das Eingangsposting lautete :

Die Schule war für heute fertig und auch das
Camp brauchte mich nicht- ich hatte also frei.
Zufrieden ging ich in meinen grossen Lieblingspark
und legte mich auf die saftige Wiese. Hier lag ich oft.
Die Sonne schien angenehm und augenblicklich war ich
in meinen Tragträumen. Die Traumwelt wsr einfach wundervoll.

Somnus also. Irgendwie passt das - da er mich oft auf eine seltsame Art und Weise irgendwie...hypnotisierte. Seine Beschreibung klang sehr...beunruhigend. Es klang, als ob er einfach beliebig herumlaufen konnte, und alle ausspionieren konnte. Das war eine unglaubliche Macht. Als er mir erzählte, dass er recherchiert hatte...machte mir das Angst, aber ich beruhigte mich sofort wieder. Es war nur Enzo. Das war okay.
,,Nein", erwiderte ich.,,Schon okay."

Schwach lächelte ich. "Ich halte mich nur hinter mein Tür auf
oder in der offenen Traumwelt. Ich besuche nie fremde Türen", klärte
ich sie ernst auf. "Es tut mir trotzdem leid, normalerweise bin ich nicht so
neugierig" Überhaupt nicht eigentlich. Das Archiv befand sich aber in der
offenen Welt. Ich begann meinen Dessert zu essen. Ein Feuerwerk voller
süssen Geschmäcker.

,,Ich verstehe", antwortete ich. Dann betrachtete ich mein Dessert und nahm ein wenig davon, während ich ihm aufmerksam zuhörte, als er versuchte, es mir ein wenig genauer zu erklären.
,,Du hast gesagt, normalerweise. Was genau heisst das?" Es klang beinahe so, als ob es einige Ausnahmen gab, und da ich ganz offensichtlich eine war, interessierte es mich nur umso mehr.

Ich erwiderte ihren Blick. "Ich bin für gewöhnlich ganz nicht
neugierig. Ich halte mich aus fremden Angelegenheit raus. Und
meistens interessierte es mich nicht, woher andere Menschen kamen,
Aber bei dir war es ganz anders.", hauchte ich. "Ich wollte es unbedingt
wissen", gestand ich und merkte, dass es mir schwerer fiel, als gedacht.
Ich kam mir so verletzlich vor.

Gespannt lauschte ich seiner Erläuterung. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass er sich ein wenig zurückhielt, wenn es um die Privatsphäre von anderen Leuten ging. Ich selber war da nicht sehr anders - auch ich zog es meistens vor, mich um mich selbst zu kümmern. Nicht, dass ich egoistisch war. Ich mochte es auch nicht besonders, wenn fremde Menschen zu aufdringlich wurden und sich in meine Angelegenheiten einmischten. Bei Enzo war das anders. Und als er dann zugab, dass es bei mir anders gewesen war, überraschte mich das im ersten Moment. Allerdings, fiel mir dann ein, war es mir bei ihm sehr ähnlich ergangen.

In dieser Hinsicht waren wir uns ähnlich. Aber ich würde uns beide
nicht als egoistisch bezeichnen. Dennoch hatte ich mich einfach in
ihr Leben eingemischt, was mir vor wenigen Wochen nicht einmal im Traum
eingefallen wäre. "ich hoffe, es ist okay, dass ich da bin. In deinem Leben.
Ich habe auch nicht vor, zu gehen", gestand ich leise, aber entschlossen
und verlor mich in ihren bezaubernden
Augen, die mich dazu brachten, ihr alles von mir erzählen zu wollen. Ihr alles
von mir zu geben. Bei dem Gedanke erschauderte ich leicht.

,,Wehe wenn", erwiderte ich auf sein Geständnis hin, ebenso leise, lächelnd. Ich war sehr froh, dass ich nicht die einzige war, die so fühlte. Nein, offenbar war es das Gegenteil davon: Wir beide mochten uns auf dieselbe Art und Weise. Er blickte in meine Augen, und ich erwiderte seinen Blick. Ich sah geradewegs in seine wundervollen, hypnotisierenden Augen. Ich bemerkte, dass er erschauerte. Zuerst dachte ich, ich hätte etwas falsch gemacht.
,,Alles okay?", erkundigte ich mich leise.

Bei ihren Worten lächelte ich.
"Ja, ja..", erklärte ich rasch. "Es ist nur" Wie sollte ich das
Am besten beschreiben? "Ich weiss gar nicht, was ich fühle. Es
ist so überwältigend viel. Du bist überwältigend" Es gab schon mehrere
nette und schöne Mädchen, die mir Ihre Liebe gestanden haben und ich
wollte nie jemandem wehtun, aber ich habe die Gefühle nie erwidert. Zoé
war so anders. Bitte lass es Liebe sein, ich möchte ihr alles geben, denn ich mag
sie wirklich. Aber es würde Zeit brauchen.

