke es dir."
Ich lehne mich zurück und starre in den Himmel über uns.
"Meine Mutter wird bald ihre Zeit haben", meine ich einfach.