Ich stehe mit geschlossenen Augen an den Baum auf Halfblood Hill gelehnt da und warte.
Chiron sagte, dass die Tochter des Zeus mich begleiten würde.
Ich weiß nichts von ihr. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das will.
Hoffentlich ist sie ein ruhigerer Mensch. Sonst könnte die Überwachungsmission tierisch in die Hose gehen.

Ich lief aus dem Camp raus, auf den Halfblood Hill hoch. Chiron hatte mir gesagt, das ich dort auf meinen Begleiter bei der Mission treffen würde. Einen Sohn der Nyx. Das würde sicherlich aufregend werden, immerhin war die Nacht und der Schatten still ... das passte gut.
"Hey. Du musst Lysander sein, oder?", fragte ich den Typen, den ich oben antraf.

Eine Stimme reißt mich aus den Gedanken und ich öffne die Augen.
"So nennt man mich", bestätige ich und stoße mich vom Baum ab.
"Dann bist du sicherlich Nikolina."
Blöde Frage, wer sollte sie auch sonst sein?
Ich ziehe meinen Rucksack straffer und mustere sie, kann sie aber
nicht einschätzen. Dann muss ich mich wohl überraschen lassen.
"Hast du alles dabei?", frage ich und schiebe die Hände in die
Hosentaschen.

Er dreht sich zu mir um. Bei seiner Antwort nickte ich kurz.
"Jap, die bin ich.", antwortete ich dann.
"hab ich. Weißt du eigentlich, wen genau wir Überwachen sollen? Mir wurde nichts gesagt."

"Ja, tu ich."
Ich ziehe einen Zettel hervor und lese laut vor:
"New York Times, Mr. Desalvaire, Adresse: 200 Burke Avenue, Staten Island, New York, Treffen um 18 Uhr an New York Times, 620 8th Avenue, New York. Wen, warum, was dann?"
Beiläufig frage ich mich, was wir mit diesem Mann zu schaffen haben, aber Chiron hat sehr ernst ausgesehen, als er mir den Zettel gab.

Ah gut. Das war doch schon mal was.
Das hörte sich an wie aus einem Zeitungsbericht. Aber davon hatte ich gar keine Ahnung. "Okay ... na dann müssen wir wohl nach New York." Chiron stellte uns bestimmt ein Mittel zur verfügung wie wir dorthin gelangten. "Dieser Mr. Desalvaire ... was ist an dem so besonderst? Also warum müssen wir ausgerechnet ihn überwachen?"

Ich bot ihr meinen Arm an, obwohm ich es gerne gelassen hätte. Eine Schattenreise würde am schnellsten gehen.
"Ich weiß es nicht so genau. Ich nehme an, dass er ein Monster sein könnte oder ein Demigott, der die Seiten gewechselt hat."
Ein letztes Mal sah ich zurück aufs Camp.
"Hake dich bei mir ein. Wir sind sofort in New York."

Er bot mir seinen Arm an, aber ich wusste nicht, ob ich Schattenreisen wollte. Wenn es nach mir ginge, würde ich lieber fliegen. Dann würde ich auch in so 7 Sekunden in New York sein.
Aber ich wollte mich nicht beklagen. Stattdessen hörte ich ihm erst zu.
"Ja das kann wirklich sein. Steht er jetzt auf der Seite der Titanen?"
Ich blickte ihn an. "Ok. Vor mir aus." Ich hakte mich bei ihm ein.

"Die Titanen sind nicht unbedingt schlecht", verneinte ich, "Die sind nicht unsere Feinde."
Als sie mich berührte, lösten wir uns sofort in den Schatten auf und standen fast direkt danach in New York. Ich löste sie von mir und sah mich um.
"Dort vorne ist die Adresse der New York Times."

Ich nickte. "Ja, stimmt. ABer das waren sie mal." Er war ja auch ein Sohn der Nyx.
Als wir uns auflösten, erschack ich kurz zusammen. Das war ein verdammt komisches Gefühl.
Doch immerhin klappte es.
"ok.", sagte ich und lief los.

