das Eingangsposting lautete :

Der höchste Osten der Staaten. Nicht unbedingt mein Lieblingspart
in Amerika, aber was solls.
Ich trotte etwas demotiviert durch die Straßen einer Stadt in der Nähe
einer Militärbasis. Mein Gefühl hat mich hierher verschlagen. Wie gerne hätte
ich Ace dabei, aber das geht nun mal nicht immer. Eine Beziehung zwischen
Halbgötter muss sowas abkönnen.
"Mann, was wollen wir hier eigentlich?", frage ich Phoebe, meine Schattentigerdame,
die in meinem Arm liegt und schläft. In Stofftiergröße sieht sie dabei noch niedlicher
aus, als sie es sonst auch tut.
Ein merkwürdiges Kribbeln hatte mich nach Maine gelotst. Dad meinte, dass das normal
sei bei Militärstützpunkten. Aber diesmal...? Das Gefpühl ähnelt nicht den anderen
Malen.

"Oh man, jetzt bin ich nicht nur ein freakiger Halbgott, sondern auch noch ein Monstermagnet.", stieß ich stöhnend aus. Das wurde ja immer besser.
"Bisher sind hier aber keine aufgekreuzt und ich lebe schon immer hier.", protestiere ich schwach. Die Blitz-Geschichte aus meinen Fingern heraus ist neu. Wahrscheinlich wird sie sowas dann anlocken überlege ich bedrückt.
Das Militär würde bestimmt nicht gut finden, wenn hier Monster einfallen...die sind immer alles so engstirnig und selten gut auf neues zu sprechen. Oder altes, oder überhaupt auf was, was sie nicht kontrollieren können. Und ich bin tatsächlich allein. Schon immer irgendwie. Wohl weil mein alter Herr, wer auch immer er ist, mich nicht braucht.
Das klingt ja total toll...

Familie... ich sehe mir das Mädchen an. "Willst du damit sagen, das wir einfach alle so ein Verwandschaftsdings laufen haben. Soweit ich mich erinnere haben die europäischen Götter schon immer alle mit allen was gehabt. So nach dem Motto jeder mit jedem. Eklig! Oder habe ich vielleicht Geschwister, wenn ich raus finde, wer mein Vater ist?
Griechen und Römer? Die Römer haben bei den Griechen geklaut, oder nicht? Gibts da dann einen Unterschied.
Wo ist den dieses Camp?"
Ich weiß, eine Meeeenge Fragen, aber ich kann mich gerade nicht mehr zurück halten. Offensichtlich habe ich mich jetzt auf die Theorie von Evelyn eingelassen. Oh man, was kommt da nur auf mich zu?

Ich horche auf nach ihrem Schwall Fragen. Zorros Flügelschlag ist unverkennbar. Bestens.
"Ja, also dass die Götter überall Affären haben, stimmt. Und ja, du hast Geschwister. Sie sind auch von... deinem unbekannten Vater. Sie sind im Camp in der Nähe von New York. Long Island. Wenn du willst, dann zeige ich es dir. Vorausgesetzt du hast keine Angst vorm Fliegen oder vor Pferden."
Über uns noch über dem Blätterdach erklingt ein Wiehern. Mein schwarzer Pegasus Zorro hat gute Laune. Hinter mir maunzt Etwas leise. Okay, sie waren wohl zusammen unterwegs.
Ich drehe mich um und hebe Phoebe auf.
"Das ist Phoebe. Sie ist ein Schattentiger. Und der da oben, das ist Zorro."
Wenn mir Casia immer noch nicht wirklich glaubt, überzeugt sie vielleicht das. Wo gibt es schon Pegasi?
"Und wegen der Römer-Griechen-Sache. Darüber reden wir besser wann anders. Da gibt es tatsächlich Unterschiede."

