das Eingangsposting lautete :

Lizzy und Cassie treffen im Camp Half-Blood aufeinander.
Lizzy interessiert sich für die Jägerinnen und Cassie ist auf der Suche nach neuen Mitgliedern.
Wie die Geschichte wohl weitergeht?
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Ich schultere meinen Bogen und den Köcher. Außerdem schnalle ich mir mein Schwert um die Hüfte.
Dann laufe ich schnell aus Hütte 8. Es ist so viel passiert in den letzten Tagen.
Die gescheiterte Mission.
Der Tod von so vielen Jägerinnen.
Artemis hat mich zur Leutnantin gemacht.
Und das obwohl ich nichts daran ändern konnte, dass so viele meiner Freundinnen ihr Todesurteil unterschrieben haben.
Ich muss dringend den Kopf frei bekommen.
Ich schlucke und laufe schnell weiter.

Ich atme tief durch. Freude, Aufregung aber auch eine gewisse Nervosität mischen sich, ich fühle mich ganz leicht, als könnte ich jeden Moment abheben. So fühlt sich also Glück an. Wahres Glück. Ich schließe kurz die Augen, will dieses Gefühl nie vergessen.
"Ich wünsche mir das schon so lange", antworte ich und sehe sie an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
"Das ist so etwas wie mein Traum, aber ich möchte es zu so viel mehr machen, ich will, dass es mein Leben wird. Ich kann es dir nicht genau erklären, aber ich glaube du weißt was ich meine, wenn ich sage, dass ich nie etwas mehr wollte und mir bei keiner anderen Sache so sicher war wie jetzt. Es fühlt sich genau richtig an."
Ich lächle sie an und muss mich beherrschen, um nicht vor Freude laut loszulachen.

Sie spricht die Wahrheit. Ich muss es wissen.
Nur weiß ich nicht, ob das jetzt wirklich das ist, was ich hören will.
Als ich mich entschlossen habe, den Jägerinnen beizutreten, war ich viel ernster. Aber ich glaube, sie meint es mindestens genauso ernst.
Ich bin mir sicher, dass wir keinen Fehler machen würden, wenn wir sie aufnehmen.
Aber es gibt so viel, dass ich ihr erklären muss. Obwohl ich es am liebsten lassen würde. Ich beobachte den Wald und es fühlt sich falsch an, hier zu sein.
"Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir zu Artemis Hütte gehen und dort weitersprechen?"

"Nein, gar nicht, gehen wir", entgegne ich und zwinge mich innerlich zur Ruhe.
Ich kann nichts gegen die Aufregung tun, aber ich will sie nicht nach außen zur Schau tragen. Langsam merke ich, wie ernst die Situation wird und mit jedem Schritt den wir tun, verschwindet die Nervosität und weicht tiefer Ruhe.
Ich will vorbereitet sein, auf das was kommt, es so gut wie möglich in Erinnerung behalten, es nie vergessen, für immer behalten. Auch wenn für immer manchmal sehr kurz sein kann.
Es ist eine groß Ehre und ich habe Angst, alles kaputtzumachen bevor es anfängt; deswegen muss ich jetzt zur Ruhe kommen.

Sie wird ruhiger. Das ist vermutlich auch angebracht.
Wir verlassen den Wald auf dem kürzesten Weg. Ich kenne mich hier recht gut aus, deswegen sind wir bald am Waldrand angekommen.
Das, was jetzt gleich kommen wird, gefällt mir nicht.
Ich werde ihr alles erklären müssen.
Wirklich alles.
Auch das, was in den letzten Tagen passiert ist. Der Gedanke daran lässt mich schaudern. Ich habe bisher nur mit Chiron darüber gesprochen. Und ich hatte nicht vor, es ein weiteres Mal zu tun. Aber jetzt bin ich dazu gezwungen, noch einmal alles zu durchleben.

Wir sind schon aus dem Wald heraus, sie kennt sich hier unglaublich gut aus. Aber ich glaube, dass sie mit sich selbst ringt, denn ich spüre, wie sie neben mir erschaudert. Kurz aber spürbar.
Ich kann mich sehr gut in andere hineinversetzen, vielleicht liegt es auch daran, dass ich etwas merke, aber ich will nicht überempfindlich rüberkommen, also frage ich: "Ist etwas?" Sehr einfühlsam, Lizzy rüge ich mich selbst.
"Ich meinte nur, weil du ein bisschen unruhig bist. Du musst das auch nicht tun, es wäre mir aber eine große Ehre", schiebe ich schnell hinterher. Wie kommt es nur, dass mir in ihrer Gegenwart jeder Satz, den ich ausspreche, plump und unhöflich vorkommt?