Verwundert sah ich ihn an. Ich hatte ja schon viel über mich gehört - dass ich zu schüchtern war oder zu hässlich - aber noch nie hatte ich von irgendjemandem gehört, dass ich... überwältigend war. Ich war ehrlich überrascht und hatte vermutlich genau den Gesichtsausdruck aufgesetzt, den ich eigentlich hatte vermeiden wollen. Sofort lächelte ich - meinen "Überraschtheitsgesichtsausdruck" konnte ich nicht ausstehen.

Sie erwiderte nichts und lächelte. So etwas hatte ich noch nie
zuvor zu jemandem gesagt. Ich wollte, dass sie auch etwas sagte.
Sonst kam ich mir so falsch vor. Fertig gegessen lehnte ich mich etwas zurück.
So konnte ich sie besser anschauen.

,,Ich...hatte noch nie so ein Gefühl", gestand ich ihm dann.,,Solche Gefühle. Du...du bist der Erste, bei dem ich mich so...geborgen fühle. Sicher. Und glücklich." Dann verstummte ich sofort, aus Angst, etwas Falsches gesagt zu haben. Das geschah oft, dass Leute meine Gedanken als zu sentimental abstempelten.

Bei ihren Worten hätte ich beinahe angefangen zu zittern.
Ich nahm ihre Hand und drückte sie. Volle Freude sah ich sie an
und sah mich dann um. "Ich sollte dich nach Hause bringen",
erklärte ich sanft.

Ich fühlte, wie er meine Hand drückte und ich lächelte noch mehr. Als er mich dann ansah und mir erklärte, dass er mich nach Hause bringen sollte, seufzte ich.
,,Okay", sagte ich dann. Ich wollte zwar nicht unbedingt zu meiner Zimmergenossin zurück, aber wohl oder übel musste ich am nächsten Tag zur Schule.

Ich lächelte und bezahlte die Rechnung - ich akzeptierte
wie immer keine Widerworte. Schliesslich nahm ich ihre Hand
und wir liefen zurück zum Wagen. Ich genoss den Spaziergang in
der Dunkelheit, umgeben von den vielen Lichtern und natürlich
in der Gesellschaft von Zoé. Beim Auto angekommen, öffnete ich
die Tür und sie stieg ein. Meine Hände griffen nach dem Gurt und
schnallten sie gleich an. Dabei liess ich sie nicht aus den Augen
und setzte mich dann ebenfalls hin. Vor dem Losfahren sah ich sie aber
noch an. "Danke für diesen wundervollen Abend", sagte ich leise und startete
denn Motor.

Zuerst wollte ich ihn dazu überreden, mich die Rechnung bezahlen zu lassen - aber irgendwie wusste ich, dass er das niemals zulassen würde. Er war eben ein typischer Gentleman. Ich lächelte, während ich darüber nachdachte. Wir gingen gemeinsam, Hand in Hand, zurück zum Auto. Es war wunderschön, besonders mit den vielen Lichtern. Obwohl es nur Strassenlichter waren - es war wirklich wunderschön. Er öffnete mir die Tür und gurtete mich an. Ich war nicht besonders überrascht, aber nicht im negativem Sinne. Es war einfach süss, wie er sich um mich kümmerte. Diese ganzen kleinen Dinge waren so viel mehr wert, als man immer dachte.
,,Ich danke dir", erwiderte ich, ich genauso leise. Und ich meinte jedes Wort ernst.

Sie meinte es genauso ernst wie ich. Zwar wusste ich, dass es noch
so Mädchen wie sie gab, aber niemals hätte ich erwartet, dass eines
etwas für mich empfinden könnte. Ich war
gewöhnlich, für einen Halbgott und einen normalen Menschen. Die Fahrt
war viel zu kurz und ich hielt an. Ich so sie so intensiv an, wie ich nur
konnte. "Gute Nacht", flüsterte ich und gab ihr zu verstehen, dass die Nacht
noch nicht vorbei war. Jedenfalls nicht ganz. Ich hatte noch etwas vor. Ich küsste sie wieder
auf die Wange, ganz nah neben ihrem Mund.

