Seid langem hier im Camp, ist es Draußen mal dunkler. Wolken hängen oben, was ziemlich ungewöhnlich ist. Vor allem hier im Camp. Meistens ist hier ein strahlend blauer Himmel und die Sonne scheint fröhlich vor sich hin.
Was auch immer mal fröhlich nennen will.
Ich gehe also in meiner Hütte hin und her. Ich sehe kurz zum Fenster, bevor ich beschließe die Gardinen zu zu ziehen, damit es dunkler ist.
Gut so.
Wieder gehe ich hin und her, kann nicht ruhig stehen bleiben.
Ich gehe die Treppe rauf und dann wieder runter.
Nach einigen Minuten beschließe ich dann, dass ich raus gehe. Schnell öffne ich die Tür und stürme raus. Tatsächlich ist es kälter Draußen als sonst.
Ich gehe den Pfad entlang und sehe schon bald das Haupthaus. Manchmal sehe ich mich kurz um. mehrere Camper sind da, die hin und her laufen. Es ist alles ziemlich unruhig, was mich auch noch unruhiger macht. Meine Hände gleiten in meine Taschen. Sofort spüre ich den kleinen Stein, den ich dabei habe und fange an auf ihn zu drücken. Zwischen meine Finger, in meiner Hand und lasse sie dann wieder in der Tasche hin und her gleiten. Manchmal beruhigt mich das ein wenig, doch da ist keine Garantie.
Nach ein paar Minuten komme ich dann auch schon beim Haupthaus an und bleibe vor ihm still stehen.

Seit heute Morgen kann ich meine Hütte nicht mehr sehen. Wäre ich noch länger dort geblieben, ich schwöre ich wäre dort durchgedreht. Doch hier zu sitzen ist genauso öde. Das einzig interessante sind die Wolken, ein ungewöhnliches Ereignis hier. Und noch interessanter sind die ganzen Camper, die unruhig hin und her laufen, immer wieder besorgt in den Himmel starrend. An die Mauern des Haupthauses gelehnt beobachte ich das ganze treiben. Doch da ist jemand, der nicht die ganze Zeit unruhig hin und her läuft. Ein Mädchen, das still vor dem Haupthaus steht und Löcher in die Luft starrt. Keine Ahnung was sie sich davon erhofft, aber vielleicht ist sie ja bereit mir zu erklären was nun eigentlich los ist. Jeder den ich gefragt habe hat mich ignoriert und ist seiner Tätigkeit weiter gegangen.
Ich gehe auf das Mädchen zu. "Hast du eine Ahnung was heute los ist?", frage ich gleich drauf los. Was soll schon passieren, außer dass sie ich abwimmelt.

Es ist wirklich merkwürdig, wie die ganzen Camper hin und her gehen, murmeln, flüstern und laut reden.
Plötzlich steht ein Mädchen neben mir und spricht mich an. Verwirrt mustere ich sie, ich habe sie hier vorher noch nie gesehen. Ob sie hier neu ist? Wieso spricht sie mich an? Spricht sie überhaupt wirklich mit mir?
Kurz sehe ich mich um um mich zu vergewissern, dass sie auch wirklich mit mir redet, bevor ich ihr antworte und mich zum Affen mache.
"Nun, der Himmel ist bewölkt", meine ich dann, während ich wieder kurz nach Oben sehe. "Normaler weise ist es strahlend Blau mit der Sonne. Dafür sorgen die Götter", rede ich weiter, ohne meine Stimme auch nur irgendwie zu ändern. Mir ist das Ganze nämlich eigentlich recht egal. Mit Sonne ist es auch nicht besser, außer das die Camper dann ruhiger sind.
"Du bist neu hier, oder?", frage ich und sehe sie dabei an. Die meisten Camper kenne ich wenigstens vom sehen her, auch wenn ich ihre Namen nicht kenne.

Das Mädchen antwortet mir erst nicht. Als sie es doch tut sehe ich automatisch in den Himmel. "Aha? Dann würden die in London ja total ausrasten, da ist es nur so vom Wetter her." Wegen Wetter so eine Unruhe zu machen ... das kann ja heiter werden hier. "Ja, bin gestern Abend angekommen.", sage ich einfach nur und zucke mit den Schultern. "Aber das hier gleich so eine Stimmung herrscht ..."

Etwas verwundert sehe ich sie an. War sie schon mal in London? Wie es dort wohl ist? Ich wollte dort schon immer mal gerne hin.
"Naja...meistens hat das Wetter viel mit Zeus Laune zu tun" murmele ich. Zeus bleibt trotzdem der Gott, den ich am meisten Hasse, so ist mir seine Laune auch ziemlich egal. Von mir aus könnte er gerade gefoltert werden und trotzdem würde ich ein Teekränschen halten.
"Normaler weise ist hier nicht so eine Stimmung, keine Sorge", lächele ich. "Aber es ist schon mal lustig die Camper so zu sehen", gestehe ich, auch wenn ich nicht viel mit den Anderen zu tun habe. Nur mit ein paar Wenigen.

