"Gehen wir einfach. Egal welchen Gang wir nehmen: Das hier ist immer noch die Unterwelt. Also werden wir sowieso Probleme kriegen."
Wir laufen los.
Mit einer Hand fahre ich die Wand des Ganges entlang. Anders als gewöhnliche Steinwände, ist die Wand des Schattenganges warm, glitschig und weich.
Ich habe das unangenehme Gefühl, in den Innereien eines Monsters herumzulaufen, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder.
Mag ja sein, dass die Schattengänge hinter Schattentoren lebendig sind, aber man muss ja nicht zwingend darüber nachdenken.

,,Wie immer hast du recht", meine ich. Mir schiesst der Gedanke durch den Kopf, dass wir hier in einem Monster sein könnten. Aber in welchem Teil des Körpers?

Ich merke, dass Chiara nachdenklich wird.
"Denkst du auch über diese Gänge nach und was das hier sein könnte?", frage ich und leuchte mit meiner Taschenlampe an die Decke des Ganges.

,,So ungefähr"; antworte ich ekelhaft berührt.

Ich muss wider Willen grinsen. Chiara steht die Abscheu ins Gesicht geschrieben und ich kann sie nur zu gut verstehen.
Endlich kommen wir in einen großen Raum, in dem viele Dinge verstreut liegen. Göttliche Dinge!

,,Hephaistos?", frage ich vorsichtig.

Chiaras Vermutung lässt mich erschauern. Die Olympier und Thanatos vertragen sich eher nicht so gut. Ich hoffe darauf, dass wir einem "gewöhnlichen Dieb" begegnen werden und nicht einem Gott.
"Bitte nicht... Aber leider sieht es danach aus", antworte ich ohne Begeisterung.

Ich ziiehe die Augenbaruen hoch und sehe mich um.,,Ich gehe voran, wenn du willlst:"

Ich will zwar nicht feige aussehen, aber ich nicke kurz.
"Ist bestimmt besser, wenn er dich zuerst sieht, sollte er da sein."

Ich hole tief Luft und trete nach vorne.

Es ist absolut still.
Chiaras Schritte hallen unnatürlich laut von den Wänden und der Decke wieder und eine Gänsehaut kriecht mir den Rücken hinauf.
Hier stimmt was nicht. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht.

Von oben höre ich ein Geräusch und ich sehe etwas bronzenes herabflitzen. Ein Käfig.

Als ich den Käfig herabstürzen sehe, presse ich mich an die Wand hinter mir und verstecke mich in der Dunkelheit der Schatten.
Wer auch immer diese Falle konstruiert hat, muss damit gerechnet haben, dass Halbgötter kommen.
Der Käfig ist aus himmlischer Bronze.

Ich versuche, weg zu rennen, doch das Metall dehnt sich aus und wird zu einem Netz. Toll.

Chiara kann nicht mehr weglaufen.
Der hochentwickelte Käfig verwandelt sich in Sekundenschnelle in ein bronzenes Metallnetz und Chiara sitzt in der Falle.
Langsam schiebe ich mich tiefer in die Schatten und ignoriere dabei komplett, dass die Wand schleimig und wabbelig ist. Nur nicht geschnappt werden. Dann kann ich Chiara vielleicht befreien.

Ich nehme Blickkontakt mir Ev auf und versuche, ihr klarzumachen, dass es ihr gleich ergehen wird.

°Ich muss hier weg!°, denke ich mir und presse mich so fest ich kann in die weiche Höhlenwand. Sie gibt unter dem Druck nach und ich werde fast eingesaugt. Mit einem dumpfen "Plopp" schließt sich die glibberige Masse um mich und es wird komplett finster um mich herum.

Ev verschwindet. Absichtlich? Wehe wenn!

"Dachtest du, dass du so einfach in mich reinspazieren kannst, junges Fräulein?", dröhnt eine Stimme durch meinen Körper. °Was im Namen der Götter...?°
"Ähm, es tut mir wirklich leid, Euer Ehren. Mein Vater ist auf der Suche nach einem Gegenstand, der ihm entwendet wurde und wir wurde hierher geschickt, ihn zu suchen und zurückzubringen. Ich habe nie beabsichtigt, Eure Privatsphäre zu stören. Dennoch bitte ich euch um Hilfe. Jemand hat meine Freundin dort draußen in einem Netz aus himmlischer Bronze eingefangen. Ich ersuche Eure Hilfe, sie zu befreien."
Mir ist inzwischen klar, dass das Schattenungetüm mit mir spricht durch dessen... Körper wir gelaufen sind.
"Ich soll dir helfen? Wieso sollte ich das tun? Ich habe davon keinen Nutzen. Ich denke, ich sollte dich einfach verdauen und deine Freundin runterschlucken und zersetzen."
°Oh bitte alles, aber nicht das!°
"Edles Geschöpf der Dunkelheit, lasst meine Freundin lebend ziehen. Sie muss das Verlorene finden. Sonst werden die Ungeheuer die Herrschaft auf und unter der Erde an sich reißen und alles ins Chaos stürzen. Wir-"
"Schweig still, Kind des Thanatos!"
Ich klappe den Mund zu. Die glibbrige Masse lässt ein wenig von mir ab und ich kann meine Arme wieder bewegen.
Dann plötzlich spuckt mich die Wand aus und das Netz über Chiara faltet sich neben ihr zu einem etwa faustgroßen Bronzewürfel zusammen.

,,HallO", sage ich trocken und reibe meine Arme.,,Was ist apssiert?"

Ich wische mir Schattenmonstersabber von der Jacke und beantworte Chiara schnell ihre Frage: "Schattenmonster. Es wollte uns fressen, aber weil die Welten untergehen wird, wenn es das tut, hat es uns rausgelassen. Ich nehme mal an, dass das Handy hier irgendwo ist. Lass es uns schnell finden. Ich möchte gerne aus dieser Höhle raus."

Da flammt ein Gegenstand auf.,,Das Handy!"

Ich folge Chiaras Blick und mir fällt ein Stein vom Herzen. Es ist tatsächlich Dads schwarzes Handy.
Mit ein paar schnellen Schritten bin ich beim Telefon und hebe es auf. Der Bildschirm flackert auf und gefühlt einr Millionen Namen rasen vorüber. Dad würde wohl einiges nachholen müssen.
Ich schob das Smartphone in meine Hosentasche und sah mich um.
"Chiara, siehst du irgendwo einen Ausgang?"

,,nein. Du etwa?" Suchend sehe ich mich um und fluche.
--
Ciao

"Nein, gar nichts."
Ich denke an die Weissagung des Geistes und denke laut nach: Irgendwas mit einer kleinen roten Hand... Was sollte das denn bedeuten?

------
Nachti