Ich tapste durch den Wald in meiner Menschengestalt.
Es war Nacht und der Mond leuchtet hell am Himmel.
Ich habe ein komisches Gefühl... Ich roch viele Gerüche.
Eulen, Füchse, Rehe und... Halbblut?

Die Nacht. Herrschaftsgebiet meiner - ach so großartigen - Mutter.
Ich wanderte stillschweigend durch den Wald.
Es war mal wieder Zeit für ein wenig Abstand von allem.
Sowie früher, bevor ich ins Camp Half-Blood kam, hatte ich kein Ziel und lief einfach ohne Nachzudenken vorwärts.
Ich hörte und sah einige Tiere, Nymphen und womöglich auch ein paar Monster, aber ansonsten war es absolut still im Wald.

Ich war misstrauisch. Ich hatte kein gutes Gefühl.
Ich verwandelte mich noch nicht sondern lief dem Geruch nach.
Bei Nacht hab ich sowieso einen Vorteil. Ich kann mich in einen 3 Meter grossen
schwarzen Wolf verwandeln, und meine Wunden heilen verdammt schnell,
also sollte das kein Problem sein. Aber ich hielt die Augen offen.
Ich kann mich noch zu gut erinnern was letztes mal passiert war.

Ich hatte das Gefühl, nicht allein hier unterwegs zu sein.
Abrupt blieb ich stehen und sah mich um.
Die Bäume standen dicht beieinander, deswegen konnte man sich hier gut verstecken.
Mein Misstrauen war geweckt und ich schwang mich auf einen Baum, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen.
Sollte mich irgendjemand angreifen, würde ich fürs Erste in den Schatten verschwinden.

Ich aktivierte meine Wolfsaugen und sah mich um. Die Sicht war rot und schwarz, aber
ich konnte viel besser und detaillierter sehen. Ich sah etwas auf einem Baum.
Lautlos kam ich im Schutz der Bäume näher.

Ein Schatten näherte sich meinem Baum langsam. Ich versuchte, so zu tun, als würde ich ihn nicht bemerken und sah woanders hin.
Ob das wohl ein normaler Mensch war oder doch ein Monster?

Ich stiess ein wölfernes Knurren aus.
Der Halbgott roch nach Dunkelheit.
Das mochte ich nicht. Ich fuhr erst meine Zähne raus.
Ich mache Halbgötter eigentlich nichts, aber wenn ich mich bedroht fühle,
haben sie Pech gehabt.

Das Knurren, welches das Wesen ausstieß, verwirrte mich und vorsichtshalber lehnte ich mich schon einmal halb in die Schattenwelt.
"Wer und was bist du? Ein Hund?", rief ich vom Baum hinab und griff nach meinem Eisenschwert.

Ein Hund?? Was glaubt denn der.
Sein Schwert machte mich nervös und meine Wolfinstinkte
schreien schon: "Zerfleisch ihn!"
Ich antworte aber: "Nein, ein Kätzchen"

Gegen meinen Willen lachte ich und senkte das Schwert.
"Mensch oder was anderes?"
Noch immer befand ich mich halb in den Schatten.

"Halbgott und du auch. Das kann ich deutlich riechen."
Ein sehr starker, dunkler Geruch. "Nyx, nehme ich an"

"Richtig angenommen", erwiderte ich kühl und steckte langsam das Schwert weg, hatte die Hand aber noch immer am Schwertknauf.
"Sieht man es mir an oder stinke ich so sehr nach ihr?", erkundigte ich mich arrogant.
Meine Aufmerksamkeit galt nicht mehr nur dem merkwürdigen Typen sondern nun auch wieder dem ganzen nächtlichen Wald.
Irgendjemand schlich noch durch die Nacht. Und zwar ganz in unserer Nähe.

"Beides", erwiderte ich. "Was machst du eigentlich auf dem Bau-"
Ich drehte mich zurück und sah mich um. Dieser Geruch...
Er kam mir sehr bekannt vor. Ich knurrte laut sprang und landete in meiner
Wolfsgestalt. Ich war in meiner Höhe jetzt etwa bei dem Typen auf dem Baum.
Mein Blick galt dem Wald. Wenn es der ist, den ich vermute, sind wir geliefert.