"Ach? Zeus ist also der Obermacker, verstehe. Naja, es muss ja immer einen geben." Ich grinse. "Das kann ich mir vorstellen. Die sehen alle so aus als würde die Welt gleich unter gehen. Wegen ein paar Wolken. Aber naja, ich reiß die Klappe mal lieber nicht so weit auf, immerhin bin ich erst seit ein paar Stunden hier."

Leicht lächele ich. Ihre Art gefält mir.
"Zeus hat schließlich einiges zu sagen, aber mitlerweile ist er schon ruhiger geworden.", meine ich gelassen. "Hast du Chiron schon kennen gelernt?", will ich dann wissen. Er ist hier schließlich der Campleiter und sie braucht den Trainings-Stundenplan noch, falls sie den nicht schon hat. Außerdem möchte ich nicht, dass sie sich gegebenfalls von der Laune der anderen beeinflussen lässt, das wäre nicht gerade..naja, toll. Ganz im Gegenteil.

"Chiron? Der Zentaur oder? Nur kurz gestern Abend, es war schon ziemlich spät. Heute noch nicht, nein. Und ich denke im Moment haben sie besseres zu tun." Ich nicke in Richtung Himmel. Die Camper gehen achtlos an uns vorbei, hektisch und alle in ihre Arbeiten vertieft. Wir sind bisher die Einzigen, die ganz ruhig auf dem Fleck stehen.

Ich zucke etwas mit den Schultern. "Chiron wird schon wissen, was da los ist. Denke ich", meine ich dann, während auch ich die anderen etwas beobachte.
"Hast du deinen Stundenplan schon bekommen?"
Ich bin mir jedoh nicht sicher, ob heute überhaupt Training stattfindet. Vermutlich eher nicht. So können sich die Camper nicht konzentrieren und nützt es niemanden etwas. Hingegen sind wir die Einzigen, die noch normal hier zu stehen scheinen. Ironisch irgendwie.

Ich überlege kurz. "Auf meinem Nachttisch lag ein Zettel, wenn ich ehrlich bin habe ich ihn mir aber noch nicht angesehen. Weiß nicht ob der das sen könnte ... Obwohl mir bei dem Wort Stundenplan das grauen kommt. Hier gibts doch keinen Matheunterricht, oder?" Ich sehe sie an.

"kann gut sein, dass das der Stundenplan ist", meine ich etwas nachdenklich, obwohl Chiron ihn meistens eigenhändoig übergibt. Anscheinend hat er doch ein wenig mit Zeus zu tun, falls das ganze hier denn wirklich mit Zeus zu tun haben sollte.
Ich muss dann doch etwas grinsen.
"Nein, Training. Schwertkampf, Bogenschießen, Nahkampf und so weiter", zähle ich auf.

"Ich guck dann einfach mal, bin ja bestimmt nicht die Erste Neue hier", grinse ich.
Dann atme ich erleichtert auf. "Na ein Glück, ich bin eine Niete in Mathe." Da fällt mir etwas ein. Ich drehe mich zu ihr um. "Übrigens, ich bin Abby."

"Jeder war hier mal neu", meine ich dann zustimmend und gerade kommen sogar ungewöhnlich viele neue ins Camp. Die Götter müssen das ja schließlich jetzt auch irgendwie regeln, war ja nicht immer so.
Ich hatte ganz vergessen, dass es auch noch sowas wie Namen gibt, erst als sie ihren erwähnt fällt mir das wieder ein.
"Ich bin Jana", stelle ich mich vor. "Tochter der Hekate.", falls ihr das etwas sagt.

Ich nicke langsam. Ja, jeder war vermutlich mal neu, viele hiervon aber bestimmt freiwillig. "Hekate ..." Ich gehe in meinem Kopf nochmal den Geschichtsunterricht durch. "Hekate ... Göttin der Magie, richtig?"

"ja Magie, Toten und all den Kram", meine ich gelassen.
"Wer ist dein göttliches Elternteil? Und wie bist du hier eigentlich hin gekommen?"; frage ich nun, denn es macht mich schon ziemlich neugierig.

"Magie, Tote und all den Kram? Boah hast du es gut, das klingt voll interessant." Dagegen ist die Göttin der Morgenröte ein kleiner Marienkäfer ... " Eos. Göttin der Morgenröte. Nicht gerade spektakulär, ich weiß." Ich seufze leise. "mein Vater hat mich hergebracht. Meinte es wäre hier ein besserer Ort für mich." Mit Menschen in einem Camp die Angst vor einem Unwetter haben. Klingt sicher. "Wie bist du hierher gekommen?"

Eos. Davon hatte ich schon mal was gehört. "Ach Marienkäfer können auch beißen", meine ich lächelnd. Vermutlich höre ich mich jeodch mal wieder komplett bescheuert an. Ich bin es einfach nicht gewöhnt zu reden. Wenn man Jahre lang nicht mehr geredet hat und dann wieder damit anfängt...nun ja, das ist wirklich nicht leicht.
"Das Gute ist, dass hier keine Monster kommen können" stimme ich ihren Vater zu.
"Aber sonst...naja du lernst hier zu kämpfen um zu überleben."
Oder man wird hier von Chiron festgehalten und darf das Camp auch gar nicht mehr verlassen, so wie ich, was natürlich nicht heißt, dass ich die Regeln immer befolge.
"Mein Vater hat es in einem Brief geschrieben, dass ich hier her kommen muss", meine ich dann die halbe Wahrheit. Zwar stand es in einem Brief...doch eine große Wahl hatte ich nicht. Entweder auf die Flucht vor der Polizei sein, oder den letzten Wunsch meines Vaters berücksichtigen. Da nehme ich doch lieber Letzteres.