Ich schweige kurz, ehe ich leise antworte.
"Doch. Unglücklicherweise muss ich das tun."
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und sehe sie an.
"Es hat nichts mit dir zu tun... Es ist nur... Du wirst gleich verstehen, was ich meine."
Ich bin total neben der Kappe. Und das kann ich mir nicht leisten.
Das darf ich mir nicht leisten.
Nicht in meiner Position.
Wir kommen bei Artemis' Hütte an und treten ein. Ich gehe an den Betten, Schränken und Tischen vorbei und führe sie zum Gemeinschaftsraum. Ein riesiger Tisch mit Karten und Plänen und Waffen liegt in der Mitte. Ich setze mich an den Kopf des Tisches und sehe sie an.
"Bitte, setz dich."

Ich setze mich etwas steif.
Alles in dieser Hütte nährt meinen Wunsch, Jägerin zu werden, ich kann es kaum abwarten.
Ich bin gespannt, was sie mir zu sagen hat. Es klingt sehr ernst und ich bin äußerst froh, dass ich mich wieder im Griff habe. Übertriebene Freude ist hier absolut unangebracht.
Ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her, ein Zeichen der Nervosität. Mein Körper verrät sich gern selbst. Ich kann nichts dagegen tun, doch es nervt mich. Weil ich nicht immer will, dass andere mich durchschauen können. Aber bei ihr macht es mir nichts aus. Ich fühle mich wohl und bin bereit, ihr zu folgen, was auch immer sie mir sagen muss.

Ich streife meinen Bogen ab und mein Schwert auch.
Beides lege ich auf den Tisch vor mir.
Dann lehne ich mich etwas zurück und beobachte sie aufmerksam. Sie ist sehr nervös.
Manchmal trifft man Menschen und hat das Gefühl, sie schon lange und genau zu kennen.
Und ich glaube, bei Lizzy ist das so.
"Möchtest du etwas trinken? Oder kann ich sonst etwas für dich tun?"
Ich will, dass sie sich wohlfühlt, um das Folgende besser zu verarbeiten.

"Nein, danke", sage ich, habe aber das Gefühl, dass sie auf mehr wartet. "Ich bin etwas nervös. Es ist eine sehr große und ernste Sache, die quasi direkt vor mir steht. Und du hast mir vermutlich auch etwas sehr... unangenehmes und ernstes zu berichten. Ich will nicht unhöflich scheinen, ich kann meine Nervosität nur nicht komplett unterdrücken." Ich bin selbst überrascht von meinen Worten.
Wann habe ich zuletzt mit jemandem so offen über meine Gefühle geredet? Ich denke nach. Kann mich nicht erinnern. Zu lange schon nicht mehr.
Aber es spielt keine Rolle.
Manchmal trifft man Menschen und hat das Gefühl, sie schon lange und genau zu kennen. Und ich glaube, bei Cassie ist das so.

Ich nicke langsam.
"Ist schon gut."
Ich setze mich aufrecht hin und atme tief ein.
"Dann werde ich einfach anfangen und wenn du Fragen hast oder etwas... nicht stimmt, dann sage es mir bitte."
Ich lächele schwach. Gedankenverloren nehme ich meinen Bogen wieder in die Hand und streiche darüber.

Ich geh jz dann schlafen, nicht wundern, wenn ich dann nicht mehr antworte:) schlaf gut, bis morgen:*
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Es ist schwer, die Worte zurückzuhalten, die sich in meinem Kopf formen. Aber ich will nicht gleich zu Beginn eine Frage stellen.
Also nicke ich nur.
Ich verschiebe sie auf später. Bewusst, denn ich glaube, sie wird sie mir so oder so beantworten.
Ich möchte wissen, ob sie damit gerechnet hat, dass das passieren konnte, was sie mir erzählen wird.
Ich weiß nicht, soll ich Angst vor ihren Worten haben? Soll es mich abschrecken? Soll ich auf meinen Kopf oder eher auf mein Herz hören? Ich lächele leicht.
Meine Entscheidung ist bereits gefallen. Und ich werde dabei bleiben, egal was sie mir gleich erzählt.
Zu spät überlege ich, ob ich es bereuen werde.
Doch selbst das weiß ich schon. Ich werde es nie bereuen.