Aus dem seltsamen Kerl wurde ein irre großer Wolf und hätte ich nicht in den Schatten gesteckt, dann wäre ich vermutlich überrascht vom Baum geknallt. Das konnte ich gut.
"Ey, sag mal, was wird das, wenn es fertig ist!?", fragte ich wütend. Fast hätte ich mich wegen diesem Vollidioten im Wolfspelz lächerlich gemacht.

Ich sah mich um. Von jeder Seite sah ich glühend rote und gelbe Augen.
Nein... sie haben uns umzingelt. Und man kann nicht flüchten. Weder rennen oder Schattenreisen
noch sonst was. Sie folgen dir überall hin. Ich konnte nicht sprechen, deshalb sah ich ihn bloss mit dem
Siehts-so-aus-als-könnt-ich-sprechen?!-Blick an.

"Schon kapiert", murmelte ich genervt.
Ich sah mich um. Glühende Augen, wie kleine Irrlichter, umringten uns.
Ich wusste, dass irgendwas definitiv nicht stimmte.
"Sind das deine Freunde?", fragte ich grimmig und zog beide Schwerter. "Falls ja, leg ich dich um! Ich bin nicht hierher gekommen, um als Wolfsfutter zu enden!"

Meine Freunde wohl kaum. Er kann sie nicht umlegen. Es sind nämlich meine unsterblichen
Brüder und meim bekackter Vater Lykaon. Mit denen ist nicht zu spassen.
Die zerfleischen dich. Ich knurrte laut.

Offenbar war Mister Wolf ebenfalls nicht besonders angetan von den Besuchern, die unsere nette Unterhaltung gestört hatten.
"Aber du kennst sie...", nahm ich an. "Deine Geschwister?"

Ich nickte ohne meinen Blick abzuwenden.
Aus der Dunkelheit traten viele, riesige Gestalten.
"Sohn" Ein Wolf der noch größer ist als die anderen, sah mich an.
Lykaon. Er kann sprechen...

Als der größte Wolf zu sprechen begann, wäre ich fast schon wieder vom Baum gefallen, aber noch immer hielten die Schatten mich fest und ich war froh, dass ich sie hatte.
"Also wenn das hier eine Familienangelegenheit ist, verziehe ich mich mal!", sagte ich zu dem Wolf bei mir, "Wenn du gestattest?"
Ich sah ihn fragend an.

"Nein nein, du bleibst zum Abendessen", sagte Lykaon und seine Augen funkelten
gefährlich un belustigend rot.

Ich wusste, dass ich keine Chance hatte, wenn ich den Wolf jetzt angreifen würde. Dazu waren einfach zuviele Wölfe bei ihm. Und ich hatte keine Ahnung, ob der komische Wolfs-Typ neben mir mir helfen würde.
"Ich habe, ehrlich gesagt, keinen Hunger...", murmelte ich sarkastisch und sah mich langsam um.
Ob ich fliehen konnte, wenn ich durch die Schatten lief?
Andererseits hätte ich dann ein schlechtes Gewissen, weil ich den schrägen Wolfs-Kerl dann hier sitzen gelassen hätte.


( Achtuuuuung, ich meine nicht Schattenreisen )

"Du musst auch keinen Hunger haben", meinte Lykaon.
Er kam näher auf uns zu und ich sah ihn finster an.

"Das dachte ich mir fast schon..."
Langsam platzte mir der Kragen, aber ich war eindeutig in der Unterzahl.
°Große Klasse...°, dachte ich wortlos und beobachtete den Ring aus Wölfen um uns herum.

"Sohn komm, ich wollte schon immer mal mit dir Abendessen.
Dein Freund sieht ziemlich lecker aus. Du hast bestimmt auch Hunger, Ineas"
Ich hasse wenn mich mein Vater so nennt. Es bedeutet: ungewolltes Verlangen.