An einem verregneten Herbsttag, mitten in New Yorks Stadtteil Manhattan, treffen sich zwei Mädchen.
Ob dieses kleine, eigentlich unbedeutende Aufeinandertreffen der Halbgöttinnen ohne Folgen bleibt?
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Ich drehte meinen Schirm in der Hand uns schlenderte die Straße rauf. Das ich mein drittes Paar Schuhe diesen Monat ruinierte (bei dem Wetter kein Wunder) machte mich langsam echt wütend, aber noch einen Tag im Sonnenschein L.A. hätte ich nicht überlebt. Und aufs Camp hatte ich auch keine Lust. Also blieb nur Spazieren gehen im Regen, mit nassen Füßen, aber warmen Tee.

Ich genoss den Regen auf meinem Gesicht und dem Gefühl mitten in der erstickenden Menschenmenge und dem Gestank der Autos etwas ganz schönes zu haben. Aber es konnte auch einfach daran liegen, dass ich mich immer im Regen wohl fühlte, egal wann er einsetzte.

Ich nippte am Tee und guckte in die Schaufenster. Genügend Geld hätte ich fürs shoppen mit, aber keine Lust einer Meute gemeingefährlicher Teenagermädchen oder alten Omis zu begegnen. Irgendwo musste hier doch ein vernünftiges Café oder einen Deli geben!
Ich bog um die Ecke und rempelte prompt ein Mädchen an.

Ich ging um eine Ecke, sah zum Himmel hinauf ... und jemand lief in mich hinein.
Etwas heißes, flüssiges breitete sich auf meinem Shirt aus und ich wollte grad denjenigen anschnautzen, der mich angerannt hatte.
Aber als ich das Mädchen sah, sah ich etwas das mich inne halten ließ und mich dazu brachte das Mädchen anzustarren.
Mir wollte nicht in den Kopf gehen, was mir ihr auffiel, aber irgendetwas war mir bei ihr bekannt.
Irritiert runzelte ich die Stirn und sah sie weiter hin stumm an.

"Entschuldigung, tut mir echt Leid!", sagte ich. "Ich habe dich nicht gesehen!"
Sie starrte mich an. So langsam wurde mir unwohl. Wahrscheinlich würde sie mich gleich zusammenschlagen wollen oder so. Innerlich machte ich mich aufs Wegrennen gefasst.

Ich sah, dass das Mädchen mich nun fast so aussah, als ob ich vielleicht verrückt wäre.
Mir wurde bewusst, wie seltsam das sein musste, von ´ner Fremden angestarrt zu werden, die noch nicht ein Mal ein Ton von sich gab.
Ich riss mich zusammen und sagte entschuldigend: "Tut mir leid. Ich hab nur überlegt, ob ich dich von irgendwoher kenne..."
Ich verstummte beschämt und knall rot.

"Das ist sehr unwahrscheinlich", erwiderte ich. "Ich bin nur selten in New York." Ich versuchte ein freundliches Lächeln. "Darf ich dich als Entschuldigung für dein ruiniertes Shirt auf ein Stück Kuchen einladen? Bei meinem letzten Besuch hier, gab es hier in der Nähe ein gutes Café." Der Kuchen dort war wirklich lecker, aber hauptsächlich wollte ich aus dem Regen raus.

"Gerne.", antwortete ich hauptsächlich, weil ich sprachlos war, aber irgendwie freute ich mich: "Ich mach auch nur einen Urlaub in New York."

Gemeinsam gingen wir zum Cafe. "Was möchtest du?", fragte ich freundlich.

Ich sah mir die vielen lecker aussehenden Kuchen an, dann sagte ich: "Ich würde ein Stück vom Schwarzwälderkirsch nehmen."

"Geht klar", erwiderte ich. "Such mal bitte einen Tisch."
Ich bestellte für das Mädchen den Kuchen und für mich einen Cappuccino. Dann ging ich zu ihr.

Ich hatte uns einen kleinen Tisch für zwei in einer ruhigen Ecke direkt am Fenster genommen. Ich war richtig stolz darauf, so einen guten Platz gefunden zu haben.
Das Mädchen hatte sich einen Cappuccino geholt und setzte sich zu mir, in der Hand den Teller mit meinem Kuchen.
Mir viel plötzlich ein, dass ich den kompletten Tag nur zwei Brötchen gegessen habe und eine Banane.
Es war zum richtig Zeitpunkt passiert, dass das Mädchen in mich gelaufen war.

"Bitte sehr", sagte ich, stellte den Kuchen vor ihr auf den Tisch und ließ mich ihr gegenüber auf dem Stuhl fallen. "Darf ich fragen, wie du heißt?", wollte ich wissen und trank einen Schluck.

"Natürlich. Ich heiße Zeide. Und du?", wollte ich wissen.

"Munin", stellte ich mich vor.

Munin. Ein außergewöhnlicher Name.
Ein schöner Name.
Ich legte den Kopf schräg: "Bist du mit deinen Eltern hier in New York?"

"Nö", antwortete ich. "Ich mache einfach mal einen Kurztrip hierher alleine. Und du?"

"Mein Vater ist hier beschäftlich und ich wollte schon immer Mal nach New York."

"Aha, cool", antwortete ich knapp und trank noch eine Schluck.

Ich merkte, das sich unbehagliches Schweigen zwischen uns ausbreitete und ich suchte fieberhaft nach einem Thema, was ich sagen konnte.
"Bist du das erste Mal in New York? Ich jedenfalls schon und die großen Menschenmengen sind mir irgendwie zu viel."
Ich lachte leise, in dem Versuch die Stimmung zu lockern.

"Nein, ich bin leider öfter Mal hier", meinte ich. "Soll ich dich herum führen?"

"Leider?", hackte ich nach.

Verdammt, jetzt hatte ich mich verplappert!
"Meine Mom ist der Meinung, ich müsste in ein Sommercamp gehen, welches hier in der Nähe ist. Na ja, besonders gerne bin ich da allerdings nicht."

Ich musste lächeln: "Ich geh ebenfalls zu einem Sommercamp. Aber ich möchte da auch nicht unbedingt wieder hin. Mein Vater ist aber der Meinung, es würde mir helfen, mit anderen in meinem Alter zu Recht zu kommen. Angeblich sei ich darin nicht ganz so gut, wie ich es sein sollte."

"Du machst deine Sache gut", lachte ich. "Außerdem muss man nicht immer mit allen klarkommen. Meine Lehrer hassen mich inzwischen auch, weil ich eine ziemlich große Klappe habe." Und weil ich sie für Monster halte und das auch sage, fügte ich in Gedanken hinzu.