Ich starre! Schon wieder! Mühsam reiße ich mich am Riemen und zusammen, aber natürlich platzt doch etwas aus meinem vorlauten Mund heraus.
"Was zur Hölle... Schattentiger? Und ein geflügeltes Pferd?! Da laus mich doch der Affe, du hast Sparkel Begleitviecher, nur das sie nicht sparkeln! Bekomme ich auch welche?"
Das wäre cool. Irgendwas total gruselig großes und gleichzeitig mehr liebes als böses, was aber total nach böse aussieht. Sowas wie ein Testrahl, dass wäre der Hammer! Aber natürlich sollten ihn die Leute dann bitte auch alle sehen können, sonst würde es keinen Sinn machen und ich will ehrlich gesagt kein unsichtbares Haustier, welches erst sichtbar wird, wenn ich jemanden hab sterben sehen!
Aber halt! Ist mir da nicht was Wichtiges entgangen?
New York... Long Island? Ähmm, doch nen Stück weit weg.
"Ich soll einfach mit dir kommen? Auf dem Pegasus? Und was ist mit meinem Leben hier?" Welches Leben denn bitte, Casia?, klingt meine innere Stimme mal wieder sarkastisch. Trotzdem, was bedeutet das alles genau für mich? Ich kann doch nicht einfach weg... oder doch?

Klar, die magischen Tiere finden alle irgendwie cool. Außer man hasst Tiere. Dann eher nicht.
Phoebe kuschelt sich in Hauskatzengröße an mich und schaut bettelnd hoch. Offenbar hat sie
Hunger.
"Ja, also..."
Casias Fassungslosigkeit ist belustigend, auch wenn ich nicht ganz verstehe, was Sparkel sein soll.
Naja, nicht so wichtig.
"Weißt du, im Grunde ist das ein Sommercamp. Aber ein paar bleiben auch länger oder kommen zwischendrin
mal da hin, um zu trainieren und Abstand vom sterblichen Leben zu haben. Die meisten von uns fühlen sich
relativ wohl im Camp. Manche halt nicht. Die leben dann allein oder in der sterblichen Welt. Naja... Du kannst
halt jederzeit wieder hier hin, wenn du das möchtest. Außer du bist doch von Zeus und kannst dich nicht
gut verteidigen, was ich jetzt mal nicht annehme."
Zorro schlängelt sich durch das Geäst und landet neben mir. Langsam faltet er die Flügel zusammen.
Angeber!

Ich zuckte die Schultern. "Ein Sommercamp, ah ha? Aber kein Muss oder Zwang? Und wie erkläre ich das den Leuten hier? Ich kann ja schlecht sagen "Hey, ich bin ein Halbgott und mache mal Ferien für Halbgötter! Bis bald dann Leute!" Das passt irgendwie nicht zusammen. Und wenn ich jedem erzähle was ich scheinbar bin, rasten die doch aus. Das ist das Militär."
Ich zeige in Richtung der Basis der Marine. "Die gottverdammte Navy Schätzchen. Würdest du denen erzählen, es gäbe Meerjungfrauen, glaubhaft versteht sich, dann würden sie die versuchen zu fangen und alles über sie rausbekommen wollen. Mit Tests und letztendlich würden sie sie angreifen, wenn sie sie für eine Bedrohung ihrer Machtstellung halten."
Ich verschränke abwartend die Arme.
"Gibt es Meerjungfrauen?
Bist du überhaupt autorisiert mich irgendwo mit hinzunehmen, oder sind die Regeln bei der Ankunft dann plötzlich ganz andere?"
Ich klinge misstrauisch und ich finde auch zurecht. So vieles ist im Unklaren und ich weiß überhaupt nicht was ich von einem freiwilligen Sommercamp für Halbgötter halten soll.

Götter, wieso einfach wenn es kompliziert geht?
"Du sagst ihnen einfach, dass es ein Sommercamp ist.
Punkt. Wir machen normale Sachen da. Lagerfeuer,
wandern, schwimmen. Sowas halt. Klappt in der Regel.
Ach und ja. Meerjungfrauen gibt es gewissermaßen."
Ob ich autorisiert bin, sie mitzunehmen? Ähm... ja?
"Der Campleiter hat gesagt, ich soll dich mitnehmen.
Einige unserer Kundschafter hätten dich mehrmals im
letzter Zeit wahrgenommen. Er will mit dir reden. Von
Angesicht zu Angesicht. Und im Übrigen: Vergiss nicht,
wer mein Vater ist. Sowas wie Autorisierung spielt für
ihn keine Rolle."