Ich war auch schon schlafen
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Ich entscheide mich, zuerst mit den normalen und guten Sachen anzufangen.
"Wie du weißt, dienen wir Artemis. Mit ihr zusammen jagen wir Monster, um andere zu schützen. Das ist unsere Hauptaufgabe. Wenn Artemis nicht da ist, hat die Leutnantin das Kommando."
Und das bin ich. Seit ein paar Tagen. Mein Blick fällt auf das Diadem, das Zeichen der Leutnantin, das auf dem Tisch liegt. Ich habe es noch nicht ein einziges Mal aufgesetzt.
"Wir halten zusammen, denn wir sind eine Familie. Niemand erhebt sich gegen eine andere." Ich glaube nicht, dass ich ihr das sagen muss.
"Bevor du aufgenommen wirst, musst du einen Schwur zur ewigen Jungfräulichkeit ablegen, den Artemis akzeptieren muss. Wenn du Jägerin bist, darfst du das Gelübte nicht brechen. Außerdem erhältst du ihren Segen. Dadurch wirst du schneller, stärker und deine Jagdinstinkte werden ausgeprägt. Und du wirst besser im Bogenschießen werden. Du bist dann beinahe unsterblich, außer du fällst im Kampf."
Normalerweise sollte ich noch ein 'was selten passiert' anfügen, doch die letzten Tage haben das Gegenteil bewiesen.

"In Ordnung." Mein Herz klopf schneller, ich bin immer noch aufgeregt, aber der Ernst der Situation bringt mich zur Ruhe.
Das, was ich immer wollte, liegt jetzt direkt vor mir.
Es ist so irreal.
Als würde ich mich selbst von außen betrachten.
Aber ich bin froh. Froh über diese Chance, die sie mir anbietet und froh über ihre Gesellschaft.
"Was gibt es noch zu wissen?", frage ich vorsichtig nach. Ich will nicht neugierig oder aufdringlich sein. Ich habe aber immer noch das Gefühl, dass sie etwas bedrückt, wovor sie zögert, es auszusprechen, aber ich will ihr das Gefühl geben, dass ich ihr zuhöre, sie verstehe, sie unterstütze.
Ich hoffe sie merkt das.

Ich zögere.
Eigentlich würde ich gerne noch über allgemeine Dinge sprechen. Aber ich bin mir sicher, dass sie bereits alles Notwendige weiß. Als ich mich damals entschieden habe, ein neues Leben zu beginnen, habe ich mich auch perfekt informiert.
Allerdings habe ich Angst, die folgenden Worte auszusprechen.
Doch ich weiß, dass es sein muss.
Das wäre sonst nicht fair. Lizzy hat ein Recht darauf, es zu erfahren.
Es ist seltsam. Einerseits will ich die ganze Sache vergessen und nicht darüber sprechen. Andererseits bin ich froh, dass Lizzy hier ist. Ich bin nicht gerne alleine und in der letzten Zeit hatte mich die Einsamkeit in der Hütte erdrückt.
"Das Leben als Jägerin ist nicht immer ganz so einfach", fange ich langsam an. Sie ist eine gute Zuhörerin und dennoch spreche ich mit Bedacht.
"Vor ein paar Tagen gab es einen Vorfall, der viele von uns das Leben gekostet hat."
Und das ist der Grund, weshalb ich hier bin.
Artemis wollte, dass ich mich erhole und neue Mitglieder finde.

Die Worte hängen im Raum und ich kann nicht verhindern, dass ich scharf einatme. Das Leben gekostet.
"Das tut mir unglaublich Leid", sage ich. Aber ich meine nicht nur die gefallenen Jägerinnen.
"Es muss eine große Last sein, das mit sich herumzutragen. Aber gib nicht dir die Schuld dafür. Ich bin mir sicher, dass du den Jägerinnen eine sehr gute Anführerin warst und sie mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung standen, beschützt hast. Du bist sehr stark. Artemis' Wahl der Leutnantin fiel nicht einfach so auf dich. Und sie hat die richtige Wahl getroffen." Ich sehe sie an und lächle.
Sie hat es verdient, dass sie gelobt wird.
Sie hat es verdient, dass sie zur Leutnantin wurde.
Sie hat es verdient, dass sie unterstützt wird, denn sie ist so darauf bedacht, andere zu beschützen und anzuführen, dass sie selbst manchmal zu kurz kommt.
Ich weiß nicht woher ich das alles weiß, aber es kommt mir vor, als ob ich sie schon ewig kennen würde.

