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Loyal erwachte.
Zuerst spürte sie ihren Kopf.
Er dröhnte als würde eine Abrissbirne in ihrem Kopf alles zerstören, was er vorfand. Ihr Mund war trocken und ihr Magen schmerzte. Es fühlte sich an als hätte sie seit Wochen nichts mehr gegessen oder getrunken.
Dann spürte sie den kalten Boden, auf dem sie offenbar lag und einen kalten Luftzug, der durch den Raum fegte. Trotzdem roch die Luft irgendwie abgestanden.
Als nächstes bemerkte sie die Schmerzen an Arm, Bein und Bauch. Sie zuckte zusammen und krümmte sich. Sie fühlten sich wie feine Schnitte in ihrer Haut ein. Blutete sie etwa?

Erst all sie all diese Eindrücke gesammelt und wahrgenommen hatte, bemerkte sie etwas anderes. Wo war sie? Was war passiert? Sie öffnete ihren Augen und konnte erstmal nur Schemenhaft eine Art Lagerhalle erkennen.
Sie hatte aber auch gar keine Zeit sich überall dies Gedanken zu machen, als sie bereits eine andere Person bemerkte.

Ich stand reglos da und starrte das Mädchen an. Wenn es denn ein Mädchen war.
Sie schien bewusstlos zu sein. Ich war voll mit Blut beschmiert. Ein gewisses
Verlangen war Immer noch da, aber ich hatte dem Zeug abgeschworen. Mein Messer lag
immer noch bereit in meinen Händen und mein Körper war angespannt. In den letzten
Stunden hatte ich wohl nichts anderes getan als Monster abzustechen. Chiron hatte
natürlich mich mit dem Auftrag beauftragt, Loyal zu retten. Ich kannte mich im Gebiet Dämonen
am besten aus. War ich begeistert? Nicht wirklich. Ich vermisste Mary bereits. Plötzlich begann
sie sich zu rühren. "Loyal?", fragte ich. Keine Ahnung, wie ich für sie aussehen musste.

Er stand mit ein wenig Abstand zu ihr und war voller Blut. Es tropfte von seinen Klamotten und es war unmöglich zu sagen ob es nun seins war oder von jemand anderen. Das rote Messer in seiner Hand ließ jedoch da drauf schließen, dass es nicht er war, der ärtzliche Hilfe benötigte.
Loyals Körper handelte bevor sich begriff was los war, sie wollte aufspringen und sich in Sicherheit bringen aber sie war so schwach, dass sie sofort zusammen sackte als sie es versuchte. Ihre Sicht wurde wieder schmaler und unschärfer.
Dann kam endlich ein Wort zu ihr durch. Ihr Name?
Sie sah auf und nickte den Jungen unsicher an. Sie hatte das Gefühl ihn zu kennen, konnte aber nicht sagen woher. Vielleicht aus dem Camp?
Das Camp!
Die Erinnerungen durchströmten Loyal so plötzlich, dass sie erneut ein wenig einsackte.
Sie wollte Worte bilden, Fragen was passiert war, aber sie brachte nur merkwürdig schwache Laute hervor.
Sie konnte sich nicht erinnern sich bereits so elendig gefühlt zu haben.

Eindringlich starrte ich in ihre verschreckte Augen und entspannte mich
sofort. Kein Dämon. Ich steckte das Messer weg und hob die Hände.
"Keine Angst, ich bin einer von den Guten" Irgendwie. "Chiron schickt mich"
Sie schien mich zu kennen, bestimmt hatte sie mich im Camp gesehen, wenn ich
denn einmal dort gewesen war. Vorsichtig schritt ich auf sie zu und untersuchte sie mit
meinen Augen. Sie wirkte sehr schwach und benommen, aber sie schien nicht in Lebensgefahr
zu sein. Mir war selbst nicht klar, was eigentlich passiert war. "Kannst du gehen?",
fragte ich. Vermutlich nicht. Natürlich hatte ich keinen Nektar dabei.

Chiron... Loyal kamen die Bilder von den Zentaur in den Kopf und langsam konnte sie wieder ein wenig klarer Denken.
Sie blickte zu dem Jungen vor ihr und versuchte aufzustehen, als er sie danach fragte. Ihre Arme gaben bei dem Druck jedoch sofort nach und sie schaffte es lediglich nicht erneut das Bewusstsein zu verlieren.
"Ein-" Sie musste Husten und war erschrocken dadrüber wie rau ihre Stimme klang. "Wasser.", brachte sie eben so hervor.
Bei allen verfluchten olympischen Göttern, was hatte sie nur getan!?