Ich huste in meine Hand und ziehe dann eine Augenbraue hoch.
"Also von Kundenwerbung verstehst du nicht so viel, hmm?
Bei der ganzen Sache ist garantiert ein Hacken. Bis eben hast du nicht mal gesagt, dass mich dein Campleiter sehen will.
Was ist, wenn ich nicht mitkommen will? Wenn ich von all dem fern bleiben will?"
Will ich nicht, aber das ist eine andere Sache. Ich will Antworten auf meine Fragen und die bekomme ich vermutlich nur dort, auch wenn das alles wie Wahnsinn klingt und ich nicht nur die Vermutung habe, dass es da einen Hacken gibt, ich bin mir sicher, dass da einer ist.
Nicht nur die Monster in Aussicht Geschichte bestätigt mich darin, sondern jetzt auf die Art, wie Evelyn sagt, ich solle nicht vergessen wer ihr Vater ist.
Keine Ahnung wer meiner ist. Aber offensichtlich etwas, womit man trumpfen kann und was einen von normal zu besonders werden lässt. Obwohl es bei mir eher verrückt, seltsam und komisch treffen, denn das Adjektiv besonders.
Ich werde mich aber nicht sehenden Auges in eine mögliche Falle begeben, wenn ich keinen Ausweg für mich selber sehe.
Dafür ist mein Überlebenswille wohl einfach zu gut ausgeprägt.

"Ja, Götter, ich bin darin vielleicht nicht besonders gut. Aber du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht mit willst."
Ich sehe es ihr an. Die Neugierde ist zu groß, der Wunsch zu erfahren, wieso sie anders ist als die meisten in unserem Alter. Wieso ausgerechnet sie Gaben hat, die nicht menschlich sind.
Ich lege den Finger an meine Nasenspitze und tippe ein paar mal dagegen. Der Haken an der Geschichte...?
"Hm... einen Haken willst du? Gut. Neben den Monstern und der Tatsache, dass du niemandem davon erzählen darfst und vielleicht neue Probleme bekommst durch das Halbgott-Leben, daneben gibt es keinen. Wir sind auch nur Menschen. Wir leben sonst ganz normal. Wir haben nur ein wenig mehr Talent in einigen Sachen."
*Du bist sonst immer viel überzeugender, Kleines*, nörgelt eine Stimme in meinem Kopf. Thanatos. Der meldet sich immer, wenn ich ihn nicht brauche. Und der Sarkasmus in seiner Stimme macht es nicht besser.

"Ach so, dass ist also der kleine Hacken dabei.", murmele ich ironisch. Evelyn hat es offenbar total drauf wirklich wichtige Dinge so nebenbei einfließen zu lassen oder fallen zu lassen. Sowas wie: "ach ja Monster" oder "du darfst es niemandem erzählen!" und "neue Probleme". Hallo, kein kleiner Hacken! Ein riesen Hacken. Denn wie genau definieren sich diese neuen Probleme durch mein Halbgott-Leben? Und ich bin eigentlich jemand, dem Definitionen ziemlich egal sind, sondern der die Dinge einfach angeht.
Aber die Fragen, die sie so halb beantwortet behagen mir so gar nicht, obwohl sie mich durchschaut und Recht damit hat, dass ich einfach mehr wissen muss.
Aber was heißt denn bitte, nicht darüber sprechen zu dürfen! Klar würde mir erst mal sowieso niemand glauben, ich glaube es ja selbst noch nicht mal so richtig. Aber mal abgesehen davon hat sie auch diese Tatsache vorher nicht erwähnt.
Meine Vermutung ist ja im Grunde die, dass ich nicht mehr werde gehen dürfen, wenn ich mitgekommen bin. Und ich muss mit, denn ich brauche ausführliche und genaue Antworten auf meine Fragen, von denen ich eine ganze Menge habe.
Also muss ich mich entscheiden, ob ich mein Leben, was ich bisher als einziges gekannt habe, komplett hinter mir lassen möchte, oder eben nicht.
Aber auf der Basis der Navy habe ich mich noch nie Zuhause gefühlt, sondern immer fehl am Platz. Aber wenn ich mich entscheide mitzugehen werde ich auch meine Mutter nicht mehr sehen. Nicht das ich sie jetzt oft sehen würde...
Also handele ich kurz entschlossen, wie immer.
"Ok, dann los!"
Bevor ich es mir anders überlegen kann. Ob ich es bereuen werde?