Viel zu schnell kamen wir wieder bei meinem "Zuhause" an. Ich war schon beinahe wieder traurig, dass es irgendwie...vorbei war. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich konnte ganz bestimmt nicht einfach ins Bett gehen, schlafen und dann am nächsten Tag wieder zur Schule gehen, wie ganz normal. Das alles schoss mir innerhalb einer Millisekunde durch den Kopf, und ich hatte knapp fast fertiggedacht, als er mich mit diesem intensiven Blick ansah, den ich nur von ihm kannte. Dann wünschte er mir eine gute Nacht. Und dann küsste er mich auf die Wange - aber allerdings sehr nahe an meinem Mund. Ich hatte überhaupt keine Erfahrung mit Jungs - aber trotzdem hatte ich das Gefühl zu wissen, was er vorhatte.

Ich fuhr nach Hause und nachdem ich die Zähn geputzt hatte, legte
ich mich in mein grosses Bett. Es war noch nicht so spät und dennoch fühlte
ich mich ziemlich müde. Wie auf Knopfdruck schlief ich ein. Als ich aufwachte,
befand ich mich an einem anderen Ort. Eine fröhliche Wiese. Aber halt alles ziemlich
verschwommen. Ich stand auf und lief
zielsicher auf meine Tür zu, die für Halbgötter und Menschen sehr
schwer war zu finden. Wenn man überhaupt realisierte, dass man träumte.Und
trat dann in den Gang mit den vielen Türen.

Ich stieg aus dem Auto aus und ging dann langsam zurück in mein Zimmer. Wie in Trance schwebte ich beinahe über den Boden - ich war eindeutig müde. Und verliebt, das auch.
Allerdings hatte ich Angst davor, Maximilian über den Weg zu laufen. Angela würde nicht immer da sein, um ihn abzuwimmeln. Früher ofer später würde ich ihm wohl oder übel gegenüber treten müssen.
Vorsichtig stieg ich die Treppen nach oben, um nicht zu viel Lärm zu machen. Doch kaum war ich vor meiner Zimmertür angekommen, ging diese auch schon auf und Angela stand vor mir. Sie sah ziemlich müde aus, und grinste mich schief an.
,,Und?", wollte sie dann wissen.

In der Traumwelt sah ich anders aus - zwar menschlich, aber viel
makelloser. Und ich war hier viel mächtiger. Der Prinz der Träume.
Bevor ich zu Zoé gehen würde, wollte ich mein üblichen Rundgang durch
das Dorf - etwa einen Kilometer weg von hier - machen. Meine Freunde hier
kannte ich schon seit ich klein war.

,,Können wir vielleicht morgen reden?", fragte ich. Obwohl ich es nicht wirklich hatte zugeben wollen, war ich ziemlich müde. Ich war zwar ein wenig enttäuscht, dass der Abend mit Enzo schon vorbei war, aber andererseits war es vermutlich auch besser so. Müde sah ich furchtbar aus. Zu meiner Erleichterung nickte Angela. Dann wünschte sie mir eine gute Nacht und ich ging in mein Bett. Nach wenigen Minuten war ich eingeschlafen.

Nach einiger Zeit kehrte ich in den Ganh zurück, der voller Nebel
war. Doch ich fand mich bestens zurecht und nach kurzer Zeit stand
ich vor Zoés Tür. Betreten würde ich sie nicht, aber ich konnte sie
rausholen, damit sie in der echten Traumwelt sein konnte. Sie schloss bereits.
"Zoé", flüsterte ich voller Kraft. Sie musste einfach nur meiner Stimme folgen,
um ihre Tür zu verlassen.

Ich öffnete meine Augen. Ich lag in meinem Bett, doch etwas war anders. Es fühlte sich einfach anders an...ich wusste zwar nicht, was es war - doch einer unerklärlichen Eingebung folgend stand ich auf und sah meine Zimmertür an. Nach kurzem Zögern blieb ich davor stehen.
Bevor ich sie genauer mustern konnte, hörte ich eine Stimme. Eine Stimme, die ich nur allzu gut kannte. Eine Stimme, die meinen Namen rief. Wie in einer Trance öffnete ich die Tür vorsichtig.

Immer deutlicher konnte ich sie spüren, sie war gut und talentiert. Eine luzide
Träumerin, wie ich schon früher erkannt habe. Dann öffnete sie die Tür und ich strahlte
sie an. Mein Herz begann schneller zu schlagen. "Hey", sagte ich und hoffte, sie erkannte mich. Hier sah ich wirklich etwas anders aus. Aber im positiven Sinn.

Er war es.
Enzo.
Er sah anders aus. Irgendwie...göttlich. Er wirkte mächtiger.
Und er stand vor meiner Tür, und strahlte mich an. Überrascht lächelte ich zurück, als mein Herz auch schon zu rasen begann. Na prima. Bestimmt konnte er das fühlen. Oder - war das nur ein Traum?
Natürlich war es nur ein Traum. Allerdings ein richtiger Traum. Einer, den ich steuern konnte, mehr oder wenig jedenfalls.
,,Hey", erwiderte ich an.