Wie es der Zufall, oder das Schicksal, will, verschlägt es Alexandra nach Seattle.
Dort rettet sie einige Halbgötter, steckt aber kurz darauf in der Klemme und wird von Monstern verfolgt.
Sie landet vor dem Hauptquartier der Amazonen.
Und mehr oder weniger bei Munin, deren Anführerin.
Was passiert, wenn die Prätorin und die Königin aufeinander treffen?

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Das Kopfsteinpflaster unter mir ist ganz rutschig vom Regen und dennoch renne ich weiter.
Was ich in Seattle mache? Gute Frage! Drei Halbgötter aus Camp Jupiter waren auf Mission und steckten in Schwierigkeiten. Unsere Augurin meinte, ich müsste sie retten. Irgendwas von wegen meiner Bestimmung. Gesagt, getan. Die drei habe ich vor einer Herde Mantikoren in Sicherheit gebracht und sie befinden sich schon auf dem Weg ins Camp. Als allerdings diese giftigen Spinnen auftauchten, habe ich sie von den dreien weggelockt.
Normalerweise ist es nicht meine Art, wegzulaufen. Aber eines dieser Dinger hat mich gebissen. Noch ist das Gift nicht stark, aber ich wurde einmal vergiftet. Und ich schiebe schon Panik, wenn ich dran denke.
Ich renne weiter. Meine Schritte hallen auf dem Boden. Mir wird scheindelig und ich kriege schlechter Luft. Aus einer Wunde an meiner Stirn tropft Blut, aber die Biester sind auch schon weniger geworden.

Gelangweilt lief ich durch das Hauptquartier. Nichts konnte ich tun!
Ich ging zum Überwachungsraum. Meine Vorgängerin war der Meinung gewesen, dass es für und taktisch klug wäre, wenn wir wüssten, was in der Stadt los wäre. Deswegen war es auch mein Lieblingsraum, da man hier immerhin etwas von dem normalen Leben mitbekam.
Ich starrte auf die Bildschirme. Auf den meisten gingen irgendwelche Sterblichen ihre normalen Geschäfte nach, aber einer zeigte ein Mädchen, wie sie rannte. Weg rannte vor Monstern.
Sie sah aus, als könnte sie Hilfe gebrauchen. "Hey, du...", ich deutete auf eine der Amazonen, die die Aufgabe hatte, die Bildschirme im Auge zu behalten. Ihren Namen hatte ich schon wieder vergessen. Irgendwas mit D oder viel leicht doch L? "Sag im Krankenzimmer Bescheid, dass die sich auf eine Verletzte bereit machen sollen."
Ich wartete nicht auf eine Antwort und machte eine Schattenreise zu dem Mädchen.

Ich komme vor einem riesigen Lagerhaus zum Stehen. Ich sehe mich hektisch um.
Dann zücke ich meine Messer. Mein Armband verwandele ich noch nicht.
Mir wird etwas schwummrig, allerdings merke ich, dass dieses Gift anders ist als das letzte Mal. Das ist gut. Ich habe noch immer ein Trauma von damals. Vielleicht dient dieses hier nur der Betäubung.
Als die ersten Spinnen ums Eck biegen, werfe ich die Messer. Ich zwinge mich, mich zu konzentrieren.
Eine Spinne nach der anderen stirbt unter meinen Klingen. Ich bin Römerin. Ich bin Prätorin.Ich lasse mich doch nicht von ein paar Spinnen fressen.
Ich krame in meiner Jackentasche. Vor meinen Augen tanzen seltsame Flecken.
Die restlichen Monster kommen näher, aber aufgeben werde ich nicht. Es sind nicht mehr viele. Aber unterschätzen kann ich sie auch nicht.

Ich kam auf dieser Straße heraus, wo das Mädchen vorher lief. Sie war verschwunden. "Na ganz toll!", fluchte ich und begann zu rennen. Wo war sie? Von irgendwer kamen Kampfgeräusche.
Ich zog meine Haarnadel aus dem Zopf, ließ sie zum Speer werden und rannte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Vor einem Lagerhaus erledigte genau dieses Mädchen die Spinnen. Sie schwankte bedrohlich, als stünde sie seekrank auf einem Schiff.
Ich rannte auf die Spinnen zu und begann die Monster aufzuspießen.
"Hey!", rief ich ihr zu. "Alles okay?"

Als die Monster näher kommen, verwandele ich doch mein Armband. In ein goldenes Pilum.
Die Spinnen kommen näher und ich gehe auf sie zu.
Ich steche, schlage, drehe mich und weiche aus.
Irgendwann stolpere ich und lande auf dem Boden.
Eine Spinne ist direkt auf mir drauf und ich sehe die ekligen Kiefer.
Aus den Augenwinkeln sehe ich jemanden auf mich zukommen.
Ich schubse die Spinne weg und stoße ihr mein Speer in den Leib.
Das Mädchen neben mir fragt etwas.
"Alles bestens", erwidere ich und beiße die Zähne zusammen. Ich hasse Spinnen.
Ich wirbele weiter um die Tiere. Ich springe über eines drüber, durchbohre ein anderes, schlage einer dritten die Beine weg ubd rolle mich ab.
Meine Sinne sind geschärft, wie immer im Kampf. Aber ich merke, wie es schlechter wird. Als würde ich alles durch Watte wahrnehmen. Auch mein Gleichgewichtssinn schafft mir immer mehr Probleme.

