Lysander und Munin werden zusammen auf einen Auftrag geschickt. Sie sollen den Leviathan, eine Monstermischung aus Drache, Schlange und Wal bekämpfen und töten.
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Ich saß auf dem Boden neben dem Campeingang und wartete auf meinen Begleiter für diesen Auftrag, Lysander Irgendwas. Hoffentlich kommt der bald, denn sonst würde ich morgen immernoch hier sitzen!

Der Zentaur Chiron suchte mich persönlich in meiner Hütte auf und erzählte mir von einem Leviathan, der beseitigt werden musste. Für den Auftrag hatte er mir eine Begleiterin zugeteilt.
"Ich hoffe, ihr kommt trotz des Altersunterschieds miteinander aus und du..." Chiron sah mich eindringlich an.
Ich wusste, was er sagen wollte. Ich sollte das Mädel nicht im Stich lassen und sie nicht verletzen, verstümmeln oder gar töten. Egal wie sehr sie mir auch auf den Wecker ging.
"Sie heißt Munin West."
In meinem Kopf klingelte es. War das nicht so eine Nervensäge aus einer der Unterweltshütten?
Ich zuckte gleichgültig die Schultern und schnappte mir meinen Rucksack.

Genervt trommelte ich mit den Fingern auf den harten Boden. Wo blieb der Typ nur? Pünktlichkeit ist in unserer Gesellschaft echt zu einem Fremdwort geworden.
Ich erhob mich und blickte in Richtung Camp. Ein Typ kam mir entgegen geschlendert.
Ich verschränkte die Arme und seufzte innerlich. Hoffentlich lief das hier gut und wir bringen uns nicht gegenseitig um.

Belustigt stellte ich fest, dass Munin wohl schon eine Weile am Tor wartete und tierisch genervt aussah.
"Sei gegrüßt", sagte ich spöttisch und lehnte mich am Tor des Camps an. "Du wartest doch hoffentlich noch nicht lange hier?"
Wäre ich ein freundlicherer Kerl gewesen, hätte ich gegrinst. Aber da ich nunmal nicht freundlicher war, schaffte es nur ein Hauch Arroganz auf mein Gesicht.

"Dir auch einen schönen Tag", meinte ich und verdrehte die Augen. "So ein Zufall, dass du mich mit deiner Anwesenheit beglückst! Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr!""

"Wäre ich auch nicht, wenn Chiron mich nicht persönlich aus meiner Hütte geschmissen hätte", erwiderte ich.
Mit einer raschen Bewegung rückte ich meine Schwerter an meinem Gürtel gerade und richtete mich auf.
"Lass uns das schnell hinter uns bringen!", meinte ich und musterte Munin prüfend. "Kannst du schattenreisen oder muss ich dich mitnehmen."
Ich hoffte, dass Kinder der Persephone diese Fähigkeit besaßen und ich sie nicht an die Hand nehmen musste.

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ich wünsche mir gerade wirklich, dass Chiron dich in deiner Hütte gelassen hätte. Dann wäre dieser Auftrag sehr viel angenehmer!", seufzte ich. "Natürlich kann ich Schattenreisen!"

"Danke, gleichfalls", knurrte ich, "Wir sehen uns beim Leviathan!"
Schon löste ich mich in den Schatten auf.

Seufzend löste auch ich mich in Schatten auf und tauchte neben Lysander wieder auf.
"Oh Götter!", entfuhr es mir. "Ist der hässlich!"

Unwillkürlich lachte ich.
"Du bist auch nicht gerade eine Schönheitskönigin."
Aber sie hatte schon recht. Der Leviathan hatte ein riesenhaftes Maul, aus dem noch Fleischreste und Müll hingen. Er erinnerte mich irgendwie an einen Tiefseefisch. Das Monster lag zusammengerollt in einer miefigen Höhle, die gerade groß genug für ihn war, auf dem Boden neben einem schwarzen See. Offenbar führte ein unterirdischer Gang ins offene Meer. Ich sah den See in der Höhle böse an und hoffte, dass wir nicht da rein mussten, sollte der Leviathan fliehen.

Wütend starrte ich zu ihm herauf. "Na herzlichen Dank auch!", fauchte ich, zog meine Haarnadel aus meinem Zopf und drehte sie, sodass sie wieder zum Speer wurde. Am liebsten hätte ich Lysander den Speer in den Hals gerammt, aber besser ich konzentrierte mich auf das Monster.
"Zeit zum Angriff!", murmelte ich und suchte das Monster nach einer Schwachstelle ab. "Was denkst du, wie es reagiert, wenn ich ihm die Augen aussteche?" Ich grinste fies.

