Nachdenklich gehe ich die Treppe runter und suche mir etwas zum Essen. Schnell nehme ich ein Brötchen, welches ich wo auch immer her habe und esse es, während ich die Tür öffne und nach Draußen gehe. Es ist schon angenehm warm und die Sonne scheint fröhlich vor sich hin.
Es ist vielleicht gerade Nachmittags. Die Camper laufen durcheinander, was mich ziemlich stört. Irritiert gehe ich an die Seite und gehe Richtung Wald. Den Wald, den ich so gerne mag.
Ich beobachte die Schatten aus der Ferne und lausche die Gespräche mit. Manchmal kann es sehr interessant sein, was sich so erzählt wird.
Es soll wohl einen Neuen hier im Camp geben. Mich interessiert das normaler weise nicht so wirklich...doch ein Kind des Kratos...das ist mir neu. So jemanden bin ich noch nie begegnet. Vermutlich hat Kratos auch nicht gerade noch andere Söhne.
Wie er wohl sein mag? Wie er wohl heißen mag?
Merkwürdig, dass Chiron mich nicht informiert hat. Meistens bekomme ich Informationen von ihm. Wie alt dieser Junge wohl sein mag und wo er her kommt?
Neugierig versuche ich den Schatten ihre Geschichten zu nehmen, doch da ich nicht weiß, welcher Schatten der Neue mit sich bringt, kann ich nicht viel anstellen.


@Murdoc Jard

Es ist anstrengend.
Gerade hatte ich mein neues "Zuhause" endlich fertig aufgeräumt, klopft es auch schon an der Tür.
Und das nicht nur einmal.
Es kommen immer mehr .. und sie stellen Fragen.

"He du bist du der Neue?"
"Bist du der Sohn des Kratos?"
"Magst du Apfelkuchen, ich hab welchen gebacken!"
"Kennst du mich schon?"

Naja ..
Apfelkuchen mag ich.
Da ich nicht unfreundlich sein möchte, lasse ich jeden herein, der anklopft. Als wär's 'ne Willkommensparty.
Von mir geschmissen.
"Du hast ja nicht mal was zu trinken da!", höre ich aus der Küche. "Tut mir leid", grummle ich vor mich hin. Ja tut mir echt leid Leute, das ich nicht daran gedacht hab, das mir gleich alle die Bude einrennen. Und ich sie dann auch noch bedienen muss.
Herr je, ob sie es merken, wenn ich abhau?
Unterhalten hab ich mich mit ihnen, jetzt beschäftigen sie sich mit sich selbst.
Widersprüchlich, kommen sie doch alle hier her um mich kennenzulernen, dabei stehen sie doch jetzt alle beisammen und ich sitze hier alleine in meinem Sessel.
Wo ist der Sinn?
Ich denke, ich geh ihn mal suchen.

Mit einem Satz bin ich auf den Beinen, merkt eh keiner, wenn ich weg bin.
Und schon schleiche ich mich aus dem Haus.
So weit weg wie möglich, irgendwo hin wo's ruhiger ist.