Nikolina schreckte zusammen, als wir durch die Schatten reisten, aber ich wollte es ihr nicht
auf die Nase binden. Ich wusste, wie unangenehm für manche das Schattenreisen war.
Nur Cassandra fand Schattenreisen anscheinend ziemlich angenehm.

Ich musste mich kurz an den Armen reiben, bevor dieses komische GEfühl wieder weg war. "Bei Rückweg machen wir das auf meine Weise." Ich grinste. Das würde ihm dann nicht gefallen.
"Aber komm jetzt. Sonst konnen wir vielleicht noch zu spät."
Ob man da zu spät kommen konnte, war jetzt eine andere Sache.

Ich zuckte die Achseln. Höhenangst hatte ich keine und hohe Geschwindigkeiten machten mir auch nichts aus.
Wir gingen los. Mit wachsamem Blick sondierte ich die Umgebung. Nichts Auffälliges.
Ein Mann, der auf die New York Times zurannte, die Uhr im Blick, erregte meine Aufmerksamkeit.
"Er dort!", teilte ich Nikolina mit.

Ich atmete kurz tief ein.
Dann erschrack ich, als Lysander plötzlich etwas rief. Ich blickte nach vorne und sah einen Mann. Sofort rannte ich los.

"Hey, hey, hey!"
Ich griff nach ihrem Arm und bremste sie.
"Unauffällig. Schon vergessen? So funktioniert das bei Überwachung", sagte ich dicht an ihrem Ohr
und ließ sie dann erst los.

"Ja schon klar, ich wäre ja wieder stehen geblieben."
Aber er hatte Recht. Ich musste mich jetzt mal ein wenig zusammen reissen.
Ich sah mich um. "Siehst du das Haus dahinten? Von dort aus, könnte es gut gehen."

Ich folgte ihrem Blick.
"Ja, sieht gut aus", bestätigte ich knapp.
Ein Blick zum Gebäude der New York Times ließ mich erleichtert aufatmen.
Der Mann blieb vor dem Haupteingang stehen und sah nervös auf die Uhr.
*Sehr unauffällig...*, dachte ich mir.

Ich nickte. Gut.
Mein Blick war immernoch auf diesen Mann gerichtet.
"Er scheint nervös zu sein. Irgendwie glaub ich, das es noch spannend werden wird."
Ich sah Lysander an.

"Darauf hoffen wir."
Unsere Blicke kreuzten sich und ich senkte den Kopf.
Die Mission könnte ziemlich lange dauern.
Ich hoffte, dass wir miteinander gut auskommen konnten.

Er sah ebenfalls zu mir.
"Können wir ihn hier hören?", fragte ich und sah wieder zu dem Mann.
Einen guten Platz hatten wir zumindest schon, aber nun mussten wir ihn auch gut verstehen können.

"Sei kreativ. Benutz doch den Wind. Das kannst du doch, oder?",
schlug ich vor.
Hibbelig wippte der Mann vor und zurück und sah immer wieder die Straße hinab.
Seine Verabredung war wohl spät dran.

Da hatte er recht.
Wenn der Wind von einer bestimmten Richtung kam, würde wir ihn wirklich gut hören können.
Ich versuchte mich einfach mal. und es klappte.
Erst war es leise, aber nach ner Zeit konnte man ihn schon fast deutlich hören.

"Zärtlich", meinte ich sanft, "Er darf es nicht allzu sehr spüren."
Der Mann war etwas unruhiger geworden, als die Luft um ihn herum
sich veränderte. Aber wir sollten ihn nicht nervös machen.
Einen paranoiden Mann konnte man nur schwerlich verfolgen. Und ewig
würde ich uns nicht in den Schatten halten können.

Das ich es erst etwas zu gut gemeint hatte, bemerkte ich schon daran, dass es immer windiger wurde.
dann jedoch machte ich es sanfter. Aber wenigstens konnte man ihn jetzt verstehen.

Das Handy des Mannes klingelte und er ging ran.
"Guten Abend. Ja. - Ja. - Nein. - Ja, verstanden."
Er legte wieder auf und entspannte sich etwas.
Kurz darauf kam ein zweiter Mann in dunklem Anzug und mit Sonnenbrille
zu ihm und stellte sich neben ihn.