Ich betrachtete das wütende Mädchen belustigt und wusste, dass mich am liebsten umbringen würde.
"Nett, dass du mich am Leben lässt", erwiderte ich trocken. Schließlich musste ich noch jemanden finden.
Dann fiel mein Blick auf das Ungeheuer, das selig schlief - wenn man das bei einem Monster so sagen darf.
"Die Augen... Ich wäre ja eher fürs Maul. Aber ich fürchte, unsere kleinen Speere und Schwerter richten da herzlich wenig aus."
Ich wanderte mit den Augen am Koloss nach oben und legte verärgert die Stirn in Falten.
"Wieso muss das Viech so gut gepanzert sein!?"
Dann seufzte ich: "Tja, ich hoffe, du hast es gerne feucht und warm. Wir gehen da jetzt rein."

"Juhu", sagte ich nur freudlos und ging los. Wie wahrscheinlich es wohl ist, dass wir das hier überleben?

Ich ging zum Maul des Monsters und schaute mir die messerscharfen Zähne interessiert an. Da sollten wir besser nicht dran hängen bleiben.
"Wenigstens macht es uns das ein wenig leichter, indem es mit geöffnetem Maul schläft", bemerkte ich kühl und suchte nach einer guten Stelle, um unverletzt in den Schlund des Leviathan zu gelangen.

"Ich bleib bei den Augen", murmelte ich und kletterte vorsichtig auf das Vieh rauf. Vor dem Auge blieb ich stehen. "Es ist sogar relativ ungeschützt!"

"Dir ist schon bewusst, dass das Ungetüm nicht einfach in Asche zerfällt, wenn wir ihm die Augen ausstechen, oder?", fragte ich genervt und wanderte zu den nicht ganz so scharfen Backenzähnen.
"Der alte Junge hier ist schließlich kein richtiges griechisches Monster. Da interessieren den unsere Waffen nicht besonders. Der muss richtig ausbluten."
Ich schob Reste eines Einkaufswagens zwischen den Zähnen des Monsters beiseite und quetschte mich durch den Spalt ins stinkende Maul.
"Komm endlich, Munin!"
Dieses Mädchen würde mein Tod sein, wenn das so weiterging. Und darauf konnte ich gerne verzichten.

"Wenn dein Plan aber schief läuft, sieht es uns wenigstens nicht!", entgegnete ich und kletterte zu Lysander runter. "Du liebe Güte, hat der Mundgeruch!", ich quetschte mich zwischen den Zähnen durch. "Wenn wir wegen dir in seinem Magen enden, bringe ich dich um!"

"Er würde uns eher verschlucken, als dass er uns sieht, wenn wir in seinem Maul stehen", stellte ich richtig und untersuchte die Mundhöhle des Ungeheuers.
"Am besten schneiden wir von hier drinnen seinen Kopf ab. Ich hoffe mal, dass er nicht wie eine Hydra neue Köpfe nachwachsen lässt."

"Das wird wahrscheinlich nicht sehr leicht", erwiderte ich. "Am Hals hat es einen ziemlichen Panzer. Wie willst du da durchkommen?"

"Der Panzer wird nicht kaputt gehen, aber zumindest die Organe könnten wir ein bisschen zerschneiden. Meinst du nicht?", erwiderte ich und verdrehte die Augen.

"Dazu müssten wir noch weiter rein!", stellte ich entsetzt fest. "Aber meinetwegen. Geh du vor!"

Ich ging ein Stück weiter hinein in den Rachen und untersuchte den Schlund des Monsters interessiert.
"Wir müssen nur sowas wie eine Arterie finden und aufschneiden, dann stirbt das Mistvieh an inneren Blutungen", teilte ich Munin meine Gedanken mit.
Erstaunlicherweise nervte sie mich im Augenblick mal nicht. Vielleicht, weil sie nichts über mich wissen wollte.

Ich hob abwehrend die Hände."Ich bin in Bio eine Niete", erklärte ich. "Woran erkennt man Arterien?"

Ein halb belustigter, halb genervter Gesichtsausdruck huschte über mein Gesicht, als Munin fragte, wie man eine Arterie erkennen könnte.
"Lass es mich mal so sagen, meine Hübsche: Mit den Händen siehst du mehr als mit den Augen. Taste nach den Puls des Mistviechs. Da wo er am stärksten ist, da könnte eine Arterie sein."
Ich watete durch Monstersabber und befühlte einen sich bewegenden Schleimhautlappen. Leider Fehlanzeige.

Ich fühlte auf der anderen Seite vom Hals des Leviathans. Das war so widerlich! Dann nahm ich etwas wahr. "Lysander? Könnte das hier eine Arterie sein?"