Ich beschließe die Suche ab zu brechen. Vermutlich würde ich es sowieso nicht hinbekommen, zwischen den ganzen einen neuen Jungen raus zu filtern. Irgendwann werde ich ihn sehen, sei es beim Essen oder beim Training.
Ich setze mich auf meinen Stein und hohle mein Notizbuch hervor, das schon ganz ausgeleiert und alt ist. Die Seiten sind gelblich verfärbt, doch man sieht immer noch die Striche meines Stiftes, welche schon so viele Male über die Blätter geglitten sind.
Erneut, wie eigentlich jeden Tag, hohle ich meinen Stift hervor und betrachte die Bäume. Die lebendigen Bäume, die im Wind zu flüstern scheinen. Ich frage mich, was sie untereinander mal wieder besprechen.
Meine Hand gleitet über das Papier und fängt an zu zeichnen. Am Liebsten würde ich hier nicht mehr fort gehen, einfach im Wald verschwinden und in ihm wohnen. In ihm sterben und vergehen.
Plötzlich bemerke ich in der Ferne viele Stimmen. Sie sind durcheinander, aufgeregt und zur gleichen Zeit abwesend. Innerlich verfluche ich mein gutes Gehör, denn meine Konzentration mag für einen Halbgott zwar erstaunlich gut sein, doch wenn man gerade einen Platz einnimmt, an dem man Ruhe erwartet, ist es wirklich zu viel.
Irritiert sehe ich ihn die Richtung und erkenne einen Jungen, der sich sichtlich gerade davon macht. Weg von den ganzen Camper, die wohl irgendwas feiern.
Neugierig sehe ich zu ihm rüber. Kennen tue ich ihn nicht, was jedoch nicht automatisch heißt, dass er hier nicht schon länger ist. Kennen tue ich schließlich dann doch nur wenige.
Trotzdem setze ich mich etwas auf und sehe rüber, vergesse dabei komplett meinen Stift, der nun runter fällt. Erst nach ein paar Minuten hebe ich ihn auf.

Ich weiß noch immer nicht ob es mir hier gefallen wird oder nicht.
Nun gut es ist der erste Tag, der erste Tag und schon habe ich zu viel.
Eigentlich hatte ich es gut hinbekommen, mit allem und jedem klar zu kommen.
Aber zuerst mitzukriegen man Stamme von irgendeinem Gott ab, der Kratos heißt, dann alle Sachen gepackt, dann hier herverfrachtet, eingezogen in ein Haus voller Staub und dann auch noch viel zu viele Menschen auf einmal.
Ich schnaube schwer aus.
"Zu viel", meine ich leise zu mir selbst.
Ja eindeutig zu viel.

Leise lausche ich seine Worte nach. Was ist ihm denn zu viel?
Es gibt hier nämlich einiges, was ziemlich nervig sein kann. Und da meine ich nicht nur die anderen Halbgötter. Ja, auch das Training und natürlich auch Chiron, können extrem nervig sein und irgendwann braucht jeder mal eine Pause.
Neugierig sehe ich den Jungen an. Ich würde ihm gerne fragen, was denn los ist, doch meine Gaben behalte ich lieber für mich. Schließlich kann ich nicht einfach zu ihm gehen und sagen Hey, ich habe gehört dass es dir zu viel ist. Was ist denn los?`.
Trotzdem sehe ich immer noch zu ihm rüber, auch wenn ich versuche nicht zu sehr zu starren. Meine Gedanken sind nämlich ziemlich viel, obwohl ich noch einen klaren Durchblick habe.
Letztendlich beschließe ich dann doch auf zu stehen.
Ich stecke mein Notizbuch wieder ein und den Stift ebenfalls. Dann gehe ich rüber zum Jungen.
"Hey", meine ich. So fängt man doch eine Diskussion an...oder? Reden war noch nie meine Stärke, schon gar keine Konservationen.
"Geht es dir gut?", will ich wissen. Natürlich geht es ihm nicht gut, er sieht schon so aus als würde er jeden Moment davon gehen können.

Oh bitte nicht.
Ich sehe schon, wie er mich ansieht.
Und er steht auf.
Er kommt auf mich zu.
Verdammt.
"Hey", antworte ich knapp. "Mir gehts eigentlich ganz blendend, dir?", frage ich nach.
Na was soll ich einem Fremden denn schon groß erzählen.
Soll ich ihm meine Leidensgeschichte auftragen, ich denke nicht das das wirklich das Ziel seiner Frage war.
Zumindest hoffe ich, das er einfach nur eine Konversation starten wollte.

