Die Nachmittagssonne scheint mir sanft ins Gesicht, als der Zug um eine Kurve rattert. Lange muss ich nicht mehr fahren, bis ich nach Berkeley Hills komme. Meines Wissens nach werde ich dort aufgegabelt und zum Camp begleitet. Aus meinem Rucksack krame ich das vorletzte Sandwich raus, was ich als Proviant mitgenommen habe und beiße herzhaft hinein. Kauend betrachte ich die Felder und Städte, die vorbeiziehen, bis es nur noch Landschaft ist. Als ich am Bahnhof ankomme, fallen der Sonne letzte Strahlen durch das Bahnhofsvordach und halte Ausschau nach meiner Begleitung.

Immer musste ich irgendetwas erledigen. Für wenige Tage war ich im Camp und schon
musste ich jemanden abholen. Die meiste Zeit lebte ich in meiner Wohnung, da ich als Kind eines Nebengottes nicht gross Aufmerksamkeit auf mich zog. Natürlich liebte ich Camp Jupiter und tat das gerne.
gerne. Gerade kam ich am Bahnhof an und wartete. Auf... ich wusste gar nicht, wer
es war. Nur dass er Samuel hieß und... das wars auch schon. Offenbar war er männlich.
Etwas hilflos sah ich, wie der Zug anhielt. Ich denke, ich spüre, wenn es er ist.
So ein Halbgötter Ding.

Zur Sicherheit werfe ich einen Blick auf den Zettel, der mir gegeben wurde. "Vincenzo Auditore. Klingt nach 'nem Italiener, wie ich", bemerke ich etwas lauter. Dann zucke ich mit den Schultern, als ich den Zettel wieder wegstecke und begebe mich zu einem kleinen Bäcker um mir etwas Kaffee zu kaufen - den brauche ich jetzt. Vom Café aus kann man wunderbar den Bahnsteig, auf dem ich eben ausstieg, beobachten, was ich mir direkt von Nutzen mache.

Ich tat mein Bestes, um meine Motivation beizubehalten, was mir
nicht schwer fiel. Ich war ein geduldiger Mensch. Wie von alleine blickte
ich zu einem Café in der Nähe. Es zog meine Aufmerksamkeit automatisch
auf sich und meine Beine begangen sich zu bewegen.
"Samuel?", fragte ich schliesslich und sah einen lockigen Jungen an.
Ja, das war er.

Beinahe verschlucke ich mich an meinem Kaffee, als mein Name erklingt - eine weiche und ruhige Stimme spricht ihn und zu der drehe ich mich nun um. Kurz räuspere ich mich, nehme den Kaffee in die linke Hand und halte die rechte zum Handschlag hin. "Dann musst du Vincenzo sein, korrekt?", und ein breites Lächeln formt sich auf meinen Lippen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns gut verstehen werden. Meinen Rucksack schultere ich nochmal neu, damit er mir nicht von der Schulter rutscht.

Ich verurteilte nie schnell, aber er machte einen sehr
netten und anständigen Eindruck. Ich nahm seine Hand
und lächelte höflich. "Genau", bestätigte ich. Meine grünen
Augen erfassten ihn kurz. Starren war unanständig. "Bist du bereit?",
erkundigte ich mich. So viel ich beurteilen konnte war er vermutlich
ein Kind von Apollo. Der typische Lockenkopf.

"Bereit, wenn du es bist.", erwidere ich freundlich und gähne kurz. Gut, dass ich den Kaffee habe!
Den brauche ich nun sehr dringend. Vincenco scheint von der ernsteren Sorte zu sein - oder es liegt einfach am römischen Camp. Gerüchten zufolge sollen alle dort eine ähnliche Ausstrahlung vorweisen. Was nicht heißt, dass auch wirklich jeder so ist oder bleibt. Genüsslich trinke ich einen weiteren Schluck aus dem To-Go-Becher, während ich dem grünäugigen folge.