"Vertrau mir", haucht die Stimme und ich fahre erschrocken herum.
Hinter mir steht ein... Schatten... oder sowas.
"Ich bin Chaos, der Erschaffer! Vertrau dich mir an und du wirst grenzenlose Macht erfahren!"


Ich fahre aus dem Schlaf.
Das ist jetzt schon die dritte Nacht, in der diese Szene in meinen Träumen auftaucht.
Irgendwo im Raum atmet Hellen friedlich vor sich hin und die Fackeln an den Wänden in der Hütte knistern leise.
Ich kann nicht mehr einschlafen. Sobald dieser Traum kam, war ich immer hellwach.
Also entschließe ich mich dazu, aufzustehen und mich zur Statue des Thanatos zu setzen.
Der Morgen bricht wohl schon an, denn die Fensterläden sind geschlossen, um die aufgehende Sonne aus der Hütte auszusperren.
Ratlos schaue ich der Figur ins Gesicht.
"Dad, was soll ich damit anfangen?", frage ich ganz leise.
"Geh zur Morpheus-Tochter, mein Kind", antwortet mir Thanatos in meinen Gedanken, "Sie kann dir helfen."
Ich nicke.

Schon die ganze Nacht sitze ich im Lotussitz auf dem Boden der Morpheushütte und sehe mir die Träume der Camper an. Man sollte diese Fähigkeit nicht unterschätzen. Denn Träume sind nicht einfach nur Dinge die im Schlaf kommen und verschwinden wenn wir aufwachen. Aus Träumen kann man lernen und etwas über die Person erfahren. Dann schlage ich die Augen auf als es an der Tür klopft. Ich werfe einen Blick zur Uhr die von dem Kerzenlicht beleuchtet wird. 2:37 Uhr. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Als ich sie öffne erblicke ich das Mädchen aus der Thanatoshütte.
"Guten Abend. " sage ich verdutzt. Was will sie denn hier?

Zu warten, bis es heller wird, empfinde ich als Zeitverschwendung. Ich ziehe mir rasch etwas an und schleiche aus der Hütte.
Es ist Neumond. Wahrscheinlich sind die Fensterläden deswegen geschlossen. Wenn kein Mond auf die Hütte scheint, dann gehen auch die Fensterläden nicht auf.
Im Licht der Sterne laufe ich mit schnellen Schritten zur Hütte des Morpheus.
Ein Gefühl sagt mir, dass besagte Morpheus-Tochter noch wach ist.
Ich klopfe ohne zu zögern an.
Die Tür geht auf und ein Mädchen, das etwas älter ist als ich, begrüßt mich. Man sieht ihr deutlich an, dass es sie überrascht, dass um diese Uhrzeit jemand bei ihr vorbei kommt.
"Hallo, ich bin Evelyn. Ich brauche deine Hilfe", erkläre ich. Normalerweise würde ich nicht so rundheraus sagen, dass etwas nicht stimmt, aber dieser Traum macht mich wirklich fertig.

Ich stütze mich mit dem Ellenbogen am Türrahmen ab und die Hand stützt nun mein Gesicht. Ich sehe jetzt wohl so aus wie Charles Xavier wenn er die Gedanken von anderen Leuten liest. Doch es ist nicht gleich. Ich sehe in Evelyns, wie sie sich vorgestellt hatte, Kopf. Ich sehe ihre Träume vorbeiziehen nicht ihre Gedanken. Ich finde den Traum. Schon dreimal hat sie davon geträumt.  Ich stelle mich wieder aufrecht hin.
"Komm herein."
____________________________________________________
So sieht das etwa aus:

Ein eiskalter Schauer läuft meinen Rücken herunter und ich schüttele kurz meine Arme aus.
Was auch immer das war, es gefällt mir nicht so besonders gut.
Als mich das Mädchen hereinbittet, betrete ich schnell die Hütte.
Ohne abzuwarten, platze ich heraus: "Dieser Chaos will irgendwas von mir. Seit drei Nächten träume ich immer wieder das Gleiche. Es ändert sich absolut nichts am Traum. Was soll das?"
Ich bin nervös, gebe mir aber keine Mühe, das zu verstecken.
"Chaos besitzt solch eine Macht... Das habe ich noch nie gespürt!", rede ich weiter und sehe das Mädchen hilfesuchend an. "Bitte, kannst du machen, dass es aufhört? Weißt du, was ich tun soll?"