Meine Augen formen sich zu leichten Schlitzen, die ihn mustern. Mir sollte man lieber nichts vormachen. Lügen ist nicht gerade das, was mich auf andere Gedanken bringt. Schon gar nicht, wenn ich den Herzschlag hören kann.
"Nun gut. Wenn du meinst dass es dir gut geht und du nicht die Wahrheit sagen möchtest, werde ich dich nicht dazu drängen", meine ich höflich.
Irgendwas ist jedoch anders, obwohl ich nicht sagen kann was. Seine Stimme erinnert mich an damals. Eine alte, bekannte Stimme. Doch das ist unmöglich. Völlig unmöglich. Vermutlich irre ich mich ganz einfach, das passiert jeden mal. Solange er nicht meine Pflegeeltern kennt, sollte alles gut sein. Denke ich zumindest.
Trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los. Merkwürdig aber wahr.
"Du bist neu, richtig?", frage ich deswegen.

Hm, ob etwas verschweigen auch gleich lügen ist?
Ich weiß ja nicht, vielleicht ist er offener als ich, aber irgend einem Fremden werde ich nun mal nicht verraten wies mir geht.
Ist ja auch egal.
"Ja ich bin der Neue, wie irgendwie jeder außer dir schon festgestellt hat", meine ich lachend. Ich hoffe insgeheim das er wirklich der letzte ist, den ich kennen lernen muss.
Bis jetzt waren meine neuen Bekanntschaften nämlich nicht wirklich vielversprechend.
Mal hoffen, das es bei ihm anders ist.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Die ganzen Camper die dort waren...sie waren also wirklich bei ihm. Er ist der Neue. Den, den ich versucht habe zu finden. Er, wovon Chiron mir nichts erzählt hat. Immer noch frage ich mich, wieso eigentlich nicht. Chiron gibt mir immer bescheid, wenn wer neues hier ankommt. Wieso dann bei diesen Jungen nicht?
"Ich bin Ethan", stelle ich mich vor, ohne zu lachen. Lachen ist nicht so meins. Mein neutraler Blick sagt nichts und wird auch nie etwas preis geben.
Ich sehe ihn wieder genauer an. Anscheinend hat er nicht wirklich Lust mit mir zu reden, was ich ihm auch nicht wirklich verübeln kann. Ganz im Gegenteil. Ich möchte eigentlich auch nicht reden. Wieso ich es trotzdem tue weiß ich nicht genau. Vielleicht, weil ich manchmal versuchen muss mich mit anderen zu unterhalten, so meint Chiron es zumindest. Dass Kommunikation wohl wichtig für das Überleben sei.

"Ethan also ...", ich schweige kurz.
Ethan.
Ich wusste doch er kommt mir bekannt vor. Die Stimme, die Art sich zu bewegen.
Aber, ist er es wirklich?
Nein .. er kann es nicht sein.
"Murdoc", antworte ich auf seine Frage hin und reiche ihm meine Hand.

Ich rege immer noch keine Miene, obwohl alles in mich ihn am Liebsten so verdutzt wie es nur geht ansehen möchte. Murdoc. Dieser Name. Ein Name, den man nicht so einfach vergisst, nachdem man ewig gebraucht hat sich ihn ein zu prägen.
Murdoc.
Wie viele Murdocs es wohl geben mag? Bestimmt nicht viele aber...
"Murdoc...." murmele ich und mustere ihn einfach nur, ohne seine Hand zu nehmen.
"Murry..." flüstere ich, ohne mir wirklich bewusst zu sein, woher ich das plötzlich habe. Das ist schon ewig her. So lange...so verblasst in meinen tausenden Erinnerungen.

Als er meinen Namen vor sich hin murmelt nicke ich langsam und will etwas sagen.
Bis mein Atem stockt.
Er hat etwas gesagt, das keiner wissen kann.
Niemand.
Zumindest niemand, aus dem Camp.
Ich wusste es, ich kenne ihn.
Es ist erschreckend, ihn hier wieder zu sehen, nachdem wir auf traurige Weise getrennt wurden. Er, mein Halbbruder und ich.
Ja, Ethan war der einzige von uns dreien, der eine Pflegefamilie fand.
Anfangs waren wir traurig, aber letzten Endes hatten wir uns für ihn gefreut.
Ein freudiges Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und Erleichterung überkommt mich.
"Man ich muss ehrlich sagen, ich hätte dich hier nicht erwartet!", brülle ich ihn schon fast an.

