das Eingangsposting lautete :

Ariane würde mich umbringen.
Es war kurz vor Mitternacht und ich war immer noch nicht zuhause.
Stattdessen waren fünf Taxis an mir vorbei gefahren, wobei das letzte dadrauf geachtete hatte extra durch eine Pfüze neben mir zu fahren.
Es wäre ja eine Schande sauber nach hause zu kommen...
Bis dorthin waren es aber immer noch 4 Blocks und eine U-Bahn war nicht in Sicht.
Ich seufzte und holte mein Handy aus der Jackentasche.
12 verpasste Anrufe. Ich konnte Ariane von hier fluchen hören.
Sie würde mich umbringen sobald ich zuhause war.

Ich schwieg.
Er hatte keine Ahnung.
Für ihn war alles nur ein kleines Rätzel was er gerne lösen würde.
Er wusste nicht, dass es Leute gab die Cally töten würde, Götter die sie töten würden wenn sie wüssten was los wäre.
Das die Sache mit den Dämon riskant war wusste ich, jedoch selbst wenn sie mich getötet hätte, hätte sie vorher Jeremy umgebracht und Cally wäre in Sicherheit.
Langsam stand ich auf, während ich Jeremy an sah. Meine Hand ging zu der Tür des Wagens.
Ich hatte ihm nichts zu sagen.

Da war noch was. Irgendwas habe ich falsch
Interpretiert. Stirnrunzelnd dachte ich darüber nach.
Ich würde selbst darauf kommen. Ich sah wie sie nach
der Tür griff. "Wenn du mich wieder einmal versuchst zu töten,
überleg dir was besseres" Mit diesen Worten drehte ich mich um
und verschwand in der Dunkelheit. So richtig fassen konnte ich
es noch immer nicht. Cally braucht Arianes Schutz nicht. Ariane hat
keine Ahnung und sie kann sich nicht mal um sich selbst kümmern.
Ich werde das übernehmen, ich habe es ja schon Chiron versprochen.

Er ging und ich sah ihm Wortlos nach.
Ich konnte nur hoffen, dass er Cally nichts sagen würde.
Nicht nur um meinetwegen.
Cally selber hatte es auch nicht verdient, sich Vorwürfe zu machen.
Aber das würde sie.
Ich stieg in den Wagen und hielt mir dabei meinen Magen.
Das fühlte sich nicht gut an. Kein Stück.

Cally:
Träumen tat ich wieder von einem Mann und einer Frau am Strand.
Sie redeten, lachten und wieder verschwand das Mädchen plötzlich.

Ich kann Cally wahrscheinlich nichts erzählen.
Jedenfalls noch nicht. Ich tapste schlecht gelaunt in
meine Hütte. Das war ja sowas von schräg. Ich konnte
nicht einschlafen, wie vermutet. Ich sah auf die Uhr.
01:17. Ich verliess meine Hütte und schlich in die Hermes.
Die Tür war offen. Dann steuerte ich Callys Zimmer an.
Ganz vorsichtig näherte ich mich ihr, als ich sie entdeckte.
"Hey, Cal"

Mich mitten in der Nacht zuwecken war noch nie eine gute Idee gewesen.
Gerade als der Mann in meinem Traum dem Mädchen was sagen wollte, hörte ich eine Stimme.
Sofort schoss mein Kopf hoch und ich knallte gegen was hartes.
Jeremys Kopf.
"Aua!"
Ich stöhnte und rieb mir meine Stirn.
Amy murmelte leise im Schlaf vor sich hin.
"Wer... Jeremy?!"

Ich hätte nicht so nah kommen sollen.
Ich spürte einem dumpfen Schmerz in meiner
Nase. "Au!", rief ich gleichzeitig wie sie und dann
hielt ich mir die Nase. "Ja, hey. Sorry, ich wollte
dich nicht erschrecken oder so...", murmelte ich und sah
mich um. Vielleicht hatbuns jemand gehört. Anscheinend
nicht. Gut.

"Ach was, ich erschreck mich nie wenn mich jemand mitten in der Nacht weckt."
Stöhnen rieb ich mir meine Stirn und sah auf.
"Was zur Hölle möchtest du?"
Ich setzte mich auf und blickte ihn verwirrt an.
Bestimmt wären die anderen alles andere als begeistert, wenn sie wüssten, dass er hier war.

"Es ist was passiert...", setze ich an.
Der Kloss bildete sich erst jetzt in meinem
Hals. Ich bin auch nur ein Mensch- jedenfalls
zur Hälfte. "Und ich kann dir nichts darüber erzählen-
nichts genaues, aber ich kann jetzt nicht mehr schlafen.
Jedenfalls wollte ich nicht allein sein und du... du bist
mir als erstes eingefallen", erklärte ich. Wahrscheinlich hab ich
noch nie in meinem Leben so etwas gesagt. Wow...
Aber ich muss jetzt mit Cal reden.