Ich starrte sie abschätzend und mit verzogenem Gesicht an.
Ich glaube, sie versuchte aufzustehen. Keine gute Idee. Sie sah aus,
als würde sie gleich umkippen. Was zur Hölle
hatte sie nur gemacht? Es konnte fast nicht sein, in so etwas
unbeabsichtigt hineingeraten. "Wasser? Ja, klar, ein Moment" Wenigstens das
hatte ich. Ihre Stimme klang viel zu rau und ich reichte ihr eine Wasserflasche.
Ich ging in die Hocke und starrte sie noch immer an. "Weisst du, was
passiert ist?" Ich war noch immer angespannt. Vielleicht hatte ich einen der Dämonen
übersehen. Wahrscheinlich nicht.

Loyal umklammerte die Wasserflasche und trank beinahe alles auf einmal aus. Kurze Übelkeit überkam sie, aber sie schaffte es sie zu überwinden und ruhig zu bleiben. Vorsichtig setzte sie sich auf und blickte den Jungen an, der sich schon beinahe feindselig musterte. Sie schluckte schwer und blickte auf ihre Arme, auf denen unzählige Schnittwunden waren. Hatte er sie ihr zugefügt?
Sie brauchte kurz bis seine Frage in ihrem Kopf ankam und dann stotterte sie "Ich war an den Grenzen des Camps... Ich hab den Schutz nur kurz überqueren wollen und-" Sie hustete und beendete erst einige Sekunden später den Satz "Dann ist alles weg."
Sie spürte nun auch die kälte im Lagerraum und umklammerte sich mit einem schwachen Arm. "Was ist passiert?"
Sie wusste mehr als was sie sagte, denn obwohl ich Kopf dröhnte und ihre Muskeln schmerzten, so war sie noch klar genug um zu wissen, dass auf keinen Fall irgendjemand wissen durfte was passiert war.

"Du warst besessen. Von einem Dämon. Ausserhalb des Camps und
ohne zusätzlichen Schutz können die einfach in dich eindringen. Warst eine
Weile weg", erklärte ich, musterte sie wachsam. "Also hat Chiron mich geschickt.
Ich kümmere mich meistens um den ganzen Dämonen Mist...", grummelte ich.
"Jedenfalls habe ich deine Spur tagelang verfolgt. Hier war ein ganzes Nest, obwohl
Dämonen ja eher Einzelgänger sind. War ein ganzes Stück Arbeit", meinte ich und sah
an mir herab. Blut, Blut, Blut. Ich hatte zum Glück hilfreiche Kräfte, die mir das Töten
dieser Dinger um einiges erleichterte. "Die Erinnerungen bleiben manchmal ganz weg,
manchmal siehst du Bruchstücke. Aber ich muss dich was fragen" Mein Blick wurde
etwas härter. "Hast du irgendetwas angestellt? Etwas ausprobiert - Formeln, Tränke,
Bücher - irgendwas?"

Loyal versuchte wirklich den Worten des Mannes vor sich zu folgen, doch alles in ihrem Körper schrie nach Schmerz oder völliger Erschöpfung. Sie wollte wochenlang schlafen und ihren Schmerz durch Schlaf lindern.
Schwer blinzelnd sah sie den -immer noch mehr oder weniger- Fremden an, als sie plötzlich merkte wie hart sein Blick wurde. Sie brauchte ein paar Momente, bevor sie das was er gesagt hatte verarbeiten konnte und sich eine Antwort auf die Zunge legen konnte.
"Ich... alles ist schwarz...", fing sie an und schlang die Arme fester um sich, während sie versuchte nicht ins taumeln zu kommen. Obwohl sie nur saß fiel es ihr unendlich schwer Aufrecht zu bleiben. Ihr Sichtfeld schwankte gefährlich stark und sie bereute es das Wasser so schnell getrunken zu haben.
"Aber nein.", fügte sie dann noch vor Kälte schlotternd hinzu. "Ich wüsste nicht sowas machen zu wollen."
Sie versuchte nicht ihre Lüge zu verschleiern, denn ehrlich gesagt hatte sie absolut kein bisschen Kraft mehr in ihrem Körper, was ihr Lügen jedoch um so besser machte.
Sie war völlig zusammen gebrochenes Mädchen voller Schnittwunden, dass vermutlich jeden Augenblick Ohnmächtig werden würde. Selbst sie dachte für den Moment, dass es keinen Grund gab warum sie lügen sollte, oder warum irgendjemand annehmen würde, jemand würde sich sowas freiwillig antun. Zudem waren all ihre Worte schwach und Kraft los.
"Können wir hier weg.", hauchte Loyal schließlich leise.