Immer noch sehe ich ihn an. Ist es wirklich wahr? Ist er es? Er?
Ich weiß nicht recht, ob ich mein Gefühl trauen soll, obwohl ich es gerne möchte.
Ich möchte gerne, dass er es ist. Murdoc, mit dem ich einiges erlebt habe. Mein bester Freund war bevor...bevor ich zu der Pflegefamilie kam. Zu diesen Monster.
Doch nun blicke ich in die Augen dieses Jungen. Ich möchte etwas sagen, doch bringe kein Wort über die Lippen, sondern schließe ihn in die Arme und drücke ihn.
Vermutlich kommt das ziemlich albern rüber, doch das ist mir gerade egal.
"Ich habe dir doch gesagt. Irgendwann sehen wir uns wieder", meine ich leise.

Ich weiß nicht ob ich überwältigt bin oder glücklich.
Vermutlich beides auf einmal.
Lachend erwidere ich seine Umarmung.
"Man, das hätte ich niemals erwartet!", ich gebe ihm einige Klapse auf den Rücken und dann löse ich die Umarmung wieder.
"Ehrlich, ich hatte nicht mehr geglaubt, dich jemals wieder zu sehen! Was für ein verdammt guter Zufall", ich kann gar nicht aufhören zu grinsen.
Kennt ihr das?
Wenn euer Mund, eine Wangen, eine Lippen einfach nicht aufhören wollen, mit diesem dämlichen Grinsen.
Als wär es fest gefroren.
So schlimm, das es schon fast schmerzt.

Ich nicke. "Ich auch nicht", erwidere ich, bevor ich mich ebenfalls aus der Umarmung löse.
Murdoc grinst und auch wenn ich gerne lächeln möchte, kann ich es nicht. Das tue ich schon lange nicht mehr und es ist schwierig sich überhaupt daran zu erinnern, wie das funktioniert.
Doch ich bin glücklich. Froh, dass er wieder da ist. Es fühlt sich an, als wären wir gar nicht getrennt. Plötzlich, als wäre es wie Gestern, das wir uns zum letzen Mal gesehen haben.
Ich versuche ein kleines Lächeln, damit er nicht denkt, dass ich mich nicht freuen würde. Denn ich freue mich wirklich sehr!
"Was hast du so getrieben?", frage ich dann, bevor mir noch eine Frage auf die Zunge brennt.
"Wer ist dein Elternteil...?" Ich mustere ihn kurz. Er strahlt definitiv Macht aus und das nicht gerade wenig. Doch es ist nicht Zeus, das würde ich sofort erkennen.

Hm.
Ich überlege kurz ihm von der Armee zu erzählen, aber es wäre nicht gut Jen zu erwähnen.
Nein .. ich möchte nicht, das er mich fragt wie es ihm geht.
Es wird noch eine Weile dauern bis ich wieder über ihn sprechen kann.
Ich spüre wie eine schwere Last auf meine Schultern drückt, ja .. ich hätte nicht an ihn denken sollen.
So gut ich kann schlucke ich es runter.
"Ich hatte nicht sonderlich viel erlebt, ich war mein ganzes Leben im Waisenhaus. Also das gleiche wie immer. Langweilig. Erzähl du lieber von deiner Pflegefamilie, das muss wesentlich interessanter sein!", ich schnaube kurz tief aus um das schwere Gefühl los zu werden.
"Oh, mein Vater ist Kratos, wie siehts mit dir aus?", will ich wissen.