Ich starrte ihn an. War er verrückt geworden?
Schließlich seufzte ich und schlug die Decke zur Seite.
Ich hatte irgendein altes T-Shirt und eine alt Shorts als Pyjama an.
Zum Glück hatte ich den mit den Kätzchen noch nicht gefunden.
"Dann lass uns reden. Aber nicht hier drin. Amy wird glaub ich nicht begeistert sein, dass du hier bist."
Ich nahm meine Jacke und sah zu Jeremy.
Meine Stirn schmerzte immer noch.

Ihre erste Reaktion war wie ich gedacht hatte.
Ich meine, ich und solch gefühlvolles Geschwafel?
Das passt nicht. Schließlich musste ich doch leicht
lächeln. "Danke", sagte ich aufrichtig erfreut, packte Callys
Arm und huschte aus der Hütte. Der Schmerz in meiner
Nase war schon weg. In meinem Job ist meine Schmerzgrenze
sehr gestiegen, nehm ich mal an.

Er zog mich am Arm durch die Hütte und ich war froh, dass die Hermes Kinder, anders als mir erzählt wurde, keine Fallen aufgebaut hatten um Eindringlinge zu erwischen.
Draußen war es kalt und ziemlich dunkel.
"Und was ist?"
Immer noch flüsterte ich nur. Zwar belauschte uns niemand, trotzdem wäre es komisch gewesen laut zu sprechen.

Wir hatten uns genug entfernt und ich
setzte mich ins Gras. Ich begann zu zweifeln,
soll ich ihr wirklich davon erzählen. "Bevor
ich dir was erzähle, versprich mir dass du nicht
nachfragst, ich werd nämlich nichts genau sagen,
okay?", fragte ich sie.

Ich setzte mich neben ihn ins Gras.
"Solange du mir nicht verbietest drüber nachzudenken bis ich es weiß, gerne."
Ich grinste ihn aufmunternd zu, wurde dann aber wieder ernst.
"Okay, was ist los?"

"In letzter Zeit... läuft alles so schief.
Es begann mit meinem Vater, dann mit
dem ganzen Götterkram, mit Dämonen..."
begann ich zu erzählen. "Ich begann Blut zu trinken."
Ich seufzte. "Vorhin hat versucht
jemand mich zu töten. Der Grund war... nicht
so wichtig. Ich habe nur noch das Gefühl, dass ich schlecht bin,
verstehst du?"

Ich hörte ihm gut und verstand ihn sofort.
"Klar.
An den Abend wo wir uns getroffen haben, hatte ich ziemlich viel Ärger...
Unter anderem bin ich mal wieder von einer Schule geflogen, Ariane war sauer und der Junge den ich mochte, ist schwul."
Ich musste bei dem Gedanken schon selber lachen.
"So gesehen, war der Angriff das beste vom ganzen Tag."
Ich sah ihn aufmunternd an.

Bei Arianes Name, verdüsterte sich
mein Gesicht ungewollt, aber ich sah gleich
wieder normal drein. Cals Probleme sind im
Gegensatz zu meinen echt harmlos.
"Warst du schon mal richtig verliebt?", fragte
ich sie. Ich frage aus Neugier, denn ich war es
noch nie. Wahrscheinlich bleibt das auch so. Liegt
an mir, meiner Krankheit oder einfach an meiner
Abstimmung.

Ein Schatten schien über Jeremys Gesicht zu ziehen, aber vielleicht war es auch nur die Nacht, die sein Gesicht so düster machte.
Über seine Frage war ich erstaunt.
"Mhm...", sagte ich.
"Ich hatte bereits diese Jugendlieben, Schwärmerein und so, aber was wirklich ernstes.... ich weiß nicht.
Ich glaube die Zeit verrät einem an Ende was wirklich ernst ist und was nicht."
Ich musste Lächeln.

Ich sagte dazu nichts. Was sollte ich denn?
Ich hatte keine Ahnung. Für eine Beziehung
hatte ich nie Gelegenheit und häufig daran
gedacht hab ich ehrlich gesagt auch nicht.
"Du wirst den Richtigen schon finden", meinte ich
ehrlich. Bei ihr war ich überzeugt, bei mir... mir
fällt es schwer, an sowas zu glauben. Aber ich beschwer
mich deshalb auch nicht. "Kann ich dir noch was sagen?",
fragte ich sie nach einiger zeit.

