Eingangspost:
Es ist ein großes Fest mitten im Nichts.
Alle sind gekommen, es wird laut gefeiert, gesungen und getanzt.
Doch mitten in dieser großen Menge, gibt es zwei die sich nicht so wohl fühlen in so einer Masse.
Wie das wohl wird?

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Langsam gehe ich durch die Menschen, sie stoßen mich an, machen mich verrückt.
Doch ich halte es aus.
Ich sehe die Leute etwas irritiert an, doch es ist als würden sie mich nicht mal bemerken.
Nur manchmal kurze Blicke, dann beschäftigen sie sich aber auch schon wieder mit ihren Party-Sachen.

Menschen. Überall Menschen. Verletzliche Sterbliche.
Mit steigendem Unwohlsein schlängele ich mich so
durch die Masse, darauf bedacht niemanden zu berühren.
Ich bin nervös. Ich könnte aus Versehen ein paar Leute KO
setzen oder noch schlimmer - umbringen!
Hilfesuchend tastet mein Blick die Mengen ab.
Wieso bin ich eigentlich hier? Wie bin ich hergekommen?
Und wie komme ich hier schnell wieder raus?

Seufzend setze ich mich auf eine Bank, die ich nach langem Suchen finde.
Endlich ein kleiner Platz wo ich normal sitzen kann, auch wenn es um mich herum
trotzdem noch so laut ist.
Hier sitzt weiter niemand, nur ich. Einfach ich.
Erst jetzt hebe ich meinen Blick um mir das Geschehen näher anzusehen.

'Mein Töchterchen ist mal wieder in Sorge. Das
ist so niedlich!', lacht jemand in meinem Kopf.
Ich seufze kurz auf. Natürlich. Dad muss ja seinen
Senf dazu geben.
"Halt die Klappe!", murmele ich mehr zu mir selbst.
Um mich herum hört es eh keiner. Das Gebrüll,
Lachen und die Musik sind so laut, dass ich das Gefühl
habe, die Geräusche kriechen in meine Ohren und fühlen
mich komplett aus. Ein widerliches Gefühl!
Da plötzlich bleibt mein Blick an einem Typen hängen.
Er sitzt alleine auf einer Bank mitten in dem ganzen Zirkus
und ist ganz still.
Irgendwas an ihm kommt mir bekannt vor. Als würde ich ihn
täglich sehen, aber nicht realisieren, dass er da ist. Ein bisschen
wie Kayle. Auf verquere sehr schräge Art und Weise.
Automatisch steuere ich auf ihn zu und lande neben ihm auf der Bank.

Plötzlich sitzt da ein Mädchen neben mir.
Ihr Blick kommt mir bekannt vor, doch ich kenne sie nicht.
Habe sie noch nie vorher gesehen.
Ich drehe mein Kopf wieder weg und sehe in die Menge.
Alles scheint normal zu sein, ein paar kozende Jugendliche, aber sonst
kämpft wenigstens niemand.

Seine Blick streift mich kurz, geht dann
aber wieder in die Menge, wo den ersten
Festivalbesuchern schon schlecht vor lauter
Alkohol ist. Brechend hängen sie an einem Zaun
in der Nähe.
'Alkohol ist nun mal ein schleichender Tod', schießt es
mir durch den Kopf. Ihre Lebensenergie ist erschöpft.
MIt einer kurzen Berührung und wenig Anstrengung wäre
es mir möglich, sie für immer in Schlaf zu versetzen. Aber
das habe ich nicht vor, solange sie mir nichts tun.
"Hi!", sage ich zu dem Typen neben mir.

Ich mustere sie von der Seite und sehe mich um,
ob sie doch nicht mit einen Anderen redet.
"Hi" sage ich dann als mir auffällt, dass sie wirklich mit mir redet.
Es wundert mich sehr. Normalerweiße reden die Leute nicht mit mir.
Etwas an ihr ist aber anders, vertraut. Ich kann nicht sagen was.
Ihr Schatten ist anders.

'Es spricht!', quietscht Dads Stimme durch meinen Kopf.
Nervig? Dad? Niemals.
"Ist alles okay? Du siehst nicht so aus, als wärst du gerne
hier", stelle ich fest. "Warum bist du hier?"
Ich weiß nicht einmal warum ich hier bin oder wie ich hierher kam.