Ich schließe die Tür und höre ihr zu. Ich lege die Hände auf ihre Schultern und drücke sie sanft aufs Bett und gebe ihr ein Glas Wasser in die Hand. Ich denke darüber nach.
"Normalerweise kann ich die Träume von anderen beeinflussen wie ich will aber da du hier von einem Gott beeinflusst wirst kann ich nichts versprechen. Ich kann in deinen Traum sehen wenn du willst. Dann kann ich versuchen ihn zu ändern. Ich weis aber nicht ob das in diesem Fall von nutzen wäre. Chaos ist mächtig er wird sich nicht einfach vertreiben lassen. Wenn du willst können wir es versuchen. Wenn es nicht besser wird ist klar das Chaos dir etwas mitteilen will. Vielleicht ändert sich der Traum irgendwann auch. Dann können wir mehr erfahren." erkläre ich ihr und überlege ob ich Morpheus selbst um Rat fragen sollte.

Sarkastisch lache ich.
"Schön wärs, wenn er nur ein Gott wäre... Ich hab nachgeschaut. Chaos ist der Anfang von allem... Er ist so viel größer und mächtiger als die Götter und die Titanen."
Ich trinke hastig und schüttele dann den Kopf.
"Irgendwas müssen wir tun. Bitte sieh in meinen Traum. Vielleicht siehst du irgendwas, das ich nicht sehen kann."

"Das ist wahr. Dann müsstest du aber wieder einschlafen. Dann kann ich sehen ob mir etwas aufällt." Eigentlich war diese Idee nicht allzu gut, denn wenn Chaos mich entdecken würde, würde das Folgen haben.
"Sollen wir es jetzt sofort ausprobieren? "

Unbehaglich rutsche ich hin und her.
"Ich weiß nicht recht, ob ich jetzt noch einschlafen kann... Bei den Hypnos-Kinder klappt das öfter nicht. Hat irgendwas damit zu tun, dass Hypnos und Dad Zwillinge sind, denke ich. Aber vielleicht kriegst du mich ja zum Einschlafen."
Ich halte inne.
"Ist das auch nicht gefährlich für dich?"

Ich sah zu Boden.
"Wenn Chaos mich entdeckt wird es gefährlich für mich werden. Aber wir werden es versuchen."
sage ich und gehe zu einem kleinen Tischchen. Dort hole ich das Schlaffmittel heraus. Dabei sage ich: Ich selbst kann dich nicht einschlafen lasse. Theoretisch würde es klappen aber dann wäre auch ich für einen Weile weg. Also müssen wir den altbekannten einfachen Weg nehmen! " Ich drehe mich wieder zu ihr. "Ich wecke dich auf wenn es schlimm wird."

"Ich hoffe, es geht alles gut..."
Ich greife schnell nach dem Schlafmittel und nehme es zu mir, bevor ich noch anfangen kann zu zögern.
Dann rolle ich mich auf die Seite und schließe die Augen.

Das ging jetzt schnell. Ich knie mich neben sie auf das Bett und warte noch einen Moment. Wenn man einschläft fängt man nicht sofort an zu träumen. Als ich merke das der Traum losgeht schließe ich die Augen und konzentriere mich darauf in den Traum zu gelangen.

Das gleiche Szenario, die gleiche Stimme.
Wieder drehe ich mich erschrocken um und wieder erfasst mein Blick ein schwarzes, waberndes Etwas, das sich mir als "Chaos, der Erschaffer" vorstellt.
Ich weiß nicht, ob die Morpheus-Tochter hier ist, ob sie genug gesehen hat, aber ich schrecke wie schon die Male zuvor aus dem Schlaf.

Chaos. Ein wirbelnder Schatten aus schwarzem nichts. Er sagt nur seinen Namen. Sonst nichts. Evelyn wird unruhig. Als sie hochschreckt öffne ich die Augen wieder.
"Er sagt nur seinen Namen. Sonst nichts. Hast du etwas mit Chaos zu tun, weist du ob er Kinder hier im Camp hat oder anderswo gibt es irgendeine art, Verbindung zwischen euch?" frage ich und stehe auf um auf und ab zu gehen.