"Oh okay."
Solch eine Abwehr und gleichzeitig der Wunsch mitzukommen, habe ich noch nie gesehen. Verrückt. Aber das ist nicht unbedingt unerklärlich. Viele Leute reagieren so, hat man mir gesagt.
"Möchtest du noch irgendwas in der Basis holen? Ansonsten können wir es auch wann anders holen."
Ich weiß nicht recht, ob ich an ihrer Stelle zurückwollen würde. Manchmal überlege ich ja selbst, meine Mutter nie wieder zu sehen. Aber da ich sowieso bei Ace wohne, ist das gar niht so schlimm.
"Dann hoch mir dir!"
Ich schwinge mich auf Zorros Rücken und schmiege mich an das warme Tier. Phoebe hängt irgendwie in meinem Kragen, sodass ihr schwarzroter Kopf nur noch hervorschaut.
Auffordernd halte ich Casia die Hand hin.
"Eine neue Welt erwartet dich!"

Ob ich was holen möchte? Ja eigentlich schon. Aber meine Dinge stecken sowieso eigentlich immer alle in genau zwei Taschen und im Gegensatz zu den meisten Teeagern und meiner chaotischen Art meines Charakters bin ich erstaunlich aufgeräumt was meinen Kram angeht. Was natürlich daran liegen könnte, dass ich innerhalb der Basis regelmäßig von einer zur anderen Familie geschickt werde und selten lange in einem "Zuhause" wohne. Ich bin ein regelrechter Couchsurfer, wenn man so will, nur eben eigentlich nicht freiwillig.
"Meine Taschen, das wäre zumindest ganz gut.", bemerke ich darum nur, als wäre es mir ziemlich egal, ob jetzt oder später. Was es nicht ist! In der einen Tasche ist tatsächlich ein Schwert und außerdem mein Zeug, was ich so mache. Was wirklich Begeisterung in mir hervorruft und mich in düsteren Momenten wirklich glücklich machen kann. Mein Schmuck, den ich selbst gemacht habe. Klar, ich laufe jetzt nicht rum, wie das ganz modische Püppchen und meistens eher in Armyhose und Shirt, aber ich habe einen Faible für schöne Dinge. Ich bin auch nur ein Mädchen!!!

"Ach nee, wer hätte das Gedacht.", murmele ich nur ironisch, bevor ich die Hand von Evelyn ergreife und mich hinter ihr auf das geflügelte Pferd schwinge, was ich vorher noch vorsichtig beäugt habe.
Eigentlich soll man sich Tieren ja vorstellen und sie erst mal an einem schnuppern lassen, hab ich mal gehört und auch in Filmen so gesehen. Nicht, dass der Pegasus mich nicht leiden kann und mich mitten im Flug runter schmeißt. Das wäre irgendwie... nicht so gut. Aber für nette Bekanntschaften mit Tieren bleibt mir keine Zeit.
Ein Tier wäre schon toll, bisher durfte ich nie eines haben. Wenn man selbst kein Zuhause hat, kann man nicht auch noch ein Haustier mitschleppen. Naja...