"Naja besonders gefährlich macht mich die Gabe meiner Mutter nicht. Wenn du in einem Kampf sagst du bist die Tochter der Göttin der Magie und der Toten bist du ein ernst zunehmender Gegner. Wenn ich sage ich bin die Tochter der Göttin der Morgenröte ... habe ich vielleicht die Chance dass sie an einem Lachkrampf sterben." Ich muss grinsen. Warum Kinder wie ich überhaupt hierher gebracht werden ist mir ein Rätsel. Was kann ich schon schlimmes bewirken? Und Monster sind bestimmt an ganz anderem interessiert als an jemanden wie mir.
"Für dich ist Kampftraining bestimmt praktisch", stimme ich zu. "Du bist bei Monstern bestimmt begehrt.
Ich runzel die Stirn. "Ein Brief? Hast du nicht bei ihm gelebt?" Erst kurz darauf wird mir bewusst wie unhöflich ich bin. "Sorry, du musst natürlich nicht antworten."

"Monster haben es auf alle Halbgötter abgesehen. Egal welche. Wir riechen gut." erkläre ich schnell. Ist sie noch nie einem Monster begegnet? Das ist ziemlich ungewöhnlich.
"Für mich ist es langweilig. Ich komme sowieso nicht aus dem Camp", murmele ich leicht irritiert. Chiron hat da eben seine Regeln, so einfach ist es nicht hier unbemerkt raus zu kommen.
Ich versuche mich ruhig zu halten, als sie ihre Frage stellt.
"Mein vater ist gestorben", sage ich knapp, ohne näher darauf ein zu gehen.
"Schon gut", sage ich hinterher, denn sie konnte schließlich nicht wissen, dass er gestorben ist. "Möchtest du etwas Bestimmtes im Camp sehen?" Vermutlich war sie noch nicht überall und hat vielleicht auch Fragen.

"Ja, so etwas ähnliches hat mein Vater auch gemeint." Bei ihren nächsten Worten zucke ich leicht zusammen. "Die halten einen hier fest?" Ich sehe sie erschrocken an. Das einzige was mir lieber ist als alles andere ist meine Freiheit.
Bei ihrer Antwort sehe ich schuldewusst zu Boden. "Oh verdammt ... das tut mir leid. Ich bin manchmal so schrecklich unsensibel." Ich sehe mich etwas um. "Weiß nicht ... gibt es denn etwas interessantes was man unbedingt gesehen haben muss?"

Ich nicke. "Was das angeht ist es hier wohl wirklich der sicherste Ort", meine ich dann.
"Nein Chiron hält hier niemanden gefangen...nur wenn es Gründe gibt. Wie wenn man von der Regierug gesucht wird", murmele ich und lächele schwach.
"Aber egal. Mal sehen. Ich nehme an du hast deine Hütte schon gefunden...hast du schon etwas gegessen?", ich möchte sie schließlich nicht verhungern lassen.

Ich runzel die Stirn. Von der Regierung gesucht? Ich frage lieber nicht nach, bin schon einmal ins Fettnäpfchen getreten. "Gegessen? Nein .... noch nicht"

"Hast du Hunger?", frage ich nach. Die Meisten die hier ankommen haben ein Mordshunger. Was auch ziemlich verständlich ist. Viele kommen nicht gerade in einem Auto hier her, sondern eher weil sie gerade gejagt werden von einem Monster oder hier plötzlich landen.
Wie auch immer. Ich sehe rüber. "Ich kann dich hin bringen", meine ich dann. Ich stecke meine Hände wieder in meiner Jackentasche und drücke auf den Stein rum. Jetzt sollte ich lieber nicht hyperaktiv werden, wo sowieso schon alle Camper am durchdrehen sind.

Ich nicke. "Ich könnte schon etwas vertragen, ja" Ich muss ehrlich sein: Ich bin froh jemanden gefunden zu haben, der nicht gleich am Rad dreht. Und halbwegs normal wirkt.

"Gut, dann bringe ich dich mal zum Essen", meine ich erleichtert. Vermutlich würden wir zwar trotzdem nicht am gleichen Tisch sitzen können...aber naja, mal sehen.
Nach ein wenig gehen kommen wir auch schon an. Wir sind praktisch die Einzigen die anwesend sind. Merkwürdig. Alles ist heute merkwürdig.
"Dein Tisch ist...", ich muss mich kurz umsehen. "Dein Tisch ist dort", meine ich dann und deute rüber. "Meine ist hier", sage ich dann und deute auf meinen.
"Jeder Gott hat sozusagen einen eigenen Tisch für ihre Kinder hier im Camp"