Ich spießte ein paar weitere auf und packte das Mädchen am Arm. "Was ist los?", fragte ich ernst. "Du taumelst als hättest du zu viel Alkohol getrunken!"
Ich zerrte sie aus der Gefahrenzone.

Ich packe mein Speer entschlossener. Nur noch ein paar.
°Konzentrier dich, Alex°
Ich schlage eine Spinne zu Boden, dann nehme ich Anlauf und rutsche geschickt unter einigen anderen hindurch, wobei ich ihnen von unten mein Speer in die Leiber stoße.
Taumelnd komme ich vor dem Mädchen zu stehen, das mich wegzerren will.
Sie ist jünger als ich und irgendwie beginne ich, doppelt zu sehen.
"Kein Alkohol", meine ich nur und reiße mich los, um der nächsten Spinne eins auszuwischen.
Ich traue dem Mädchen nicht, aber hätte sie mir schaden wollen, hätte sie das längst getan.
"Gift."

"Bist du bescheuert?", fragte ich und erstach die nächste. "Du kannst so nicht weiterkämpfen!"
Ich zertrat eine weitere und stach auf die letzte ein.
"Komm mit! Wir haben ein Gegengift. Wahrscheinlich."

Ich kann so nicht weiterkämpfen? Ist das ihr Ernst?
Als ob ich eine Wahl hätte! Soll ich mich hinlegen und sterben oder was?
Meine Mutter ist die Kriegsgöttin. Wenn jemand kämpfen sollte...
Ich mustere das Mädchen nochmal. Der schwarze Anzug... Sie ist eine Amazone...
Nicht nur das: die Königin. Der goldene Gürtel an ihrer Hüfte zeigt das eindeutig.
"Nicht nötig, danke."
Ich habe selbst eines...
Doch als ich es herauskramen will, dreht sich alles.
Einen Moment danach knicken meine Füße ein, mir wird schwarz vor Augen und ich liege bewusstlos auf dem Boden.

"Jep, du kannst dir gerade definitiv selbst helfen!", murmelte ich, bückte mich und legte ihren Arm um meine Schultern. Dann machte ich eine Schattenreise ins Krankenzimmer des Hauptquartiers. "Sie ist vergiftet", erklärte ich der zuständigen Amazone.Schon wieder wusste ich ihren Namen nicht. "Verarzte sie bitte!"
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. Wie ich es hasste, wenn ich jemandem beim Schattenreisen mitnehmen musste! Das ist echt ätzend und anstrengend!
Ich beobachtete, wie die Amazone dem Mädchen Nektar einflößte. Hoffentlich wachte sie bald auf!

Ich habe dieses Mal Glück.
Dieses Gift ist wesentlich harmloser als das letzte Mal.
Ich habe weder Todesängste, noch Schmerzen als würde ich gefoltert werden.
Es bleiben nur die Wahnvorstellungen. Mein Körper fühlt sich an, als würde er brennen.
Vor meinen Augen sehe ich wieder Gestalten. Ich sehe, wie meine Familie gefoltert wird
Wie das Camp zerstört wird.
Alles in allem sehe ich meine Äbgste wahr werden. Dann laufen vor meinen Augen die schlimmsten Szenen meines Lebens ab.
Claudias Tod. Zacs anklagender Blick. Das Bombenattentat in Bagdad. Der Pfeil in meiner Schulter von Orion. Das letzte Mal, als ich vergiftet wurde. Das Schwimmen im Cocytus und die Erkundung des Tartarus. Aber es fühlt sich an, wie ein Alptraum
Nur kräftezährender und nervenaufreibender.
Nach einer Weile werde ich ruhiger und spüre, wie mein Puls langsamer wird.

Ich beobachtete, wie sie ruhiger wurde.
Die Amazone erklärte, dass das Gift Wahnvorstellungen hervor rief. Ich verzog das Gesicht. Mit dem dunkelhaarigen Mädchen wollte ich garantiert nicht tauschen!

Meine schlimmsten Erfahrungen vermischen sich mit den Vorstellungen und Ängsten.
Alles in allem ist es wirklich kein Spaß.
Ich merke, dass meine Nerven schon lange überstrapaziert sind. Dennoch... Ich habe nicht die Kontrolle verloren. Ich habe meine Sinne noch vergleichsweise beeinander.
Ich sehe noch immer die Gestalten, die auf mich zukommen und mich bedrohen, während ich mich nicht wehren kann.
Ich sehe, wie sie meine Ängste wahr werden lassen. Und ich spüre die Angst und die Wut. Die Rachegedanken und alles Schlechte dieser Welt.
Aber ich habe es einmal geschafft, dagegen anzukàmpfen. Und dieses Mal auch.
Ich bemerke, dass die Gestalten verschwinden.
Keine Vorstellungen mehr... Nur ein ruhiger Traum

Langsam werde ich ungeduldig. "Wann wacht sie auf?", fragte ich und trommelte mit den Fingern auf meinem Gürtel herum.
Die Amazone konnte mir keine genaue Antwort geben. Das sei wohl von Person zu Person unterschiedlich.
Weswegen kämpfte sie überhaupt alleine gegen die Monster? Es war üblich, zumindest glaubte ich das, dass man in beiden Camps , dass man zu zweit einen Auftrag durchführte. Vielleicht war sie aber auch auf der Durchreise und dabei angegriffen wurden?
Na ja, da musste ich sie wohl fragen, wenn sie wieder aufwacht.