"Machen wir später, es sei denn, du willst partout nicht im Camp bleiben."
Mir entgeht ihr kurzer Blick zu Zorro nicht. Den hatte ich oft genug bei Keith gesehen, der ja Angst vor Pferden hat. Verrückt irgendwie. Aber was soll man machen.
'Ab nach Hause?', wiehert Zorro in meinen Gedanken. Ich muss darauf nicht antworten, er hebt einfach ab.
Dass ich ihn telepathisch hören kann, wenn wir uns berühren, ist schräg, aber echt praktisch.
Zorro fliegt ruhig und sanft, sodass nichts passieren kann.
Abwesend spiele ich mit meiner Kristallkette herum und meine Gedanken wandern zu dem Tag, an dem ich Ace beinahe verloren hätte.
"Seit wann passiert das mit der Elektrizität eigentlich schon?", frage ich, ohne mich nach Casia umzudrehen.

Erneut verwirrt sitze ich jetzt halb auf dem Hintern dieses riesen Pferdeviehs und frage mich, was Evelyn jetzt sagen wollte. Das wir meine Taschen später holen? Nein, jetzt! Ich brauch meine Taschen und sollte ich nicht mehr weg kommen, auf normalem oder schrägen-Pferde Weg so will ich doch wenigstens mein Zeug.
Außerdem, wer weiß, ob die in der Basis meine Sachen nicht weg tun, wenn ich plötzlich nicht mehr auftauche?!
"Hey, was ist jetzt mit meinen Sachen, wenn ich mit muss, dann brauche ich die!", rufe ich gegen den Wind an, der auf dem Rücken des Gauls herrscht. Außerdem ist es echt etwas kalt. Stört Evelyn das gar nicht?
Ich kann sie auch über den Wind nicht verstehen, da sie nach vorne spricht. Bleibt zu hoffen, dass sie wenigstens mich gehört hat.
"Was hast du gesagt?", füge ich also noch an und sehe vorsichtig nach unten. Oh man, gut, dass ich keine Höhenangst habe.

Ich höre leise, was sie sagt. Das Rauschen des Windes übertönt ihre Stimme beinahe.
"Na gut."
*Runter, Zorro. Wir müssen unauffällig in die Basis.*
*Sehr wohl, Miss!*, erwidert das Pferd in meinem Kopf. Schon gehen wir auf Sinkflug.
"Ich sagte, seit wann hast du diese Elektro-Geschichte schon?", wiederhole ich, als sie nachfragt. Okay, vielleicht war es ein bisschen blöd, sich nicht umzudrehen.
Unter uns liegt die Basis der Navy. Ich muss einfach an Navy CIS aus dem Fernsehen denken. Abby ist einfach super. Aber egal. Unwichtig.

Oh gut! Wir holen mein Zeug. Aber wie zum Teufel soll ein geflügeltes Pferd am Himmel nicht auffallen? "Ahhh kann man uns eigentlich sehen? Das könnte Stress geben.", bemerke ich so laut ich kann ohne zu schreien.
Die Elektrosache? Das interessiert sie jetzt? Na gut...
"Schon soo hmm genau weiß ich nicht, aber schon sooo sechs Monate?"
Meine Stimme klingt wie eine Frage. Denn irgendwie weiß ich es gar nicht mehr so genau. Am Anfang waren es Ausfälle elektrischer Geräte, die ich aber gar nicht mir zurechnete. Dann statische Ladungen verschiedener Dinge von denen andere einen kleinen Schlag bekamen, wie wenn man einen Rolltreppenhandlauf im falschen Moment anfasst. Dann habe ich Elektrizität abgesondert wenn ich emotional wurde und dann sprang diese irgendwann auch auf andere Menschen über.
Also alles etwas verworren. Keine Ahnung ob die Sache mit den Geräte Ausfällen begonnen hat. Aber das war vor ungefähr sechs Monaten.
Also zucke ich nur die Schultern und hoffe, dass ich nicht vom Pferd falle.