Ich zuckte mit den Schultern und sagte: "Klar."
Ich war sechzehn keine sechzig. Mein Leben war noch vor mir.
Als Jeremy mich fragte, ob er noch was sagen könne, nickte ich.
"Klar schieß los.", meinte ich und sah ihn an.
Mit meinen Fingern fing ich an Gras um mich herum raus zu reißen.
Warum genau wusste ich selber nicht.

Ich nickte. "Okay" Ich atmete tief ein.
Das muss ich mal los werden. "Mein Dad war
wahnsinnig. Nachdem er meine Mom traf, bekam
er einiges von Dämonen mit. Er dachte aber, es hätte
was mit dem Christentum zu tun. Nach meiner Geburt
fing er sofort damit an, Er trainierte mich zu einem Jäger,
brachte mir alles bei. Doch er war viel zu strang, zu hart.
Manchmal schloss er mich Tage lang ein. Das verursachte...
gewisse Sachen bei mir" In meiner Stimme schwang nichts
trauriges mit. "Weisst du was ein Soziopath ist, Cal?", fragte ich nach.

Ich starrte ihn an und schwieg während er sprach.
Das alles klang gar nicht toll und mit solch einer Wendung hätte ich nicht gerechnet.
Klar Jeremy wirkte ein wenig... grob, aber auf eine nette Art und Weise.
Als er mich fragte ob ich wüsste was ein Soziopath ist nickte ich langsam.
Wir hatten es im Biologie Unterricht durch genommen, nachdem zwei Jungen sich gegenseitig damit Beleidigt hatten, während der Lehrer rein gekommen war.
Soziopathie war eine psychische Krankheit, durch den die Betroffenen kein Mitgefühl hatten. Sie handelten ohne über die Folgen für die andere Person nachzudenken.
Kalte leere Hüllen, hatte Ariane die Menschen genannt, als ich mit ihr drüber gesprochen hatte.
Mir taten sie eher leid.
Ich sah Jeremy mit großen Augen an.

Sie sah mich mit grossen Augen an.
"Ich habe es schon seit Jahren...", fuhr ich
fort. "Aber bei mir ist es anders. Ich habe noch
Gefühle, doch manchmal schalten sie sich einfach
ab und du willst nicht wissen was ich alles schon
Schreckliches getan habe. Nur durch eine Verbindung zu
diesem Gehirnteil ist es möglich, was zu empfinden.",
erklärte ich. Das mit meinem Vater sollte ich lieber
nicht sagen. "Es ist ja so seltsam. Meist dauern diese
Phasen einige Stunden und sie können durch alles mögliche
ausgelöst werden. Später erinnere ich mich nicht daran.
Erst nach einer gewissen Zeit kommen eizelne Erinnerungen"

Mein Blick wurde weicher während ich ihm zuhörte.
Das klang schrecklich.
So als müsste man ständig angst vor sich selber haben.
Ich wollte gar nicht wissen wie das sein musste. Ob die anderen im Camp es wussten?
Hatten sie deswegen Angst vor ihm?
Vorstellen konnte ich es mir, aber mit mir drüber gesprochen hatte niemand.
Ich wusste nicht was ich nun sagen sollte.
Mit so einer persönlichen Sache hatte ich nicht gerechnet.
"Wie oft ist es schon passiert?", fragte ich schließlich sanft.

Natürlich wusste es sonst niemand-
mit Ausnahme von Chiron, der weiß sowieso
alles. Keine Ahnung wieso ich das Cal sage, aber
ich habe das Gefühl, ihr vertrauen zu können.
Ich dachte über ihre Frage nach. "So genau
weiss ich das nicht", erklärte ich. "Aber es passiert
alle Monate mal. Am häufigsten geschieht es wenn ich
sehr... wirklich sehr wütend werde"

Ich nickte wieder leicht.
Erklärte warum Jeremy sich bisher von den anderen ferngehalten hatte.
Menschen war der häufigste Grund für Wut.
Nachdenklich sah ich das herausgerissene Gras vor mir an.
Ehrlich gesagt wusste ich nicht was ich tun konnte.
Ich wollte nicht sowas wie 'Tut mir Leid' oder 'Wird bestimmt besser' sagen.
Es würde falsch klingen und unnötig sein. Helfen konnte ich ihm nicht.
Ich konnte ihm nur zuhören.
"Ich... wüsste nicht ob ich es einem Neuling erzählen würde, danke.", sagte ich schließlich und sah ihn an.
Theoretisch hätte ich mehrere Gründe ihn zu hassen, doch obwohl ich ihm vorhin nach spionieren wollte, tat ich es nicht. Er schien ehrlich zu mir zu sein. Meistens auf jeden Fall.