"Er... da stimmte was nicht...", murmele ich, "Normalerweise sagt er mehr..."
Dann sehe ich auf: "Er hat nur meine Großmutter Nyx und ihre Geschwister hervorgebracht. Halbgottkinder hat er keine. Er kann nicht lieben. Eine Verbindung? Nein... Ich denke nicht, dass ich irgendwas mit ihm zu tun habe."
Ich schweige und denke an den einen Fiebertraum, den ich mal hatte, als ich unter Einfluss von Mantikorengift stand. Diese Machtgeschichte scheint für mein Schicksal eine Bedeutung zu haben.
Ich folge dem Mädchen mit den Augen.
"Ich kann nicht die einzige Demigottheit sein, die diese Träume hat, oder?"

"Nyx...hat die Kinder?" murmele ich eher zu mir als zu ihr.
"Bist du bestimmt nicht. Jetzt wo du es sagst, warum bin ich nicht sofort drauf gekommen?" ich setzte mich wieder hin und schließe die Augen.
"Ich schaue mal in die Träume der anderen Camper. Sei so nett und sei solange still, bitte." sage ich und tauche dann ab.

"Ja, Nyx hat Kinder. Bei den Römern und auch hier bei uns", sage ich schnell. Dann verstumme ich, als Morpheus' Tochter in den Träumen abtaucht.
Ich betrachte meinen schwarzen Kristall, der an einer Kette um meinen Hals baumelt, eingehend und denke nach.
Wieso hat mir das Gift des Mantikors solch einen ähnlichen Traum beschert? Ich schaudere. Wenn jetzt irgendwas mit mir nicht stimmt? Was ist, wenn ich tatsächlich Schuld an der Vernichtung der Menschheit haben werde? Wenn ich mich gegen die Götter stelle und egoistisch werde? Was passiert dann? Trage nur ich diese mögliche Zukunft mit mir?

Die Traumwelt stellt sich jeder verschieden vor. Bei mir sehe ich die Gesichter der jeweiligen Personen und daneben eine Tür. Darin befinden sich riesige Regale mit Schubladen. Jede Schublade hat ihren eigenen Traum. Ich suche eine ganze Weile, finde aber nichts. Ich passe auf das alle Schubladen und Türen geschlossen sind, damit die Träume nicht abhauen und ich bei jemand anderen einnisten, und öffne die Augen wieder.
"Ich konnte nichts in der Art finden." sage ich und drehe mich wieder zu Evelyn.
"Hattest du früher schon mal ähnliche Träume?" natürlich könnte ich einfach nachsehen aber das erschien mir dann doch unhöflich.

Sie taucht wieder aus den Träumen auf und fragt mich danach, ob ich zuvor schon etwas ähnliches geträumt habe.
Unglücklich senke ich den Kopf und flüstere: "Ja. Einmal. Es war furchtbar."
Für einen Moment schweige ich und starre stumm auf den Boden, dann sehe ich auf.
"Aber da war ich vergiftet. Dann bedeuten die Träume doch nichts, oder?" Die Hoffnung steht mir mit Sicherheit ins Gesicht geschrieben, aber das kümmert mich gerade herzlich wenig.

Ich atme aus.
"Das kann ich noch nicht sagen.Was hast du da geträumt?" frage ich sie.

Ich schüttele wild den Kopf.
"Darüber mag ich nicht sprechen. Ich fühle mich nicht bereit dazu."
Bittend sehe ich das Mädchen an.

(Ich muss dich irgendwie mal nach deinem Namen fragen im Play xD Ist anstrengend einen auf unwissen zu machen ^^)

"Darf ich ihn sehen?" fragte ich Eve. Dann fiel mir auf das Eve meinen Namen gar nicht kannte.
"Ich heiße übrigens Telina."

(Danke )

Ich ringe mit mir. Sicher wäre es gut, wenn jemand wüsste, was ich gesehen habe, aber ich habe solche Angst davor, dass man mich damit alleine lässt. Dass man mich einfach stehen lässt und nie wieder anschaut.
"Ich... weiß nicht...", bringe ich heraus und rolle mich in Embryonalhaltung auf dem Bett zusammen. "Gib mir etwas Zeit, Telina... Vielleicht..."

(Bitte )

"War es denn so schlimm? Du musst ja auch nicht daüber reden eigentlich, musst du gar nichts tun."

"Schlimm ist gar kein Ausdruck...", murmele ich in meinen Shirtkragen und schaue zu Telina.
"Ich glaube außerdem nicht, dass du das verstehen wirst. Ich..."
Ruckartig stehe ich auf. Mein Entschluss steht fest.
"Lass uns bitte an den See gehen. Ich kann das hier nicht."