"Sehen? Nein, eigentlich nicht."
Ich schnippe mit den Fingern. Mittlerweile funktioniert der Nebeltrick schon besser, was nur von Vorteil ist. Besonders bei einer Navy-Basis.
Ein halbes Jahr schon und keine Monster bisher? Ich hatte immer mal wieder Besuch. Seltsam. Aber wer weiß, woran das gelegen hat. Vielleicht auch an dem Bewusstsein, wer mein Vater ist.
"Und das ist niemandem aufgefallen?", frage ich nach. Das ist absolut unmöglich. Irgendwer muss es bemerkt haben. Irgendein anderer Halbgott muss doch auch bei der Navy sein. Ein Erwachsener von mir aus. Aber irgendwer muss doch was gespürt haben.

Ich war erleichtert, dass man uns nicht sehen würde. EIn geflügeltes Pferd war echt schwer zu erklären und zu behaupten, man hätte ihnen allen Drogen ins Essen gemischt wäre gewagt gewesen, nur um es als Halluzination deklarieren zu können. Besser wenn es erst gar nicht gesehen wurde, egal wie das auch immer ging.
"Ich weiß es nicht. Zu mir ist niemand gekommen, der mir wie du erzählt hat, ich sei eine Halbgöttin und damit vermutungsweise die Tochter von irgendeinem Gott. Wenn auch nicht von Zeus, wie du so schön betonst."
Ich zuckte hinter ihr die Schultern und sah nach unten, auf die immer näher kommende Erde. Hoffentlich konnte das Pferd sicher landen. Ich würde nicht lange brauchen, ich musste nur in mein momentanes Zuhause, meine Taschen nehmen, Zahnbürste hinein und fertig.
"Wieso ist das wichtig? Du hast mich entdeckt und ich hab mich bereit erklärt mitzukommen, oder? Und Monster waren hier auch noch keine, wie du befürchtet hattest."

"Schon gut, schon gut", wehre ich ab. "Geh du deine Sachen holen. Ich warte hier."
Sanft landet Zorro hinter einem Gebäude auf dem Gelände der Navy. Stirnrunzelnd blicke ich mich um. Das ist keine Umgebung für ein Kind. Zumindest nicht für ein normales. Für einen Demigott hingegen... Doch, das passt. Im Grunde ist das ganze Camp ja eine Armee. Die Römer zeigen das noch deutlicher. Römer... Ace...
'Liebe ist schon was Schönes', bemerkt jemand in meinem Kopf.
'Maul zu, Zorro!', antworte ich und strecke ihm imaginär die Zunge raus.
Dann sehe ich Casia an.
"Lass dir Zeit. Ich warte auch ne Ewigkeit, wenn es sein muss."

"Ironie steht dir nicht, dazu siehst du zu niedlich aus.", bemerke ich, während ich hinten vom Pferdehintern rutsche. Ihre Bemerkung war schon fast sarkastisch, aber Mensch, ich muss doch erst mal sehen, wie ich wieder von diesem Gaul runter komme.
Erneut auf meinen eigenen Füßen stehend mit festem Untergrund unter mir nicke ich Eve kurz zu, die sich in der Basis umsieht. Ich verfalle in einen schnellen Laufschritt und suche meine letzte Unterkunft auf.
Die Mutter ist zwar da und scheint in der Küche zu werkeln bemerkt mich aber nicht, als ich mich leise durch das Haus bewege.
Sie waren ganz ok, wenn auch recht unterkühlt. Aber wer will schon eine Teenagergöre, deren Mutter nie da ist bei sich aufnehmen. Dabei bin ich noch nicht einmal ein Chaosclown.
Meine Taschen sind schnell aus der Ecke gezogen. Die wenigen Dinge, wie Zahnbürsten und so landen fluchs oben drauf und ich ziehe alles zu und schultere beide Taschen. Dann verschwinde ich genauso leise, wie ich gerade gekommen bin und mache mich erneut auf den Weg zu Evelyn.
Mein Anblick hätte mit den beiden großen Taschen, über jeder Schulter eine, seltsam wirken können, aber alle die mir begegnen kennen diesen Anblick, weil ich öfter mal hin und hergeschoben werde, Unterkunfts-mäßig.
Also sagt keiner was.
Bei Evelyn angelangt sehe ich mich vorsichtshalber noch mal um.
"Kann das Flügelpferd das alles tragen?", will ich sicherheitshalber wissen, bevor ich mich ans Aufsteigen mache.