Meine Finger verkrampfen sich.
Sie meint es gut. Sie will mich aufmuntern.
Aber...
"Du kennst mich doch kaum."
Ich lächele schwach.
"Und eine wahre Anführerin hätte einen Weg gefunden, die anderen zu retten."
Gut, ein paar habe ich gerettet. Ich hatte nicht vor, mehr zu erzählen, aber ich habe den Posten als Leutnantin nicht verdient. Und Lizzy soll das wissen.
"Lizzy, meine Mum ist Aletheia, die Göttin der Wahrheit. Wir waren lange Zeit hinter einer Schar Mantikoren her, die Unruhe machten. Unsere Leutnantin, Hannah, hatte einen gefangen und er behauptete, er würde alles erklären und sich ergeben, wenn wir ihm folgen würden. Ich wusste, dass er lügt, ich wusste, dass es eine Falle ist. Und ich konnte es nicht verhindern."
Es ist alles meine Schuld.
Meine tödliche Schwäche hatte sie umgebracht. Hätte ich Hannah die Sache ausgeredet... Hätte ich mehr an mich geglaubt...

"Ich verstehe das. Ich verstehe, dass du denkst, du hättest all das nicht verdient. Aber du hast es selbst gesagt, du konntest es nicht verhindern. Es wäre passiert, so oder so." Ich sehe sie an. "Du bist sehr streng mit dir selbst", sage ich schließlich.
Es ist schlimm. Mehrere Jägerinnen haben ihr Leben gelassen, aner ich kann, ich will nicht glauben, dass es wirklich zu hundert Prozent Cassies Schuld war.
Das kann nicht sein.
Ich betrachte meine Hände, die vor mir auf dem Tisch liegen.
Ich habe Angst, zu viel gesagt zu haben. Zu viel, was ich nicht mehr rückgängig machen kann.
Worte kann man nicht mehr rückgängig machen. Das musste ich selbst erst lernen.
Hoffentlich nimmt sie es mir nicht übel. Ich sage oft, was ich denke, und überlege erst hinterher, ob es angebracht war.

Sie sagt die Wahrheit. Immer noch.
Prinzipiell finde ich das super. Aber in diesem Fall bin ich absolut anderer Meinung.
Ich habe mit Hannah gesprochen. Sie war eine fantastische Leutnantin. Aber ihre Schwäche war ihr Hochmut. Sie glaubte, sie hatte längst gewonnen, als der Mantikor geschworen hatte, sich zu ergeben. Ich wusste, dass das nicht wahr war.
Ich höre Hannahs Worte in meinem Kopf. 'Cassie, dein Misstrauen isoliert dich immer mehr von den anderen.' Sie hatte mir vorgeworfen, ihr nicht zu vertrauen. Ihre Entscheidung zu hinterfragen. Ein paar haben mir geglaubt, aber Hannah war Leutnantin. Und wir folgen dem Befehl der Leutnantin. Auch in den Tod.
So gesehen, war es auch Hannahs Schuld. Aber nicht nur ihre.
Ich sehe sie vor meinem inneren Auge sterben. Jede Nacht seither.
Und ich verstehe nicht, was Artemis dazu bewegt hat, mich zur Leutnantin zu machen.
Ich sitze nur da und schweige. Starre meinen Bogen und das Diadem an.

Es breitet sich eine angespannte Stille aus.
Ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vorgeht, ich merke ihr nur an, dass ich etwas Falsches gesagt habe.
Vorhin hatte ich das Gefühl, wir würden uns schon ewig kennen, so vertraut war unser Gespräch. Jetzt kommt sie mir regelrecht verschlossen vor.
Aber ich denke, das ist normal. Ich kenne das ja von mir selbst. Ich habe auch solche Momente, in denen ich meinen Gedanken nachhänge und alles mit mir selbst ausmache. Es war ja fast nie jemand da, mit dem ich meine Gefühle hätte teilen können.
Trotzdem. Ich habe Angst, etwas falsch gemacht zu haben, aber ich will nicht noch mehr sagen.
Schweigend kaue ich auf meiner Unterlippe herum und strenge mich an, meinen Blick nicht allzu angespannt umherschweifen zu lassen.