Wieder höre ich, wie sein Herz schneller schlägt und versuche ihn mit meinen Augen du durchdringen, doch sage lieber nichts dazu. Vermutlich gibt es etwas, worüber er nicht reden möchte und das respektiere ich. Jeder hat seine Sachen, über die nicht geredet wird.
Ich nicke einfach kurz, bevor sich meine Miene verfinstert.
Die Pflegefamilie. Die Leute die ich am Liebsten umbringen möchte.
Ich zittere leicht, doch lasse es mir nicht anmerken.
"Da gibt es nichts interessantes.", meine ich neutral.
Kratos. Das ergibt irgendwie Sinn. "Mein Vater ist Erebos", meine ich. Wenn ich es so sage, hört sich das merkwürdig an. Doch als Vater betrachte ich ihn natürlich nicht. Ich nehme an, dass die meisten Halbgötter ihr göttliches Elternteil nicht als Elternteil betrachten.
"Wie geht es eigentlich..." ich überlege kurz. Ich habe seinen Namen vergessen. Der mit dem wir auch dort waren damals. Gemeinsam.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, das es in einer Pflegefamilie uninteressant ist, aber er scheint wohl sehr verschwiegen zu sein.
Und dann...
tut er es.
Ich hätte ihn, natürlich metaphorisch gemeint, dafür umbringen können.
"Jen", stammle ich vor mich hin.
Ja, er wusste nicht einmal mehr seinen Namen.
Niemand trauert um ihn.
Keiner außer mir.
Ich fahre durch meine Haare und seufze.
"Ich kann nicht über ihn sprechen", fliest es über meine Lippen, obwohl ich etliche andere Sätze in meinem Kopf umherschwirren habe.

Nun runzele ich doch meine Stirn. Er kann nicht darüber sprechen. Jen. Nicht über ihn. Seid wann nicht?
Es ist als würde mir ein harter Schlag ins Gesicht treffen, als mir nur ein Grund einfällt, wieso er nicht darüber reden könnte. Mir bleibt der Atem weg.
"Es tut mir leid", meine ich aufrichtig. Hätte ich das gewusst, hätte ich natürlich nicht nachgefragt.
Meine Hand legt sich vorsichtig auf seine Schulter. Ich weiß nicht so recht was ich sagen soll und ob ich überhaupt etwas sagen soll, oder ob es das nur noch schlimmer machen würde.
Es gibt so vieles, was ich ihm sagen würde. Doch ich denke, dass Schweigen all meine Gedanken zusammen fasst. Ich schweige oft, doch nun ist das Schweigen stiller als sonst und nur für ihn.
Für einen alten Freund. Aus der Zeit, wo wir noch glücklich waren. Was auch immer dieses Wort Glücklich bedeuten mag.

"Schon in Ordnung", ich atme tief durch. Er war sein Freund.
Wenigstens etwas sollte ich erzählen.
"Es war vor ein einhalb Jahren", beginne ich und sehe in die Ferne.
Ich starre ins Nichts.
"Weißt du, wir hatten kein wirkliches Leben, keine Perspektive, außer zur Armee zu gehen. Also taten wir dies. Und wir - die Waisen - wurden natürlich sofort nach der Grundausbildung für den Krieg eingezogen", das hört sich alles so perplex an. Zwei achtzehnjährige im Krieg.
Ich seufze.
"Verdammt, wir waren nicht mal eine Woche auf dem Schlachtfeld, als es passierte", ich atme tief ein.
Das reicht für heute.
Wirklich.
Das reicht.
"Aber nun lass uns über etwas anderes sprechen", quetsche ich aus meinem verkrampften Körper hervor.