"Ich bin nicht niedlich. Das ist bloß mein Vater schuld...", erwidere ich schmollend. Der sanfte Tod. Sanft und zuckersüß.
Mein Blick folgt ihr, bis ich sie nicht mehr sehen kann.
Leise singe ich vor mich hin, während wir auf Casia warten.
"Nettes Plätzchen, oder, Phoebe?", frage ich meinen Tiger und Phoebe maunzt widersprechend. Ja, sie hat recht. Das ist nicht gerade der Ort, an dem ich mein Dasein fristen will.
Casia ist schon schnell wieder da. Ein Glück, dass der Nebel wirklich funktioniert hat. Niemand hat uns bemerkt, niemand hat Alarm geschlagen.
"Deine Taschen? Oh öhm..." Ich lege den Kopf schief, aber da wiehert Zorro schon empört.
'Also bitte! Mylady! Ich bin ein stattliches Ross! Ich kann das natürlich alles tragen!'
Ich lache leise.
"Jetzt hast du ihn beleidigt", erkläre ich Casia. "Komm schon, er macht das schon."

"Oh Mann!", stöhne ich. Ich habe das Pferd beleidigt, ich bin versucht meine Augen zu verdrehen. Bei normalen Tieren ist es schon nicht gut, wenn ein Pferd über längere Zeit zwei Reiter trägt, nicht einmal wenn es so kleine Pimpfe sind wie Evelyn und ich. Meine Taschen haben aber bestimmt ein Gesamtgewicht von einer weiteren Person, weshalb ich auch immer in Bewegung sein muss, wenn ich sie trage. Halten ist nicht drin, weil ich sonst das Gefühl habe, ich breche mir an den Dingern beide Schlüsselbeine und die Schultern.
Aber wenn das Pferd meint, es kann alles tragen, bitte sehr? Wie krass ist das denn?! Das Pferd sagt, wos lang geht. Mir solls egal sein. Mit einem Stöhnen überlege ich, wie ich jetzt samt der Taschen wieder auf den Pferderücken komme.
Oh man, das wird eine Aktion. Die eine Tasche landet am Boden und die andere schiebe ich auf den Rücken des Pegasus. Dann kommt die zweite dran und ich hoffe er steht weiterhin so still, nicht dass alles auf der anderen Seite wieder runter fällt.
Hüpfend katapultiere ich mich dann selbst auf das Pferd, so gut ich eben kann und drohe im nächsten Moment gleich wieder vom Pferdehintern zu rutschen. Scheiße!
Vorsichtig quetsche ich mich mit den ungesicherten Taschen hinter Evelyn.
"Wäre besser die irgendwie fest zubinden.", murmele ich. Aber woran? Man kann dem Tier nicht einfach einen Strick um den Bauch binden. Soviel weiß ich dann auch noch über Pferde.
Wenigstens sitze ich wieder oben.

Casia reagiert wie viele auf zorros Angeberkurs. Ich seufze nur und stupse Phoebe, die immer noch in meinem Shirt steckt und wie ein kleines Stofftier aus meinem Kragen lugt.
"Bring die Taschen schon mal nach Hause in die Thanatos-Hütte und warte da", bitte ich sie sanft. Verschlafen blinzelt sie mich an, macht dann ein fast seufzendes Geräusch und krabbelt zu den wackelig hinter mir stehenden Taschen. Wenn wir die bei uns behalten, rutscht entweder eine davon irgendwann runter oder noch schlimmer, Casia macht den Abflug. Im wahrsten Sinn des Wortes. Und das wäre suboptimal.
Im Grunde könnten wir auch alle Schattenreisen mit Phoebe, aber das möchte ich Casia nicht antun. Die meisten hassen Schattenreisen und sich einem Tiger dabei anzuvertrauen ist nicht wirklich das, was man sich von Herzen wünscht.
Phoebe verschwindet mit je einem Tragegurt jeder Tasche im Maul in der Dunkelheit und Zorro kichert auf: 'Das kitzelt!'
"Deine Taschen sind dann schon mal da, wenn es dich nicht stört. Das geht einfacher und wir verlieren sie nicht unterwegs."

