das Eingangsposting lautete :

Es regnet draußen gerade und die Tropfen landeten
auf meinen Haaren und Klamotten. Ich mochte den Regen, er hatte immer
eine reinigende Wirkung auf mich. Heute hatte ich endlich einen
freien Tag. Klar, ich mag Camp Jupiter, aber es ist anstrengend.
Mi einem Kaffee in der Hand und Kopfhörern lief ich durch die Straßen.
Mir fehlte meine Familie in Italien. Meine Mom, Mickey, meine Schwester.
Aber es wird noch eine Weile dauern, bis ich sie besuchen kann.

"Ich weiss nicht...", murmelte ich.
"Es ist so komisch. Ich kann immer noch nicht
glauben dass wir wirklich hier sind", gab ich zu.
Ich fuhr mir durch die Haare und sah zu dem
schlafenden Ian.

Ich grinse ein wenig. "Ich hab schon viel
verrücktes erlebt." erkläre ich und das ist
wirklich nicht gelogen. "Aber sowas bisher
noch nicht. Es kommt definitiv unter die
Top zwanzig meiner seltsamsten Erfahrungen
als Halbgöttin." stimme ich zu.

Ich lächelte schwach. Bei mir war es definitiv auf
Platz 1. "Will ich wissen was auf Platz 1 bei dir ist?", fragte
ich nach. Ich hatte eigentlich auch schon einige schräge
Dinge gesehen, aber Meghan war einfach älter als ich.

"Hm." machte ich nachdenklich denn das ist gar nicht
so leicht zu entscheiden. "Kommt auf den Blickwinkel
an." entscheide ich schließlich."Seltsam war es damals
ein Monster mit Pfeil und Bogen durch eine Parfümabteilung
im Kaufhaus zu jagen. Ich habe noch eine Woche später
gestunken weil ich damals voll in ein Regal mit Flaschen rein
gerauscht bin, ich wüsste ja gerne mal was die Sterblichen
wohl gesehen haben. Aber es war auch ne echt seltsame
Sache einem Monster durch eine Tür zu folgen die aus dem
Nichts erscheint und dann ewig in einer Art Labyrinth rum
zu irren."

"Ok, das ist auch wirklich schräg", gab ich mit einem kleinen
Lächeln zu. Plötzlich ertönte ein Seufzen und mein Blick fiel auf Ian,
der sich augenreibend langsam aufrichtete. Er hatte etwa eine halbe Stunde
geschlafen. Er sprang auf, klopfte den Dreck von seinem nackten Oberkörper
und gähnte.

Ich blicke auf als Ian sich bewegt und entscheide
spontan und um des Friedens Willen nicht irgendeinen
Spruch raus zu hauen, auch weil Enzo mir irgendwie
leid tut wenn er wieder den Vernünftigen spielen muss.
Stattdessen setze ich einfach ein abwartendes Gesicht
auf und murmle "Morgen."

Ian zuckte kurz zusammen, lächelte dann aber. "Hey", erwiderte
er und ging zu seinen Klamotten, die mittlerweile sauber und getrocknet waren.
Er zog sich das Shirt über den Kopf. Klar hatte man ihm einen Statuenkörper verpasst.
"Was habt ihr gemacht?", wollte er wissen. Nicht misstrauisch. Nur neugierig.

Ich zucke mit den Schultern. "Geredet." erkläre ich
neutral und deute auf Enzo. "Und gegessen, in seinem
Fall." ich weiß immer noch nicht so recht wie ich mit
der ganzen Situation umgehen soll, ist aber doch auch
echt zu seltsam oder nicht? Ich werfe Enzo einen Blick
zu in der Hoffnung das er irgendwas sagt.

Er fuhr sich durch das nackenlange Haar
und sah abwechselnd zu mir und Megan.
"Achso", sagte er und klang irgendwie fröhlich.
"Seit ihr so weit?" Er fuhr über seine abgesägte Schrotflinte.

Erneut spannten sich meine Muskeln an als
ich Ian mit der Waffe sah. Das kann ich wohl
einfach nicht abschalten. "Ich denke damit
meinst du das wir weiter gehen sollen, hm?
Ich wüsste aber gerne wohin genau." sage ich

Auch ich fand es alles andere als beruhigend,
als er begann, seine Waffe zu "streicheln". Er wirkte
ehrlich gesagt ein wenig... irre? Er kratzte seine Bartstoppeln
und lächelte. "Ich freu mich schon, ihnen die Schädel weg
zu pusten" Keine Vorurteile. Er war hier und bereit uns
zu helfen- mehr zählt nicht. "Ich wäre so weit"
"Na durch die tote Stadt."

Ich verziehe meine Mundwinkel, nur ein wenig um nicht
zu überrascht oder misstrauisch, oder was auch immer
auszusehen. "Und was genau willst du in der Stadt wenn
ich fragen darf?" ich erhebe mich von der Treppe und lasse
meinen Blick auf der Waffe ruhen während ich rede.