Ich höre ihn aufmerksam zu. Wer ist den bitte so dumm und schickt junge Erwachsene, ja noch Kinder! in den Krieg!
Wütend schüttele ich den Kopf. Ich kann es nicht fassen.
Doch das heißt auch das...Murdoch war dabei.
Er muss gesehen haben...doch jetzt ist er hier. Mit 18 war er dort. Er ist früher zurück gekommen. Ob das ein Grund ist?`
Ich nicke leicht. "Komm", meine ich dann und sehe Richtung Camp. Ich möchte nicht, dass er an seinem ersten Tag hier sofort in die Vergangenheit zurück befördert wird. Er soll wenigstens nachdem er mich nun auch getroffen hat, einen ruhigen Tag haben. Einen, den er vielleicht noch genießen kann.
"Möchtest du etwas bestimmtes sehen?", frage ich deswegen.
Und doch lässt mich eine Sache nicht los. Chiron kennt einen Teil meiner Vergangenheit und auch ein Teil der Menschen. Er hat gewusst, dass Murdoc und ich und kennen, er muss es gewusst haben.
Wieso um alles in der Welt, hat er mir nichts gesagt?

Ich bin sichtlich erleichtert, das er mich bittet zurück zum Camp zu gehen.
Auch wenn ich zugegeben noch immer keine wirkliche Lust auf das Getummel der anderen habe, ist es besser, als ein Gespräch über Jen zu führen.
"Weißt du, ehrlich gesagt habe ich etwas Hunger", etwas ist wohl mehr als untertrieben. Seit ich hier angekommen bin, habe ich nichts gegessen. Und das war heute Morgen.
"Wie ist das hier mit dem Essen? Essen alle gemeinsam, oder kocht man sich selbst etwas?", ich sehe ihn etwas verzweifelt an.
"Ich kann nämlich nicht kochen"

Wir gehen nun Richtung Camp. Für mich sind die Camper natürlich nicht zu überhören, doch Murdoc ist immer noch ein Thema bei ihnen. Das ist immer so, wenn ein Kind einer Gottheit hier eintrifft, von dem man nicht wusste, dass der Gott überhaupt sterbliche Kinder hat. Doch bei Murdoc ist es noch etwas anderes, denn sein Vater Kratos ist der Gott der Macht und strahlt, logischer weiße, Macht aus.
"Wir essen eigentlich zusammen, aber Kochen könnte man auch selber", erkläre ich, während ich ihn zu den Tischen begleite.
"Jede Hütte hat einen eigenen Tisch...", ich sehe mich kurz um. "Dort ist meiner", meine ich dann und deute hin. "Ich sitze eigentlich auch alleine dort. Dein Tisch..."
Ich muss mich etwas drehen, bis ich einen neuen Tisch entdecke. "Dort" Ich deute hin.

Einen Augenblick lang betrachte ich die Tische. Es gibt viele leere Tische und viele volle Tische.
Aber nichts zwischen drin.
"Meinst du ich kann mich einfach zu dir setzen? Oder verstösst das gegen irgendwelche Regeln?", es wäre schön wirklich seltsam, wenn ich nun jeden Tag einsam und allein an meinem Tisch abseits vom Geschehen essen müsste. Ich bin nun wirklich nicht ein solcher Einzelgänger das ich jeden Tag durch und durch allein sein muss. Im Gegenteil. Eigentlich mag ich Gesellschaft , zumindest von den richtigen Menschen.

"ich denke, Chiron wird kein Problem damit haben", meine ich ehrlich. Schließlich wäre ich nicht der Einzige, der das machen würde. Es gibt immer wieder welche, die sich an andere Tische setzen und vermutlich wäre es sehr nett, auch mal jemanden an seinen Tisch zu haben.
Ich deute auf eine Bank vorm Tisch du zeige ihm damit, dass er sich ruhig setzen kann. Selber setze ich mich an die anderer Seite, damit wir gegenüber von einander sitzen.
Zuvor hohle ich mir jedoch noch einen Teller mit Essen und auch sofort einen Für Murdoc, damit er auch etwas hat.
"Ich hoffe es schmeckt dir", meine ich und stelle ihm den Teller hin.