Ich hänge meinen Gedanken nach.
Aber ich glaube nicht, dass ich noch mehr zu diesem Thema sagen soll.
Lizzy sieht unsicher aus. Hoffentlich habe ich sie nicht doch verschreckt.
Aber es war zu erwarten. Was erwartet man sonst von so einer Katastrophe?
"Wenigstens weißt du Bescheid", sage ich langsam.
"Wir Jägerinnen sind auch verletzlich. Lass das bei deiner Entscheidung nicht außer Acht."
Lass nicht außer Acht, dass du von jemandem wie mir angeführt wirst.
Lass nicht außer Acht, was passieren kann.
Lass nicht außer Acht, dass die Ewigkeit manchmal kürzer ist als man denkt.
Ich sehe sie an.
Viel mehr habe ich nicht zu sagen.
Ich habe Angst, auch wenn ich das verdränge.
Einerseits davor, dass sie sich uns anschließt und ich etwas falsch mache. Dafür sorge, dass noch mehr sterben. Falsche Entscheidungen treffe.
Andererseits habe ich genauso viel Angst davor, dass Lizzy wirklich abgeschreckt ist. Ich könnte es ihr nicht verdenken. Aber ich fürchte die Einsamkeit und die Tatsache, eine gute Freundin verlieren zu können.

"Danke, dass du mir das anvertraut hast", sage ich und lächle sie an. Ich merke, dass sie unsicher ist und dass sie mir die Risiken verdeutlichen will. Aber ich bin nicht mehr umzustimmen.
"Ich möchte trotzdem gerne Jägerin werden", sage ich schließlich mit so viel Nachdruck wie ich mir zutraue.
"Das ist ein Lebenstraum von mir. Und ich sehe mich schon so kurz davor. Ich kann jetzt keinen Rückzieher mehr machen."
Zuerst sehe ich auf den Boden, aber dann schaue ich sie an und mein Lächeln vertieft sich.
"Ich vertraue dir."

Ich sehe sie an.
Noch nie habe ich jemand mit solch einer Entschlossenheit kennengelernt.
Eine Träne rinnt über meine Wange.
Sie will trotzdem zu uns.
Sie vertraut mir trotz allem.
Ich stehe auf und umarme sie.
"Danke", murmele ich ganz leise.
Das bedeutet mir viel.
Sehr viel sogar.
Wie kann es nur sein, dass sie mir innerhalb der kurzen Zeit so wichtig werden konnte?

Zuerst bin ich etwas überrascht, aber dann erwidere ich ihre Umarmung. "Keine Ursache", murmle ich zurück.
Ich glaube, sie hat verstanden, was ich ihr sagen wollte:
Sie soll sich keine Sorgen machen, ich vertraue ihr und ich weiß, dass sie die Jägerinnen würdig anführen wird.
Sie ist eine gute Leutnantin. Sie fühlt sich den Jägerinnen so verbunden, dass sie sich um jede Einzelne kümmert.
Das fasziniert mich so sehr, dass ich über den Kampf, in dem so viele gefallen sind, hinwegsehen kann.
Der Tod ist allgegenwärtig. Und das muss jedem bewusst sein, aber er rückt nicht näher, nur weil ich mich jetzt den Jägerinnen anschließen will. Das Risiko bleibt, aber ich vertraue meiner Leutnantin. Ich vertraue Cassie.
In dieser kurzen Zeit, in der ich sie nun schon kenne, ist sie mir unglaublich wichtig geworden.

Ich löse mich wieder von ihr.
Ich nehme meinen Bogen und fahre mit den Fingern an den Kanten entlang.
Schließlich sehe ich wieder hoch.
"Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du noch eine Nacht über deine Entscheidung nachdenkst."
Vielleicht gefällt ihr das nicht, doch das ist mir egal.
Ich will nicht, dass sie eine unüberlegte Entscheidung trifft.
Es könnte ja passieren, dass sie das im Nachhinein bereut.
Und daran möchte ich nicht Schuld sein.
Ich sehe sie erwartungsvoll an.

"Wenn du meinst", entgegne ich etwas gedehnt, "Aber es wird nichts an meiner Entscheidung ändern, denke ich." Ich habe mir das so gewünscht. Und jetzt stehe ich kurz davor, meinen Wunsch wahr werden zu lassen. Natürlich werde ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen, egal wie viele Nächte ich noch drüber schlafe.
Ich lächle sie an und frage:"Warst du dir nicht auch so sicher, dass du Jägerin werden willst, wie ich es jetzt bin? Es war immer schon mein Traum und er wird es auch bleiben. Ich freue mich aber darauf, ihn mir zu erfüllen!" Das "bald" habe ich unwillkürlich weggelassen. Bald zu erfüllen. Ich kann es noch nicht so wirklich glauben. Es scheint so irreal. Viel zu unmöglich. Aber das glückliche Gefühl in meinem Bauch verrät mir das Gegenteil. Es ist real.