Ich nicke.
"Ich bin nicht gerne unter Menschen und du auch nicht" sage ich,
ohne wirklich auf ihre Frage zu antworten.
Irgendwas an ihr scheint sie gerade irritiert zu haben, aber es werden
wohl eher Gedanken gewesen sein.

"Verrückt, dass wir dann hier sind", erwidere und
lächele etwas schief.
Sein Blick scheint in meinem zu lesen. Und ich bilde
mir ein, dass er mehr von mir weiß, als ich ihn hab wissen
lassen. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.

"Die Welt ist verrückt" erwiedere ich.
Ich sehe sie kurz an dabei und lasse meinen Blick
dann wieder durch die Menge schweifen.
Bis her sind alle Schatten normal, das ist ein gutes Zeichen.
"Wieso bist du denn hier?"

"Die Welten", korrigiere ich automatisch und
beiße mir auf die Zunge. Toll, verplappert.
"Ich bin hier, weil...", rede ich schnell weiter und
versuche die Korrektur zu überspielen. "Ich weiß
nicht. Irgendwie war das Fest plötzlich da."
Das klingt zwar bescheuert, aber ich will auch nicht
lügen.

Ich sehe sie kurz stirnrunzelnd an und höre nach ihrem Herz.
Beim ersten Satz den sie sagt schlägt es schneller.
Ist sie nervös? Hat sie Angst? Oder...
Ich gehe nicht weiter darauf ein.
Dann lächele ich kurz.
"Es ist heute ja auch ein Feiertag" sage ich dann und deute auf
das Kreuz, dass oberhalb der Kirche aufgehängt wurde.

Ich lege den Kopf etwas in den Nacken und betrachte
das Symbol des christlichen Glaubens. Verrückt, wie
die Leute an der Geschichte Jesu hängen. Aber den
Glauben suchen sich viele nicht einmal aus. Als Baby
wird man getauft und schwupps - christlich.
"Dass die Menschen so heftig feiern, obwohl die Kirche
Ihnen eigentlich doch einen anderen Lebensstil predigt,
finde ich schon verwunderlich."
Ich sehe wieder den Typen neben mir an. Wenn er lächelt,
erinnert er mich irgendwie an Kayle. Interessant.
Beiläufig rücke ich näher und berühre ihn dabei kurz mit der
Hand an der Schulter. Ein dunkles Gefühl breitet sich in mir
aus. Doch nicht dunkel genug, um sagen zu können, woher er
kommt.

Ich zucke kurz zusammen, als sie mich berührt und sehe sie an.
Damit habe ich nicht gerechnet, doch schon schnell fange ich mich wieder.
"Ja, der Glaube kann einen ziemlich beeinflussen" gestehe ich.
Der Unterschied ist jedoch, ob man die Wahrheit wirklich kennt, oder nur an etwas glaubt.
Als Halbgott hat man es was das angeht vielleicht einfacher, wir wissen was nach dem
Tod passiert und doch haben wie Angst davor.
Wir kennen die echte Welt und wollen sie trotzdem manchmal nicht sehen.
"Was hast du?" frage ich, als ich ihren Blick bemerke.

Sein Zusammenzucken geht so schnell, dass ich
fast glaube, es mir eingebildet zu haben. Aber
der Blick, mit dem er mich ansieht, sagt da etwas
anderes.
Ob er Angst hat? Habe ich ihm Energie entzogen?
Hektisch taste ich nach meinem Dolch, aber er
zeigt keine Anzeichen, dass ich meine Fähigkeiten
eingesetzt habe. Er ist kühl und teilnahmslos.
Ich atme aus und lege die Hände wieder zusammen.
"Ich finde es nicht gut, dass einen der Glaub so
beeinflussen kann...", antworte ich, auch wenn es
eigentlich keine richtige Antwort ist.

Ich nicke leicht.
"Die Menschen brauchen einfach etwas, woran sie
glauben können, damit sie nicht mehr so viel
Angst haben müssen"
Irgendwie ist es sogar logisch. Denn jeder glaubt
an irgendwas, sogar die die meinen, sie würden
an gar nichts glauben.
Doch ohne Glaube geht das Leben nicht. Dann
ist man schon tot-geschrieben.