Verwirrt wollte ich gerade fragen, was sie ihrer Katze da erzählt, als das Tier nach hinten kommt und die Trageriemen meiner Taschen ins Maul nimmt und wahrscheinlich vollsabbert. Im nächsten Moment ist die Katze samt den Taschen verschwunden und ich sperre Mund und Augen auf. Was zum... Teufel?! Gerade will ich zum wütenden Protest ansetzen, als Evelyn grob über ihre Schulter erklärt, was mit Katze und Taschen geschehen ist.
Ich hatte Mühe die Dinger festzuhalten und musste befürchten, dass sie oder ich vom Pferd rutschen, aber der Transport via Katze gefällt mir auch nicht so gut.
"Ah ha.", würge ich also nur hervor und hoffe, dass sowohl ich, als auch mein gesamtes Hab und Gut wohl behalten dort ankommt, wohin auch immer wir wollen. Scheinbar sind wir in Richtung New York unterwegs, also in etwa, wenn ich mich richtig orientiere.
"Wo liegt dieses Camp noch mal?", schreie ich gegen den Wind. Vielleicht hat Evelyn es mir schon einmal gesagt, aber ich habe es wieder vergessen.

Casia klingt nicht gerade glücklich, aber ich verkneife mir den Kommentar, dass sie froh sein sollte, dass wir nicht mit schattenreisen. Das wird ihr wahrscheinlich ziemlich egal sein.
Unter uns jagt die Erde vorüber. Ich liebe fliegen! Jedenfalls mit Dad und mit Zorro. Das erste Mal bin ich direkt nach meiner Geburt geflogen in Griechenland und bei der Heimkehr nach Amerika dann wieder. Man kann also sagen, ich wurde früh zum Fliegen herangezogen. Dass ich keine Flügel habe, ist dabei jedoch ein blöder Nachteil.
Casias Stimme stiehlt sich in meine Gedanken. Ich drehe mich um, damit sie mich hören kann, denn der Wind brüllt uns dezent an.
"Long Island."
Ich glaube, das hab ich schon gesagt. Aber was solls. Niemand merkt sich alles auf einmal, wenn man ihn in neue Gewässer wirft. Für Casia gibt es da keine Ausnahme.

Ich nicke, als Eve mir antwortet. Long Island ist in der Nähe von New York, also passt die Richtung. Evelyn scheint das Fliegen auf ihrem geflügelten Pferd zu genießen. Mir selbst behagt es weniger. Zum einen weil ich bisher noch nie in meinem ganzen Leben geflogen bin, nicht einmal mit einem Hubschrauber oder Flugzeug, zum anderen weil ich Angst haben muss, vom Pferdehintern zu rutschen, der nicht so viel Halt bietet wie man annehmen würde. Außerdem lassen die Flügelschläge das Tier auf und ab pendeln und man könnte glatt seekrank werden.
Mein Glück, dass ich in meinem Leben bisher auf so manchem Boot gewesen bin und nicht zur Seekrankheit neige. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich schon von Zorros Rücken übergeben müssen.
Eigentlich habe ich keine Lust mich über den schreienden und heulenden Wind zu unterhalten, aber mir brennen eben immer noch einige Fragen unter den Nägeln.
"Wie werden die heraus finden, wer mein Vater sein könnte?", brülle ich darum gegen den Wind an und hoffe, dass ich nachher noch Stimme habe, denn sonst werde ich wohl nur noch krächzen können, wenn das noch länger so geht.
"Und was ist mit den Monstern? Hast du keinen Schiss, dass die uns auch hier erwischen können? Bisher waren noch nie Monster hinter mir her..."