"Ich will doch nicht in die Stadt- nur hindurch
um an das dahinter anzukommen. Es heisst, dort
hätten Überlebende einen Stützpunkt gebaut.
Ich will dahin- woanders kann man gar nicht mehr hin",
erklärte er. Vielleicht eine neue Mission für uns?
Ich sah vielsagend zu Meghan.

Ich lege leicht den Kopf schief und stemme meine Hände
in die Hüften. "Du suchst also einen sicheren Ort, hm?"
ohne es zu wollen empfinde ich für einen Moment doch so
eine Art Anflug vom Sympathie für ihn weil ich diesen Wunsch
wirklich gut nachvollziehen kann. Er könnte theoretisch auch
hier in der Hütte bleiben wenn hier doch keine Zombies her
kamen, aber sicherlich, es war klar das er nach anderen
Menschen suchte. Ich erwiderte Enzos Blick und grinste ihn
an. "Na dann, sollten wir los, stimmts?"

Er wird wohl kaum für immer hier- auf einer
kleinen Lichtung mit einer kleinen Hütte- bleiben
wollen. Ganz allein. Er war ein Kämpfer und er wollte
um etwas kämpfen, aber das ging nicht allein.
Ich nickte und er strahlte. "Gehen wir!"

Ich grinste erneut und wandte mich dann wieder
Ian zu. "Okay, ein Plan? Oder rennst du einfach
drauf los?" so oder so mussten wir ihm wohl folgen
wenn er den Weg kannte. Das diese Stadt unser
nächstes Ziel sein musste war auch mir klar, das war
ja auch deutlich.

"Ich improvisiere", erklärte er, schnappte
sich seinen Rucksack und spazierte aus der Lichtung,
die Waffe bereit in seiner Hand. Auch ich nahm meine
Waffe. Sobald ich die Lichtung verladden hatte,
konnte ich wieder die Gefahr spüren. Kein Frieden.
Tod. Ich spannte mich automatisch an.

Ich seufzte lautlos. Hätte ich mir ja eigentlich denken
können. Trotzdem folge ich den beiden Jungs und nehme
meinen Bogen zur Hand. Das wars dann mit der Pause.
Ich spüre schon wieder wie sich alle meine Sinne schärfen
und sich auf Jagdmodus einstellen. Obwohl ich besser nicht
darüber nachdenkn möchte das wir dieses Mal eher die Beute
als die Jäger sind. Das ist auch mal was neues, und das dummer
Weise nicht im positiven Sinne.

Ian bemerkte Meghans Reaktion.
"Na na, nicht so pessimistisch. Ich habe
bis jetzt immer inorovieiert- und wie du siehst lebe
ich noch" Das war ein Argument. Obwohl ich selbst nicht gerade
begeistert war. Wir verliessen den Wald und erreichten eine Strasse.

Ich sage nichts um keine weitere Auseinandersetzung
heraus zu provozieren. Das brauchen wir jetzt nicht.
Stattdessen lasse ich meinen Blich aufmerksam durch
die Gegend wandern und halte Ausschau nach dem was
mir ein komisches Gefühl verpasst, auch wenn ich nicht
weiß was es ist, es ist da, das reicht mir bereits. "Wie
weit ist es bis in diese Stadt?" will ich wissen ohne ihn
anzusehen.

"Keine Ahnung, nur ein paar Meilen"
Wunderbar. "Ich war als Kind mal dort.
Jetzt ists nur noch tot", fuhr er fort und ich merkte
wie sich sein Gesicht verdüsterte. Was wohl
mit seinedem Familie geschehen ist?

Als Kind. Das klang als wäre er schon lange
nicht mehr dort gewesen. Das es nicht so weit
ist beruhigt mich etwas, kann aber auch schlecht
sein, zumindest dann wenn uns auf der kurzen
Strecke irgendetwas angreifen sollte. Ich kann
Städte nicht leiden. Mir ist der Wald lieber.

Ich schenkte ihm einen mitfühlenden Blick. Sein Gesicht
entspannte sich und er begann weiter zu laufen. Anscheinend
hatte ich meine "Wirkung" noch. Es muss wirklich schrecklich sein.
Für einen Halbgott hatte ich eine der besten Vergangenheiten. Meine Familie
lebte noch und ich liebte sie. Ich wurde kaum von Monstern angegriffen und
mein Vater war ganz okay.

Ich wusste auch nicht genau was es war aber
Enzo schien irgendwie Einfluss auf Ian nehmen
zu können. Im guten Sinne für uns. Auf mich wirkte
seine ruhige Art nicht sonderlich beruhigend, eher
wurde ich dadurch nervös, aber ich habe schon immer
etwas anders reagiert als die meisten.
Irgendwo links hinter mit knackte es und ich fuhr herum,
sah aber nichts. Seltsam.

Wortlos lief ich Ian hinterher. Er schien sich aus zu kennen.
Der Weg war etwas holzig. Plötzlich bemerkte ich wie Meghan
sich regte. "Alles okay?", fragte ich sie und drehte mich etwas zu ihr.