Das ist gut. Träume kann ich manchmal lenken.
Und mein Unterbewusstsein sagt mir, dass die Gefahr noch nicht vorbei sein muss.
Wer weiß; wo und wie ich aufwache.
Ich versuche, aufzuwachen.
Ganz so leicht ist es nicht. Immerhin ist mein Körper ausgelaugt und sehnt sich nach Schlaf.
Dennoch gelingt es mir irgendwann.
Ich öffne die Augen und setze much ruckartig auf. Sofort dreht sich alles, aber ich sehe much alarmiert um.
Wo bin ich? Ich taste nach meinem Armband. Es liegt um mein Handgelenk. Wie immer.

"Wow, Dornröschen ist aber schnell aufgewacht!", sagte ich und grinste.
"Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass du gar nicht mehr so schnell aufwachst. So ungefähr in ein, vielleicht zwei Tagen. Willkommen im Hauptquartier der Amazonen übrigens! Ich bin Munin West, die Anführerin der Amazonen. Und wer bist du?"

Ich entdecke das Mädchen von vorhin. Sie hat mich nicht umgebracht, dennoch sagen mir meine Instinkte, dass ich mit einem Kampf rechnen muss. Ich lasse den Blick durchs Zimmer schweifen und frage mich, wie ich hier rauskomme.
Gleichzeitig spricht much das Mädchen auch schon an und stellt sich vor.
Dornröschen? Wie lang war ich weg? Ich muss ins Camp...
Ich sehe das Mädchen an. Offenbar haben sie mich verarztet. Das hier ist eine Krankenstation.
Munin West. Die Amazonen. Ich habe schon Einiges von ihnen gehört
Ich betrachte das Mädchen misstrauisch.
"Danke für deine Hilfe." Vielleicht habe ich sie doch mal gebraucht.
"Ich bin Alexandra."
Mehr sage ich nicht. Mehr muss sie nicht wissen.

Ich zog eine Augenbraue hoch. Besonders freundlich oder offen war Alexandra nicht.
"Was zum Hades hast du eigentlich ganz alleine bei der Lagerhalle gegen die Monster gekämpft?", fragte ich neugierig. [b]"Wieso bist du nicht mit anderen Halbgöttern unterwegs. Ich bezweifle nämlich stark, dass du aus Seattle kommst, da fast alle weiblichen Halbgöttinen dieser Stadt zu uns gehören."

Meine Nerven scheinen wirklich überansprucht zu sein. Ich habe das Gefühl, dass ich sofort losheulen oder zusammenbrechen könnte, wenn irgendetwas passieren würde.
"Ich komme nicht aus Seattle", stimme ich zu.
Langsam schwinge ich die Beine vom Bett.
"Und alleine war ich, weil ich die Monster weggelockt habe."
Ich bin es gewohnt, alleine zu kämpfen.

"Dein Team wird dich in diesem Fall sicher schon vermissen", bemerkte ich und erhob mich ebenfalls. Ganz schön mutig von Alexandra, diese Spinnenhorde alleine zu bekämpfen. Es gibt sicher Halbgötter die dies nicht getan hätten. "Möchtest du etwas essen oder trinken?"

"Sie sind in Sicherheit."
Hoffe ich zumindest. Aber eigentlich bin ich da sicher. Sie sollten bald im Camp ankommen.
Oder schon dort sein... Wie lange war ich nochmal weg?
Ich stehe langsam auf.
"Und danke, aber nein."
Ich hab den armen Amazonen schon genug Arbeit gemacht.

Ich seufzte. "Bist du immer so wortkarg?", fragte ich entnervt. Mit ihr konnte man sich ja prima unterhalten. Ihr Team tat mir echt Leid.

Sie meint, nachdem ich vergiftet wurde?
Ich denke schon.
"Nein, nicht immer."
Das hängt von der Situation ab.

"Aha", sagte ich und verschränkte die Arme. "Von wo kommst du?"

Abwerende Haltung. Sie traut mir nicht.
Kann ich ihr nicht verübeln.
Ich frage mich, ob ich ihr die Wahrheit sagen soll.
Aber sie hat mir nicht geschadet und vermutlich weiß sie, dass ich aus einem der Camps stamme.
Offensichtlich hat sie mich nicht untersucht, sonst wäre ihr der Ring mit den Zeichen meiner Mutter oder das Tatoo aufgefallen...
"Aus Camp Jupiter", antworte ich.